Im Süden Israels sind am Montag laut Medienberichten mindestens vier Zivilisten durch eine Mörsergranate aus dem Gazastreifen getötet worden. Sowohl der israelische Rundfunk als auch der Fernsehsender Channel 10 berichteten, das Geschoss sei nahe der Grenze zu dem Palästinensergebiet eingeschlagen. Demnach wurden etwa zehn weitere Menschen verletzt.
In Ost-Jerusalem hatten Zehntausende Palästinenser gegen die israelische Militäroffensive demonstriert.
Israel fordert Zivilbevölkerung zu sofortiger Flucht auf
Im späteren Verlauf des Montagabends rief das israelische Militär die Zivilbevölkerung in mehreren Vororten Gazas zur sofortigen Flucht auf. Wie ein Militärsprecher auch über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte, wurden die Einwohner von Schedschaija, Seitun und Dschabalija in Telefonanrufen und per SMS aufgerufen, sich "unverzüglich" in Sicherheit zu bringen.
Phone calls & SMSes were sent to Shuja'iya, Zeitoun & eastern Jabalia residents, warning them to evacuate immediately to central Gaza City.— IDF (@IDFSpokesperson) 28. Juli 2014
Bei einem Angriff beim Fest des Fastenbrechens waren am Montag in einem Park von Gaza mindestens zehn Menschen getötet worden. Das teilte der Leiter der Notaufnahme eines nahe gelegenen Krankenhauses mit. Demnach wurden 46 Menschen verletzt. Palästinenser und Israelis machten sich für die erneuten zivilen Opfer gegenseitig verantwortlich. Die israelischen Streitkräfte wiesen eine Verantwortung zurück. Die Menschen im Park seien von fehlgezündeten palästinensischen Raketen getötet worden. Der israelische Heeressprecher Peter Lerner nannte den Zwischenfall das Werk "palästinensischer Terroristen, deren Raketen zu kurz flogen und das Schifa-Krankenhaus und das Lager trafen."
Internationaler Druck auf Konfliktparteien steigt
Beide Seiten ignorierten mit der Wiederaufnahme des Beschusses am Montag einen Appell des UNO-Sicherheitsrats, eine sofortige und bedingungslose humanitäre Feuerpause einzuhalten. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon rief daraufhin erneut zum Ende der Gewalt im Gazastreifen "im Namen der Menschlichkeit" auf. Auch führende westliche Nationen wollten ihre Bemühungen um eine Waffenruhe verstärken. Dazu müsse der Druck steigen, hieß es am Montag vonseiten der französischen Regierung in Paris.
Doch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat derweil seine Landsleute auf einen langen Militäreinsatz eingeschworen. Die Operation werde erst dann beendet, wenn das Tunnelsystem der Hamas zerstört sei, sagte Netanjahu in einer Fernsehansprache. Eine Lösung der Krise sei nur mit der Entwaffnung der Kämpfer denkbar. Ähnlich äußerte sich US-Außenminister John Kerry in Washington.
US-Diplomaten empört über harsche Kritik an Kerry
In ungewöhnlich scharfer Form verlautete unterdessen aus Regierungskreisen in Washington, persönliche Angriffe gegen US-Außenminister John Kerry könnten zu einer Belastung der amerikanisch-israelischen Beziehungen werden. Damit werde eine Grenze überschritten. Israelische Medien hatten Kerry wegen seiner Initiative scharf kritisiert, Katar und die Türkei in die Waffenstillstandsbemühungen einzubeziehen. Beide Länder werden von Israel als Hamas-Unterstützer gesehen. Der US-Chefdiplomat war in den vergangenen Wochen mehrfach in die Region gereist, um auf einen Waffenstillstand und anschließende Friedensverhandlungen hinzuwirken.
In dem seit drei Wochen andauernden Konflikt zwischen der israelischen Armee und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen wurden bereits mehr als tausend Palästinenser getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Auf israelischer Seite wurden 43 Soldaten und sieben Zivilisten getötet.
(tön/ach)