Das Geschäft war lange geplant, aber lange auch nicht umsetzbar. Seit fast einem Jahr lag es auf Eis. Heute die überraschende Mitteilung von BASF: Der Tausch "deutscher Gashandel gegen russische Gasförderung" kann Ende des Jahres über die Bühne gehen. An dem gespannten politischen Verhältnis zu Russland als Folge der Ukraine-Krise war der Vollzug Ende vorigen Jahres gescheitert. Der Ludwigshafener Chemieriese wollte heute nicht sagen, warum das Geschäft heute plötzlich möglich wurde. Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft hat eine Antwort. Sein Vorsitzender Eckhard Cordes:
"Wenn ich es richtig deute, dann hat niemand Interesse an einer Eskalation der Lage, sodass, glaube ich, insgesamt wir jetzt eine politische Situation haben, dass auch BASF diese Bedenken zurückstellen kann und das Primat, in dem Fall sage ich das bewusst, der Wirtschaft wieder nach vorne schieben kann und eine sinnvolle Transaktion abschließen kann."
Von wem die Signale ausgingen, ist nicht wirklich auszumachen: Hat die Politik den Weg bereitet? Hat sie die Unternehmen ermuntert, es nun nochmals zu versuchen und damit ein Entspannungssignal vorzubereiten? Oder haben sich die Unternehmen eigenmächtig getraut, um die Sanktionspolitiker auf beiden Seiten zu frustrieren und ohnmächtig zu machen?
BASF will sich auf Gas- und Öl-Förderung konzentrieren
Sicher ist: Das Geschäft wird so abgewickelt, wie sich BASF und Gazprom das vorgestellt haben. Die BASF-Tochter Wintershall gibt das hiesige Gashandels- und Gasspeichergeschäft vollständig an Gazprom ab. Zusätzlich wird Gazprom mit 50 Prozent an Suche und Förderung von Erdöl und Erdgas in der Nordsee beteiligt. Im Gegenzug erhält Wintershall eine Sperrminorität von 25,01 Prozent an zwei Vorkommen in einem westsibirischen Erdgasfeld. Lars Hettche vom Bankhaus Metzler über die Motive der BASF:
"BASF möchte sich komplett aus dem Handelsgeschäft verabschieden und sich rein auf die Förderung von Öl und Gas konzentrieren. Es werden die größeren Gewinne eingefahren mit der Förderung und das weitere Problem liegt insbesondere an der politischen Regulierung des Handelsgeschäftes. Und das zehrt am Gewinn."
Wie politisch aber auch das ganze Tauschgeschäft war, zeigte sich Ende vorigen Jahres. Als wegen Russlands Ukraine-Politik westliche Sanktionen gegen Russland wirksam wurden, platzten die Pläne. Und BASF-Vorstand Kurt Bock musste zum Gashandelsgeschäft feststellen:
"Es ist wieder bei uns. Das war entgegen unserer Erwartung."
Bis Ende 2015
Doch heute klappte es: BASF teilte mit, man wolle den Tausch bis zum Jahresende 2015 vollziehen und zwar mit wirtschaftlicher Rückwirkung zum 1. April 2013. Alles gut so, meint Eckhard Cordes vom Ostausschuss der deutschen Wirtschaft:
"Diese beiden Volkswirtschaften passen perfekt zusammen. Russland braucht deutsche Technologie, Deutschland braucht russischen Rohstoff, eben an vorderster Stelle Erdgas."
Die Bundesregierung hatte nie Einwände gegen das Tauschgeschäft zwischen BASF und Gazprom. Daran hält sie fest. Einer erneuten Prüfung bedürfe es nicht, teilte das Wirtschaftsministerium heute mit. Es falle nicht unter die bestehenden EU-Sanktionen gegen Russland.