Die in der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) organisierten Lokführer und Zugbegleiter haben am Samstag um 18 Uhr ihre Arbeit wieder aufgenommen. Trotz des früheren Endes des Streiks können am Sonntag auf den bundesweiten Hauptstrecken nur rund 60 Prozent des regulären Angebots eingesetzt werden, teilte die Deutsche Bahn mit. Die Züge und das dafür benötigte Personal müssen laut Bahn nach dem Streik-Ende erst wieder an ihre Einsatzorte gelangen. Die Rückkehr zum kompletten Normalfahrplan auf allen Fernverkehrsstrecken sowie die Wiederaufnahme des Verkehrs auf den Nebenstrecken seien daher erst ab Montagmorgen mit Betriebsbeginn möglich.
Bei der S-Bahn in Berlin könnten im Rahmen der Feiern zum Mauerfall-Jubiläum schon am Samstagabend mehr als die Hälfte der Züge wieder fahren, am Sonntag seien es 90 Prozent. Im Güterverkehr seien die Auswirkungen des Streiks dagegen noch einige Tage zu spüren.
Beide Seiten signalisieren Verhandlungsbereitschaft
Die GDL hatte am Freitag als Zeichen der Versöhnung angekündigt, den Streik im Güter- und Personenverkehr früher als geplant zu beenden. Zuvor war die Bahn in Frankfurt auch in zweiter Instanz mit dem Versuch gescheitert, den Streik per Gericht verbieten zu lassen. Ursprünglich sollte der Ausstand bis Montagmorgen dauern. Die Bahn äußerte die Erwartung, dass demnächst Verhandlungen mit der GDL geführt würden. Beim Gerichtsverfahren in Frankfurt habe es Signale gegeben, dass man wieder ins Gespräch komme, vereinbart sei dies aber noch nicht.
GDL-Chef Claus Weselsky sagte in Leipzig: "Wir diskutieren jetzt erstmal nicht über Streiks. Wir warten auf Verhandlungen." Man rechne mit einer Einladung der Bahn. Weselsky fügte hinzu, er sei bereit zu parallelen Verhandlungen mit der Bahn und der rivalisierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Zur gleichen Zeit und am gleichen Ort, betonte er.
Noch keine fahrerlosen Züge
Bahnchef Grube sagte der "Bild am Sonntag", der Schaden in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro werde sich in dieser Größenordnung auch in der Jahresbilanz niederschlagen. "Vom Imageschaden und Vertrauensverlust der DB ganz zu schweigen", fügte er hinzu. Überlegungen, auf fahrerlose Züge zu setzen, erteilte Grube vorerst eine Absage.
Technisch sei das möglich, schon heute führen Hunderttausende Fahrgäste weltweit in fahrerlosen Zügen - etwa in Nürnberg, Paris oder Sao Paulo. "Uns geht es aber darum, dass sich unsere Kunden wohlfühlen und ein optimales Sicherheitsgefühl haben. Darum sind Züge ohne Lokführer für uns derzeit kein Thema", sagte Grube.
(tgs/bor)