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Gaza-Streifen
Junge Menschen ohne Perspektive

Die Arbeitslosigkeit im Gaza-Streifen ist extrem hoch, die Wirtschaft liegt am Boden. Viele junge Menschen sind frustriert, weil sie trotz hoher Qualifikation keine Arbeit finden. Sie haben nur eine Möglichkeit: Es immer weiter zu versuchen. Manche von ihnen geraten jedoch auf die schiefe Bahn.

Von Benjamin Hammer |
    Ein Pferdegespann mit zwei jungen Menschen überquert eine Verkehrskreuzung in Gaza-Innenstadt.
    Die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen im Gazastreifen liegt bei 60 Prozent. (Benjamin Hammer )
    Vorsichtig schneidet die Seminarleiterin einen schwarz-weiß karierten Stoff. Aus ihm soll später ein Mädchenkleid werden. In der Werkstatt der Hilfsorganisation Almanal im Zentrum des Gaza-Streifens stehen etwa zehn Frauen. Das, was sie hier lernen: ein möglicher Ausweg aus der Armut. Keine von ihnen hat einen Job. Eine der Frauen heißt Nuha Abu Sabra. Sie möchte bald eine Schneiderei eröffnen und damit ihre Familie unterstützen.
    "Es geht uns nicht gut. Mein Mann und ich haben sieben Kinder. Ständig muss ich mir von meinem Vater Geld leihen. Mein Mann hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Er verdient 500 Schekel im Monat."
    In der Werkstatt der Hilfsorganisation Almanal im Zentrum des Gazastreifens stehen etwa zehn Frauen. Das, was sie hier lernen: Ein möglicher Ausweg aus der Armut. Keine von ihnen hat einen Job.
    Palästinensische Frauen ohne job beim Seminar bei der NGO Almanal. (Benjamin Hammer)
    500 Schekel, das sind umgerechnet 120 Euro. Viel zu wenig, um zu überleben. Die Hälfte der knapp zwei Millionen Einwohner im Gaza-Streifen ist auf Lebensmittelhilfen angewiesen. Adnan Abu Hasna, Sprecher des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina, spricht von katastrophalen Verhältnissen:
    "Die Bevölkerung ist verwundbar. Die haben einfach nichts. Wir können nur noch unterscheiden zwischen arm und extrem arm. Die Arbeitslosigkeit im Gaza-Streifen ist so hoch, wie sonst nirgendwo auf der Welt. Bei den Jugendlichen liegt sie bei 60 Prozent."
    Der Frust ist groß - junge Menschen haben nichts zu verlieren
    Die britische Schule wirbt im Gaza-Streifen mit einem Versprechen: "Für eine bessere Zukunft unserer Kinder". Das Problem ist: Auch mit Schulbildung und Uniabschluss kommen junge Palästinenser im Gazastreifen nicht weiter.
    Die Absolventin Diya Anbar kann ein Lied davon singen. Sie hat zwei Universitätsabschlüsse: Ingenieurswissenschaften und Betriebswirtschaft. Trotzdem hat auch die 30-Jährige keinen Job.
    "Ich bin frustriert. Die Chancen, im Gaza-Streifen Arbeit zu finden, sind fast gleich Null. Es gibt Momente, da habe ich einfach keine Lust mehr."
    Adnan Abu Hasna von den Vereinten Nationen warnt: Der Frust bei jungen Palästinensern ist so groß, dass sie psychisch krank werden. 400.000 Palästinenser im Gaza-Streifen seien betroffen.
    Adnan Abu Hasna, Medienberater/Sprecher des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina (UNRWA) steht vor einem Banner mit dem Logo der  der Vereinten Nationen darauf. Im Hintergrund steht außerdem eine Fahne der Organisation.
    Adnan Abu Hasna, Medienberater/Sprecher des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina (UNRWA) (Benjamin Hammer)
    Manche würden jetzt klauen und nähmen Drogen, Dinge die es in der konservativen Gesellschaft in Gaza eigentlich nie gegeben habe. Und dann spricht Abu Hasna von seiner größten Sorge, wie er sagt:
    "Die jungen Menschen haben nichts zu verlieren. Sie haben keine Zukunft, keine Hoffnung, keine Jobs. Sie dürfen ja noch nicht einmal den Gaza-Streifen verlassen. Die Zahl derer, die sich Extremisten anschließen, steigt immer weiter. Wir sind uns dieser Gefahr sehr bewusst."
    Rund 200 US-Dollar pro Monat zahlen bewaffnete radikale Organisationen wie der islamische Dschihad – für junge Männer ein attraktives Angebot.
    Jobs im Internet als letzte Chance
    Die Absolventin Diya Anbar hat sich fest vorgenommen, nicht auf die schiefe Bahn zu geraten. Anbar will sich auf Werbung im Internet spezialisieren. Der große Vorteil: Das Netz kennt keine Grenzen und keine israelischen Blockaden.
    Die junge Palästinenserin sitzt auf einem Stuhl, auf einer Terrasse eines Lokals. Sie trägt ein rosa-pastell-farbenes Kopftuch und ein beiges Kostüm.
    Diya Anbar findet trotzt Abschlüssen in Ingenieurswissenschaften und Betriebswirtschaft keinen Job. (Benjamin Hammer)
    Nach UN-Angaben arbeiten schon über 10.000 Gazaner über das Internet für Firmen im Ausland. Für Google, Microsoft und sogar für israelische Unternehmen:
    "Ich möchte aus dem ganzen Druck etwas Gutes machen. Ich habe beschlossen, dass aus mir etwas wird."
    Am liebsten würde Diya Anbar den Gazastreifen verlassen. Auf die Frage, wo sie am liebsten leben würde, zögert sie nicht lange:
    "Germany. Yes! It’s my dream.”
    "Deutschland", sagt sie. "Ja! Das ist mein Traum!"