"Wir können hier einen perfekten Mechanismus medialer Selbstreferentialität feststellen", so Lünenborg. Über ein "Nicht-Ereignis werde ein manifester scheinbarer Diskurs aufgemacht. Das nenne man auch "moral panic" oder "media panic". Denn bevor überhaupt was passiert sei, werde "diskursiv eine ungeheure Empörung der Abgrenzung erzeugt". Dadurch werde faktisch eine unglaubliche Aufmerksamkeit für die AfD generiert.
"Das ist eine perfekte PR-Strategie, die da stattfindet"
Einige der Akteure wüssten, wie sie die "Klaviatur der aufgeregten Medien-Erwartungsskala" bespielen müssen. Solche Zitate wie die von Gauland würden bewusst von der AfD gesetzt. Um so viel Aufmerksamkeit zu erzeugen, müsste man sonst mehr Aufwand betreiben. "Die Grenze des nicht mehr Sagbaren wird immer weiter nach rechts außen verschoben", so die Professorin. Solche "Öffentlichkeits-Vermarktungs-Strategien", um Aufmerksamkeit zu gewinnen, seien aber nicht nur spezifisch für die AfD. Das gebe es auch bei anderen politischen Akteuren. Lünenborg verwies etwa auf den Streit zwischen CSU und CDU. "Da werden dann Zitate morgens früh - gerne auch im Deutschlandfunk - gesetzt, die dann die Gewissheit generieren, dass das im Laufe des Tages immer wieder zitiert wird."
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