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Gauck in den USA
Auf den Spuren deutscher Einwanderer

Am ersten Tag seines USA-Besuchs hat Bundespräsident Joachim Gauck die Wiege der Unabhängigkeit und der Verfassung der Vereinigten Staaten besucht: Philadelphia. Gauck würdigte die Geschichte der deutschen Einwanderer in den USA. Heute wird er in einer Grundsatzrede auf die aktuellen Beziehungen zu den USA eingehen.

Von Bettina Klein |
    Bundespräsident Gauck vor dem Flugzeug nach seiner Ankunft in Philadelphia
    Bundespräsident Gauck hat zum Auftakt seiner USA-Reise die German Society in Pennsylvania besucht. (picture alliance / dpa / Wolfgang Krumm)
    Der Bundespräsident auf den Spuren deutscher Einwanderer in den Vereinigten Staaten. Zu einer Zeit als es auch und gerade sie waren, die vor Intoleranz und Unfreiheit, vor Armut und Perspektivlosigkeit flohen, fort vom europäischen Kontinent, und die Vereinigten Staaten von Amerika begründen halfen
    "Ich möchte Sie alle sehr herzlich in der German Society von Pennsylvania begrüßen!"
    In der German Society fanden die Neuankömmlinge vor 250 Jahren Rechts und Sprach-Beistand oder einfach nur Beratung für das Leben in der Neuen Welt. Heute widmet sich die älteste Deutsche Gesellschaft in den USA der Kulturarbeit. Hoffnungen auf den Besuch des Präsidenten:
    "Wir hoffen, dass wir dadurch wieder einen besseren Kontakt mit Deutschland aufnehmen können. Die meisten Mitglieder, die wir haben sind ältere Leute die alle nach dem 2. Weltkrieg rübergekommen sind und für uns ist es sehr schwer, eine jüngere Generation aufzubauen."
    Man kann die Vergangenheit förmlich riechen
    In dem Gebäude in Philadelphia riecht man förmlich die Vergangenheit, hier ist eine der größten Bibliotheken mit deutschsprachiger Literatur untergebracht, die nie umziehen konnte, weil sie so groß ist. Vieles wurde nicht weggeworfen entsprechende Raritäten lassen sich hier finden - "Wir Deutsch-Amerikaner können Freiheit!" - ein Zitat von Friedrich August Mühlenberg prominenter Vertreter der deutschen Gesellschaft und 1789 zum Sprecher im ersten US Kongress gewählt. Gauck hätte gern das Manuskript, der Satz kommt ihm irgendwie bekannt vor.
    Bundespräsident Joachim Gauck (r) begrüßt in Philadelphia in den USA US-amerikanische Bürger.
    Bundespräsident Joachim Gauck (r) begrüßt in Philadelphia in den USA US-amerikanische Bürger. (dpa/picture alliance/Wolfgang Kumm)
    "Der ältere Herr, der das gesagt hat, muss mich irgendwie inspiriert haben, denn das ist ein Satz, den ich in verschiedenen Reden auch jetzt am 3. Oktober verwendet habe. Da würde mich das natürlich total interessieren, an welcher Stelle und in welchem Jahr er so was Schönes gesagt hat."
    Besuch in Independence Hall bewusst gewählt
    Er wandelt auch auf den Spuren jener, die dezidiert aus politischen Gründen geflohen sind, schon nach der gescheiterten Revolution von 1848, und es klingt fast ein bisschen trotzig, wie an die Adresse jener, die in den Vereinigten Staaten nur die Wurzel allen Übels ausmachen können. Der Besuch in den weihevollen Räumen der Independence Hall, zu Beginn dieses Besuches bewusst gewählt. Dort wo die Unabhängigkeitserklärung jener britischen Kolonien entstand, die sich zu den Vereinigten Staaten von Amerika zusammenfanden.
    "Das ist der Ort, wo jedem Menschen auf der Welt, der die Freiheit liebt, irgendwie auch das Herz aufgeht, der Ort, an dem die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung 'We, the people' entstanden sind. Im Politischen gibt es eigentlich nicht den Begriff des Heiligen, aber es sind eigentliche heilige Stätten der Demokratie, die wir hier angeschaut haben."
    Heute am Dienstag geht es weiter nach Washington, nach 18 Jahren gab es erstmals wieder für einen Bundespräsidenten eine Einladung ins Weiße Haus – im 25. Jahr der deutschen Einheit. Bevor er darüber mit Barack Obama spricht, hält der Bundespräsident vor Studenten der University of Pennsylvania noch eine Grundsatzrede zum transatlantischen Verhältnis, in der er auch auf aktuelle Entwicklungen eingehen wird.