Humus, Falafel und Salat stehen auf der Speisekarte über der Theke. Vorne wird kassiert, dahinter kann man den Köchen bei der Arbeit zuschauen.
"Wir sind ein Team von drei Freunden. Rhaya macht hier die Falafel gerade vorne an der Friteuse. Hier vorne haben wir ne Grillfläche, wo wir Paprika und Zucchini grillen, genauso auch Knoblauch. Dann haben wir noch eine Aushilfe, die an der Kasse arbeitet."
Julian Wirtler und seine beiden Mitstreiterinnen haben einen Traum: ihre eigene Humus-Bar. Hier können sie ihn zwei Wochen lang verwirklichen.
Für das Restaurant-Experiment haben sich die drei Anfang Dreißigjährigen extra Urlaub genommen. Jetzt ist die Mietzeit fast um. Für diese Generalprobe haben sie investiert, Geräte gekauft, sogar eigenes Geschirr. Rhaya Ayoub ist trotz aller Strapazen motiviert.
"Ich merke halt, was für ne Resonanz zurück kommt. Wie positiv die ist und das beschwingt mich total. Und das ist vielleicht was, was im Job vorher so ein bisschen gefehlt hat. – Ich hab im Produktmanagement bei einer IT-Firma gearbeitet."
Handarbeit, Schweiß, 14 Stunden-Tage: Die Realität ist oft anders als die Vorstellung.
"Wir stehen hier einfach sehr, sehr lange immer. Da muss man einfach gucken, wie man das dann umsetzen kann, so dass wir drei da irgendwie noch von leben können. Grundsätzlich würde ich sagen, es war ein großer Erfolg für uns."
Über den entscheiden letztlich die Gäste. Viele macht zunächst das neue Konzept neugierig: "Ich bin heute zum ersten Mal da, aber ich fand es super. Hat sehr gut geschmeckt. Ich hoffe, das wird was." "Ich hab sie verführt. Weil so vegetarisch, vegane Läden gibt’s ja noch nicht so viele. Deswegen sind wir jetzt speziell hierher gefahren." "Ich bin ein Nachbar. Jedes Mal wenn ein neuer Anbieter da ist, schau ich vielleicht mal rein. Wenn einen was interessiert, dann muss man sich sputen, zwei Wochen sind schnell vorbei."
Eine Chance für junge Gastronomen
Drei junge Kölner hatten die Idee. Seit zwei Jahren organisieren sie einen Street Food Markt. Viele Anbieter dort träumen vom eigenen Restaurant. Der 29-jährige Till Riekenbrauk wollte ihnen eine Chance geben.
"Viele machen die Street Food Nummer nebenberuflich. Für die würde es bedeuten, den sicheren Job aufzugeben, 100.000 Euro Kredit aufzunehmen und wie groß ist die Erfolgsquote in der Restaurant-Eröffnungsszene ? Da scheitern viele."
Alle Restaurant-Nutzer auf Zeit zahlen eine Staffelmiete, die sich nach dem Umsatz errechnet. Für den Betriebswirt Julian Wirtler geht das Konzept auf.
"Weil das hier ist ein Konzept, wo es weniger darum geht, mit vollen Taschen raus zu gehen. Sondern viel mehr darum geht, sein Konzept zu erproben. Dafür zahlt man letztendlich einen Mehrbetrag, der diese Miete rechtfertigt."
Reichen zwei Wochen für einen realistischen Eindruck?
"Man ist so gerade warm gelaufen. Hat sich optimiert und Freude am Ganzen. Vielleicht noch zwei Wochen mehr wär ganz schön."
Wenige Tage später: Gleicher Ort – neue Besetzung. Fleisch-Burger, amerikanische Sandwiches und Maismehlbällchen statt Humus und Falafel.
"Speck! Wir lassen gerade den Speck aus. Wir garen unser Fleisch im Smoker und da wird das dann halt über zehn, zwölf, 13 Stunden in Eichenrauch gegart."
Der 40-jährige Kay Küsters steht im karierten Baumfäller-Hemd an der Pfanne. Schon am zweiten Tag ist er zuversichtlich.
"Gestern Abend war es echt super, gestern Mittag – wir hatten ein bisschen Publikum da, man konnte sich eingrooven. Gestern Abend hatten wir dann richtig Action."
Den Nachtisch macht eine weitere Mieterin. Die Holländerin Danielle Quaedvlieg verkauft Marshmallows und Süßigkeiten. Noch ist sie meist mit ihrem mobilen Stand unterwegs.
"Ich hab eine Idee, in Kopenhagen gibt es eine Straße, die hat alles ganz kleine Laden. Ein Laden ist da ungefähr neun bis dreizehn Quadratmeter, die kann man mieten. So etwas möchte ich gerne haben, aber nicht so etwas wie ein Restaurant."
Sharing-Konzept könnte Zukunft haben
Zwei Mieter teilen sich das Restaurant. Mehr Sharing geht nicht. Vermieter Till Riekenbrauk sieht dabei vor allem den wirtschaftlichen Vorteil.
"Dieser ganze Sharing-Gedanke basiert ja auch darauf, dass man das Risiko minimiert. Ich glaube dass das ein absolutes Zukunftskonzept ist."
Und dann wäre da noch die Sache mit dem Trend.
"Wenn der ranzige Imbiss um die Ecke zu macht und stattdessen ein hochwertiger Burger-Laden aufmacht, da sieht man ja die Entwicklung. In dem Kontext konnten wir entstehen. Weil die Leute aufgeklärter sind und vor allem auch neugierig geworden sind."