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Russland
Gazprom stellt Lieferung von Erdgas nach Polen und Bulgarien ein

Russland hat wie angekündigt Polen den Gas-Hahn zugedreht. Der tatsächliche Gasdurchfluss durch die Jamal-Pipeline von Belarus nach Polen lag heute Morgen bei null Kilowattstunden, wie Daten des Europäischen Netzes der Fernleitungsnetzbetreiber zeigen.

    Das Logo des russischen Energiekonzerns Gazprom
    Das Logo des russischen Energiekonzerns Gazprom (picture alliance/dpa/TASS)
    Auch nach Bulgarien wird die Lieferung von Erdgas aus Russland eingestellt. Begründet worden sei der Schritt des Gazprom-Konzerns mit der Weigerung, das Gas in Rubel zu bezahlen, erklärten die Regierungen beider Länder. Polens Ministerpräsident Morawiecki sprach von einem Erpressungsversuch. Sein Land sei jedoch vorbereitet. Der stelltvertretende Außenminister Szynkowski vel Sek reagierte ebenfalls gelassen.
    Im Deutschlandfunk sagte er, man habe mit diesem Schritt seitens Russland schon in den vergangenen Jahren gerechnet. Deswegen sei man gut vorbereitet. Die Erdgasspeicher des Landes seien zu fast 80 Prozent gefüllt. Zudem nutze man ab Mai Energie-Terminals in Litauen und ab Sommer in der Slowakei. Von den Partnerländern Polens erwarte man Solidarität und mutige Schritte, um sich selbst von russischer Energie unabhängig zu machen, erklärte Szynkowski vel Sek.

    Von der Leyen: Wir arbeiten an einer gemeinsamen Reaktion

    Bulgarien erhält russisches Erdgas über die "Turkstream"-Pipeline. Die Regierung in Sofia erklärte, man suche nach Alternativen. Fürs Erste werde es keine Beschränkungen geben. Bulgarien deckt bislang 90 Prozent seines Bedarfs aus russischen Importen. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen kritisierte den Stopp der russischen Gaslieferungen. Sie teilte in Brüssel mit, es handele sich um einen weiteren Erpressungsversuch Moskaus. Das Vorgehen sei durch nichts zu rechtfertigen und nicht akzeptabel. Von der Leyen ergänzte, die Kommission sei auf diesen Schritt vorbereitet und stehe in engem Austausch mit allen Mitgliedsstaaten. Die EU arbeite derzeit an einer gemeinsamen Reaktion.
    Der russische Präsident Putin hatte im vergangenen Monat angekündigt, dass unfreundliche Staaten nicht mehr beliefert würden, falls sie nicht in Rubel bezahlen. Westliche Länder weigern sich dem nachzukommen, da sie damit ihre eigenen Sanktionen unterlaufen würden, die sie wegen der russischen Invasion der Ukraine beschlossen haben.

    Lambsdorff: "Signal an Deutschland"

    Die Bundesregierung sieht den russischen Gas-Lieferstopp für Polen und Bulgarien mit Sorge. Wie ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Berlin zugleich mitteilte, ist der Gas-Fluss nach Deutschland derzeit aber stabil. Man befinde sich in enger Abstimmung innerhalb der Europäischen Union, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
    Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Lambsdorff, sagte im Deutschlandfunk, der russische Lieferstopp sei auch als Signal an Deutschland und andere EU-Staaten zu verstehen. Die deutsche Politik solle sich jedoch davon nicht einschüchtern lassen und Energie-Terminals im Ausland stärker nutzen sowie entsprechende Infrastruktur hierzulande aufbauen. Man habe ohnehin beschlossen, sich von russischer Energie unabhängig zu machen. Russland rufe mit den Lieferstopps seinen Kunden "ein paar schmutzige Worte hinterher", so Lambsdorff wörtlich.

    Weiterführende Informationen

    In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen, den wir laufend aktualisieren.
    Diese Nachricht wurde am 27.04.2022 im Programm Deutschlandfunk gesendet.