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Gashandel zwischen Israel und Jordanien
Das Milliardenabkommen in der Kritik

Israel soll Jordaniens wichtigster Gaslieferant werden. Deswegen haben die ehemals verfeindeten Länder nun einen Milliardendeal über das riesige, noch unergründete Leviathan-Gasfeld im Mittelmeer abgeschlossen. Innerhalb der israelischen und jordanischen Bevölkerung stößt das Projekt allerdings auf Kritik. Denn profitieren werden wahrscheinlich nur die großen Energiekonzerne.

Von Benjamin Hammer |
    Jordanische Demonstranten rufen parolen gegen den mit Israel vereinbarten Gasdeal.
    In Jordanien und Israel treibt das Gasabkommen zwischen Jordanien und Israel die Menschen auf die Straße. (picture alliance/ dpa/ Jamal Nasrallah)
    Ein Werbevideo des israelischen Energiekonzerns Delek: Es zeigt die erleuchtete Skyline von Tel Aviv und das Kraftwerk Reading im Norden der Stadt. Hier wird aus Erdgas elektrischer Strom gemacht. Und der Werbesprecher lobt den Hightech-Staat Israel, der nach energetischer Unabhängigkeit strebt. Delek soll Israel dabei helfen, das Land zu einem Energieexporteur im großen Stil zu machen. Jahrzehntelang war das undenkbar.
    "Ein Geschenk Gottes"
    Israel musste praktisch alle Energieträger aus dem Ausland importieren. Dann entdeckten Forscher riesige Erdgasvorkommen im Mittelmeer. Premierminister Netanjahu sprach vor sechs Jahren von einem "Geschenk Gottes". Und jetzt: Ein Milliardendeal mit dem Nachbarland Jordanien. 15 Jahre Laufzeit, zehn Milliarden US-Dollar. Für Premierminister Netanjahu ist es ein historisches Abkommen.
    "Das ist ein sehr wichtiger Vertrag. Wir stärken unsere Energiewirtschaft, unsere Beziehungen zu Jordanien. Das ist genau das, was wir mit unserer Energiepolitik erreichen wollen."
    Der Erdgas-Deal sorgt in Tel-Aviv für Kritik
    Dass Israel nun auch seine Nachbarländer beliefern könnte, ist keine Selbstverständlichkeit. Israel und Jordanien waren jahrzehntelang verfeindet. Doch das Erdgas fließt noch lange nicht. Der Vertrag bezieht sich auf ein riesiges Gasvorkommen, das noch gar nicht erschlossen ist. Es heißt Leviathan und befindet sich etwa 130 Kilometer vor Israels Küste. Das israelische Unternehmen Delek und das US-Unternehmen Noble Energy haben von der Regierung den Zuschlag bekommen, das Erdgas zu fördern und zu vermarkten. In Israel sorgt der Deal mit den Unternehmen jedoch für Kritik, das zeigte sich auch im März, auf einer Demonstration in Tel Aviv. Die Energiepreise im Land sind hoch und es herrscht Misstrauen, ob sich das ändert, wenn Delek und Noble Energy fast exklusiv auf die Gasfelder zugreifen dürfen. So sieht das auch ein Demonstrant:
    "Das Erdgas gehört doch uns, den Israelis. Aber die Regierung hat es einfach einem Unternehmen gegeben. Und das Unternehmen zahlt dem Staat dafür längst nicht so viel wie es sollte. Im Endeffekt profitieren ein paar ohnehin reiche Leute und nicht die Bevölkerung."
    Delek und Noble Energy könnten allerdings noch abspringen
    Im März hatte der Oberste Gerichtshof den Vertrag mit den Energiekonzernen kassiert. Die darin enthaltenen Garantien für die Konzerne könne die Regierung gar nicht abgeben. Das Kabinett reagierte und verwässerte den Vertrag etwas. Delek und Noble Energy waren nicht begeistert. Auf der heutigen Sitzung der Regierung klatschten Kollegen dem Energieminister für die Einigung mit Jordanien auf die Schulter, die Stimmung war gut. An einem Problem kommt jedoch auch die israelische Regierung nicht vorbei. Wenn die Öl- und Gaspreise auf dem Weltmarkt weiter niedrig bleiben, dann lohnt sich die aufwendige Förderung auf hoher See immer weniger. Dann könnten Delek und Noble Energy nach Einschätzung von Beobachtern noch einen Rückzieher machen.