Archiv


Ganz der Bowie-Welt ausgeliefert

David Bowie ist eine Ikone des Pop. Nicht nur seine Musik macht ihn unvergessen. Er ist eine Kunstfigur und hat selbst Kunst geschaffen. Für eine Londoner Ausstellung öffnete er nun sein Archiv. Die Retrospektive zeigt auch die Geschichte des frühen, erfolglosen Bowies.

Von Louise Brown |
    50.000 Karten sind bereits für die neue Ausstellung an dem Londoner Victoria & Albert Museum verkauft worden, die dieses Wochenende beginnt - nicht für eine Da Vinci oder Caravaggio-Schau wohlgemerkt, sondern für eine Retrospektive über den Musiker David Bowie. Damit ist das V&A nicht das einzige Museum, das derzeit Popstars in seinen heiligen Hallen präsentiert. Im vergangenen Jahr widmete das Museum of Modern Art in New York der Band Kraftwerk eine Retrospektive. Dort ging es allerdings mehr um das musikalische Werk der Künstler als um die Musiker an sich. Bei der Ausstellung "David Bowie Is" dagegen, für die Bowie eigens sein Archiv geöffnet hat, gibt es Setdesigns und Schuhe, Kostüme und Kinderfotos des Künstlers. Bleibt die Frage: Wer ist dieser Bowie eigentlich? Louise Brown hat sich umgeschaut.

    Das erste, was in der David Bowie Ausstellung auffällt - es muffelt:

    Louise Brown: "Puh, das stinkt aber nach verrotteten Apfelsinen, und hier sieht man eine riesige Pyramide aus Apfelsinen, ein nachgestelltes Kunstwerk aus den 60er-Jahren, neben einem Video von Gilbert & George. Und jetzt – gehen wir mal rein!"

    Die groß angekündigte Retrospektive über David Bowie im Victoria & Albert Museum soll eben alle Facetten des Musikers zeigen: die Kunst, die ihn inspiriert hat. Die Mode, die er getragen hat. Wie er eben die "Kunstfigur" David Bowie geworden ist:

    Kuratorin Kathryn Johnson:

    "Ich glaube, das frühe Material gibt einem einen neuen Einblick in die Figur Bowies; wir alle kennen Bowie Superstar aber nicht den Bowie, der viele Jahre wenig Erfolg in London hatte."

    Louise Brown: "Hier im ersten Raum Bilder von David Bowie im Alter von zehn Monaten. Ein ganz süßes Baby, aber ob das mir wirklich etwas über den Musiker sagt?"

    Wirklich spannend wird es erst dort, wo Bowies Karriere richtig durchzustarten begann. Nämlich mit seinen knalligen Outfits:

    Louise Brown: "Auch nicht schlecht: der Union Jack Mantel von Alexander McQueen, eigens entworfen für Bowies "Earthling"-Tour."

    Die waren alle für Bowies zahlreiche Alter Egos, mit denen er immer ein wenig wie von einem anderen Planeten aussah:

    Louise Brown: "'"Major Tom, Ziggy Stardust, Aladin Zane Halloween Jack, The Thin White Duke, Detective Nathan Adler and the Minotaur... and of course: David Bowie himself!""

    Unter der Decke hängen Videoprojektionen mit Bowies Performancekunst; in einem verdunkelten Raum düstere Selbstporträts, gemalt von Bowie Ende der 70er-Jahre in Berlin. Aber auch Andy Warhol-Prints, Holzschnitte deutscher Expressionisten und Textauszüge aus George Orwells "1984". In der Ausstellung ist man ganz der Bowie-Welt ausgeliefert. Das ist überraschend spannend - sogar für Nichtexperten:

    Besucherin: "I don’t know his music at all!"

    Und natürlich kann man etwas lernen:

    Kathryn Johnson: "He had a 26 inch waist!"

    Er hatte eine Taille von 66 Zentimeter! Bleibt die Frage, ob ein Popstar, der 1972 mit orange-gefärbtem Vokuhila-Haarschnitt und Ganzkörperanzug die "Top of the Pops"-Zuschauer schockierte, heute überhaupt noch relevant ist? V&A Direktor Martin Roth:

    "Ich glaube, wir brauchen das, Stilikonen, die uns erklären, wie die Welt funktioniert hat in den letzten 40, 50 Jahren. Das andere, was ihn glaube ich so extrem wichtig macht, ist, dass er eine Projektionsfläche ist für alle."

    Dem erfolgreichen Vorverkauf nach scheint "Brand Bowie" jedenfalls noch zu wirken.

    Warum, versteht man im letzten Raum der Ausstellung:

    Louise Brown: "Auf riesigen Videoleinwänden sieht man gerade David Bowie on Tour und da muss man einfach sagen, das Beste an David Bowie ist: seine Musik!"

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