"Gaunerzinken" unserer Zeit
So funktionieren Ausspähsysteme von Einbrechern

Mithilfe von geheimen Zeichen an Wänden und Türen verständigten sich Kriminelle bereits im Mittelalter über mögliche Gelegenheiten zum Einbruch. Auch heute gibt es solche sogenannten Gaunerzinken noch. Die Polizei hat Tipps, worauf zu achten ist.

    Ein Einbrecher verschwindet mit seiner Beute aus der Tür.
    Einbrecher nutzen kleine Schlupflöcher für den Einbruch, wenn niemand zu Hause ist. (imago / Ikon Images / Mark Airs)
    Gaunerzinken – das sind alte Geheimzeichen der Diebe. Sie wurden im Mittelalter entwickelt, um potenzielle Einbruchsobjekte wie Häuser oder Wohnungen zu kennzeichnen und für nachreisende Einbrecher sichtbar zu machen. Zwar haben die Gaunerzinken ihre klassische Bedeutung verloren, aber dennoch gibt es sie auch heute - nur sehen sie anders als im Mittelalter aus. Die Polizei gibt Hinweise, welche Funktion die Gaunerzinken heutzutage für Einbrecher übernehmen, und wie Privathaushalte reagieren sollen, wenn sie glauben, ein verdächtiges Objekt gefunden zu haben.

    Inhalt


    Was waren klassische Gaunerzinken?

    Im Mittelalter und für lange Zeit danach galten sogenannte Gaunerzinken als Geheimcode der Diebe, Vagabunden und Bettler. Kreidezeichen mit klaren Botschaften von Gaunern für Gauner an Hauswänden, Mauern oder Torbögen. Sie gaben Eingeweihten Auskünfte darüber wie: „Achtung, bissiger Hund!“ Oder: „Hier gibt es viel zu holen!“ Oder auch: „Hier wohnt eine alleinstehende Person!“ Die klassischen Gaunerzinken haben jedoch heute keine Bedeutung mehr.

    Was markieren moderne Gaunerzinken?

    Das sind vor allem Markierungen, die einem potenziellen Einbrecher signalisieren, ob jemand zu Hause ist. Zu diesem unauffälligen Ausspähsystem gehören zum Beispiel transparente Klebestreifen und Blätter von Laubbäumen, Zahnstocher oder Flyer, die in Rollladen oder Türrahmen eingeklemmt werden. Gerne verschieben potenzielle Einbrecher auch größere Gegenstände in der Nähe des Hauseingangs. Wenn sie nicht innerhalb von Tagen weggeräumt werden, ist das für Kriminelle ein Indiz, dass man sich ungestört umsehen kann.

    Worauf sollten Privathaushalte achten?

    Die Tat vorbereitenden Handlungen nehmen derzeit zu, weil es statistisch gesehen in der dunkleren Jahreshälfte häufiger zu Einbrüchen kommt. Deshalb sollten Privathaushalte aktuell stärker auf unscheinbare Details am Haus- oder Wohnungseingang achten. Verdächtige Gegenstände sollten fotografiert und aufbewahrt werden – und die Polizei verständigt werden. Symbole oder Zeichnungen können entfernt werden, nachdem sie abgelichtet wurden. Außerdem ist es sinnvoll, Nachbarn im Umfeld zu informieren, damit eine erhöhte Aufmerksamkeit gegeben ist.

    Wie kommt man „Gaunerzinken“ auf die Spur?

    Fotos helfen den Ermittlern, die Tricks der Einbrecher zu erkennen und Einbruch-Hotspots zu identifizieren. In Mülheim an der Ruhr gab es zum Beispiel zwei Einbrüche, bei denen die Ermittlungen der Polizei im Nachgang ganz klar gezeigt haben, dass Täter diese Einbruchsobjekte genau auf diese Art und Weise vorher markiert haben. Im Verdachtsfall gilt für Bürgerinnen und Bürger: Lieber einmal zu viel die Polizei anrufen als einmal zu wenig. Die Polizei sagt aber auch: Nicht alle Gegenstände, die am und ums Haus gefunden werden, seien versteckte Zeichen von Einbrechern; Gelassenheit sei daher genau so wichtig wie Wachsamkeit.

    Gibt es für Einbrecher nicht einfachere Mittel?

    Ja, wird ein Tatort ausgespäht, würden einfach Bilder mit dem Smartphone gemacht und an die Mittäter weitergeleitet, sagte Ulrik Damitz als Leiter der Stabsstelle Prävention bei der Polizeidirektion Flensburg. „Das ist deutlich einfacher, als irgendwelche Zeichen an das Haus zu schmieren. Auch das Entdeckungsrisiko ist dadurch natürlich viel geringer." Damitz rät dazu, das eigene Zuhause in Sachen Einbruchschutz auf dem neuesten Stand zu halten. Denn unabhängig von möglichen Vorzeichen wie den „Gaunerzinken“ kann ein Wohnungseinbruch immer und überall passieren.

    scr