Mohammed Al Telbani zeigt die Überreste einer Panzergranate. Im vergangenen Sommer hat das Geschoss der israelischen Armee die Lagerräume seiner Lebensmittelfabrik zerstört. Der Chef des Familienbetriebs bezeichnet den Gaza-Krieg vom Sommer 2014 als "Holocaust" Israels gegen sein Volk. Was er zeigt, hat mit Holocaust nichts zu tun, zeugt aber von der rohen Gewalt der Panzergranate: verbrannte Verpackungsmaschinen, verrußte Holzpaletten, verbogene Regale. Von dieser Etage der Fabrik ist nur der Beton-Rohbau übrig geblieben. Die Wände fehlen komplett.
Al Telbani und seine 350 Mitarbeiter produzieren Waffeln, Kekse, Chips, Cornflakes und Eiskrem. "Al Awda" heißt der Markenname. "Al Awda"-Kekse gibt es in Gaza an jedem Kiosk. "Al Awda" heißt Rückkehr – und gemeint ist die Rückkehr in die Heimat, aus der Israel die Palästinenser 1948 vertrieb.
Al Telbani musste die Produktion um ein Drittel reduzieren – wegen der Schäden an der Fabrik. Einen Teil des Schadens hat der Chef wieder aufgebaut. Das Baumaterial kam vom Schwarzmarkt.
Al Telbani musste die Produktion um ein Drittel reduzieren – wegen der Schäden an der Fabrik. Einen Teil des Schadens hat der Chef wieder aufgebaut. Das Baumaterial kam vom Schwarzmarkt.
"Auch wenn man Geld hat, bekommt man dafür nichts auf dem Markt. Geld hilft nichts, weil es nichts zu kaufen gibt, auch nicht zu hohen Preisen. Es gibt nichts! Ich habe zwei große Maschinen gekauft und habe für die Ingenieure ein Visum für die Installation der Maschinen beantragt. Aber Israel lehnt die Einreise der Ingenieure ab – unter dem Vorwand, die Maschinen würden nichts nützen."
Der Wiederaufbau nach dem Gaza-Krieg findet nicht statt. Israel lässt kein Baumaterial in den Küstenstreifen – in der Sorge, die Islamisten der Hamas könnten es für militärische Zwecke nutzen. In den Ruinen sortieren Bauarbeiter den Schutt, um ihn wiederzuverwerten. Aber Baustellen gibt es so gut wie nicht.
Coca-Cola baut eine neue Fabrik
Eine der wenigen Ausnahmen ist im Norden des Gaza-Streifens, im Industriegebiet von Bet Hanoun zu sehen. Hier baut Coca-Cola eine neue Fabrik auf. Sie ist der Ableger eines palästinensischen Unternehmens im Westjordanland. Es produziert dort – mit einer Konzession des Welt-Konzerns – an drei Orten Limonaden, Saft und Sprudelwasser. Künftig soll die Cola nicht mehr mit dem Lastwagen mühsam vom Westjordanland nach Gaza transportiert werden, sondern in Gaza selbst hergestellt werden. Verkaufs-Manager Manhal Malki aus Ramallah arbeitet in Gaza am Aufbau der Maschinen. Im Sommer soll die Produktion beginnen.
"Das ist der zweite Teil unseres Landes, und wir müssen auch hier unseren Service bieten, müssen auch in Gaza dieselbe Produktqualität wie im Westjordanland zur Verfügung stellen. Außerdem wollen wir der Nation helfen und Arbeitsplätze für die Menschen schaffen."
150 Palästinenser aus Gaza werden das salzige und kontaminierte Grundwasser in Gaza filtern und zu Coca-Cola verarbeiten. Manager Malki weiss, dass der Produktionsstandort Gaza mit Risiken verbunden ist.
150 Palästinenser aus Gaza werden das salzige und kontaminierte Grundwasser in Gaza filtern und zu Coca-Cola verarbeiten. Manager Malki weiss, dass der Produktionsstandort Gaza mit Risiken verbunden ist.
"Wenn Sie sich die Landkarte von Gaza ansehen, werden Sie kaum einen Ort finden, der sicher ist. Wenn hier Krieg ist, sind alle in Gefahr. Wir vertrauen Gott, dass es gut geht. Ich glaube, das Industriegebiet ist der beste Standort für den Betrieb."
Für die Cola-Fabrik genehmigte Israel die Einfuhr von Baumaterial, von Maschinen aus Deutschland und die Einreise für deutsche Ingenieure