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Gazastreifen
Gegenseitige Drohung mit weiterer Gewalt

Israel hat nach eigenen Angaben die stärksten Angriffe auf die Stellungen der Hamas im Gazastreifen seit vier Jahren geflogen. Beide Seiten werfen sich gegenseitig die Eskalation vor - nun bemühen sich die Vereinten Nationen um eine Vermittlung.

Von Benjamin Hammer |
    Das Foto zeigt Palästinenser in Gaza.-Stadt, die nach einem israelischen Luftangriff auf mehrere Gebäude zulaufen.
    Palästinenser in Gaza -Stadt laufen nach einem israelischen Luftangriff auf mehrere Gebäude zu (dpa-Bildfunk / AP / Khalil Hamra)
    Der gestrige Tag im und am Gazastreifen. Es war die heftigste militärische Eskalation zwischen Israel und der Hamas seit vier Jahren. Die israelische Luftwaffe flog Angriffe auf Stellungen und Gebäude der Hamas. Sie reagierte damit, so heißt es von der israelischen Armee, unter anderem auf einen Granatenangriff am Grenzzaun zu Israel.
    Israel und die Hamas machen sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich. Israels Premier Benjamin Netanjahu drohte mit einer noch härteren Haltung seiner Armee.
    "Ich habe mich mit dem Verteidigungsminister und den höchsten Vertretern der Armee beraten. Wir haben uns entschieden, voller Kraft gegen den Terrorismus der Hamas vorzugehen. Das war der stärkste Angriff auf die Hamas seit vier Jahren und wir werden das noch ausweiten, falls nötig."
    Mehrere Tote und Verletzte
    Militante Palästinenser hatten rund 200 Raketen und Mörsergranaten in Richtung Israel geschossen. In den israelischen Gemeinden im Grenzgebiet wurde häufig Alarm ausgelöst, die Bewohner mussten immer wieder Schutzräume aufsuchen. In der Stadt Sderot wurden vier Israelis leicht verletzt, als eine Rakete in ihrem Haus einschlug. Im Gazastreifen wurden zwei Jugendliche getötet. Sie sollen sich in der Nähe eines Gebäudes der Hamas aufgehalten haben, dass die israelische Luftwaffe bombardierte. Geht es nach einem Sprecher der Hamas, die den Gazastreifen seit elf Jahren kontrolliert, handelt es sich bei den Aktionen der Palästinenser nicht um Terrorismus.
    "Der Widerstand hat gestern sein Recht ausgeübt die Palästinenser zu verteidigen. Er hat sich der israelischen Aggression entgegengestellt, nach den Luftangriffen auf den Gazastreifen. Regionale und internationale Vermittler haben nun dabei geholfen, dass wir eine Waffenruhe vereinbart haben. Unsere Position ist, das Israel der Aggressor ist."
    Israel hingegen betont, immer nur auf Gewalt der Palästinenser zu reagieren. Auf Versuche, den Grenzzaun zu Israel zu durchbrechen und Angriffe auf israelische Soldaten. Und auf die Flugdrachen und Luftballons mit Brandsätzen, die junge Palästinenser – ermutigt und unterstützt von der Hamas – weiterhin in Richtung Israel schicken. Aktuell hat sich die Lage weitgehend beruhigt. Die von der Hamas verkündete Waffenruhe hat Israel jedoch nicht bestätigt. Israels Bildungsminister Naftali Bennet äußerte sich im israelischen Radio skeptisch.
    "Ich bin gegen eine Waffenruhe, die keine wirkliche Waffenruhe ist. Seit 100 Tagen verbrennt die Hamas den Süden unseres Landes und feuert über 200 Raketen auf uns ab. Und dann, wenn es der Hamas zeitlich passt, erklärt sie sich bereit, das Feuer einzustellen. Dabei will sie nur mehr Zeit gewinnen, um weiterhin Drachen und Ballons mit Brandsätzen auf Israelis im Süden des Landes zu schicken."
    Drohung mit weiterer Gewalt
    Beide Seiten drohen sich gegenseitig: Gewalt werde man mit noch härterer Gewalt beantworten. Dabei betonen beide Seiten, dass sie einen neuen Gazakrieg verhindern wollen. Nikolay Mladenov, der Nahostgesandte der Vereinten Nationen, fuhr am Morgen von Jerusalem in den Gazastreifen, um sich mit Vertretern der Hamas zu treffen. Das Ziel: Eine weitere Eskalation abzuwenden.