Ein Land mit rund sieben Millionen Einwohnern. Seit Jahrzehnten sind Hundertausende von ihnen palästinensische Flüchtlinge. In den letzten Jahren kamen die Nachbarn aus dem im Krieg versinkenden Syrien hinzu. Knapp 700.000 syrische Flüchtlinge sind in Jordanien mittlerweile offiziell registriert. Das ist, als hätte Deutschland in den vergangenen drei Jahren mehr als acht Millionen Menschen aufgenommen.
Joachim Gauck standen diese Proportionen vor Augen, als er gestern Abend in Amman eintraf. Von einer "großartigen Leistung" sprach der Bundespräsident, die er mit seinem Besuch würdigen wolle.
"Ich will auch mit diesen Besuch zeigen, dass wir irgendwie doch eine Verpflichtung haben, den Menschen zu helfen, die diese große Last tragen und die bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise so viel leisten, wie wir uns kaum zumuten mögen."
Jordanien leiste ein Maß an Hilfe, von dem Europa noch weit entfernt sei, sagte Gauck. Deutschland allerdings nimmt der Bundespräsident aus, wenn er einen Mangel an Aufnahmebereitschaft für Flüchtlinge kritisiert.
"Wir sehen, dass nicht alle Staaten in Europa so wie unser Land, Schweden und auch Österreich agieren", sagte der Bundespräsident und gab damit in deutlicher Form seiner Unzufriedenheit mit der Solidarität innerhalb der Europäischen Union Ausdruck.
"So kann man nur hoffen, dass in den nächsten Wochen und Monaten aus den vorsichtigen Überlegungen jetzt wirklich konkrete Entscheidungen werden."
Die Vorschläge zur Vereinbarung europäischer Aufnahmekontingente dürfte Gauck dabei im Sinn gehabt haben. Auch Jordanien soll dadurch konkret entlastet werden. Der Bundespräsident wird morgen das Flüchtlingslager Azraq besuchen, in dem mehr als 25.000 Syrer untergebracht sind und mehrere zehntausend weiterer Flüchtlinge erwartet werden.
Heute wird Gauck am Mittag den jordanischen König Abdullah treffen, der aus westlicher Sicht zu einem wichtigen Partner im Kampf gegen den IS Terror in Syrien geworden ist. Frankreich nutzt für seine Angriffe gegen den IS jordanische Luftwaffenstützpunkte. Auch die Bundesregierung hatte mit Jordanien zuletzt über eine mögliche Stationierung deutscher Aufklärungstornados in Amman gesprochen.