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GDL-Tarifverhandlungen
Kein Ergebnis - Bahn bleibt optimistisch

Heute gab es erneut Tarifverhandlungen zwischen Bahn und GDL in Berlin. Es sollte eigentlich ums Geld gehen. Offenbar war das aber dann doch kein Thema. Und am Ende stand: Kein Ergebnis - aber ein zufriedener Bahn-Vorstand.

Von Wolf-Sören Treusch |
    Der Deutsche-Bahn-Tower in Berlin mit dem DB-Logo in rot
    Die Deutsche Bahn will bei Tarifverträgen keine Unterschiede zwischen GDL- und EVG-Mitgliedern machen. (picture-alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    Gegen 14 Uhr gab es einen kurzen Moment der Zuversicht. Beide Verhandlungsführer, Personalvorstand Ulrich Weber für die Deutsche Bahn und Gewerkschaftschef Claus Weselsky für die GDL, verließen die Verhandlungen und begegneten sich auf dem Flur. Ein kurzes Strohfeuer der Entspannung, so schien es, eine knappe Stunde später waren die Fronten verhärtet wie eh und je. Auch wenn Bahn-Vorstand Ulrich Weber gar nicht danach klang.
    "Ich bin zuversichtlich, weil wir die maßgebliche Forderung der GDL positiv beantwortet haben. Die Frage, die ihr immer so wichtig war und wichtig ist, für ihre Mitglieder Tarifverträge zu verhandeln, haben wir heute mit Ja beantwortet, und insofern sollte einer Fortsetzung der Verhandlung nichts im Wege stehen."
    Weselsky: "Täglich grüßt das Murmeltier"
    Gewerkschaftsboss Claus Weselsky zeigte sich dagegen "ziemlich ernüchtert", so seine Formulierung.
    "Wir haben wie immer über viele Gespräche und viele Verhandlungsmomente vom Arbeitgeber ein Papier verlangt. Das Papier ist jetzt in den letzten 60 Minuten entstanden. In diesem Papier finden wir allerdings etwas anderes wieder als wir die ganze Zeit diskutiert haben, und wir haben das nicht zum ersten Mal erlebt, dass es erneut eintritt, heißt für mich: Es läuft der Film 'Und täglich grüßt das Murmeltier.'"
    Ein Tarifwerk EVG und ein Tarifwerk GDL
    Der Grund für seine Enttäuschung: Die zentrale Forderung der Lokführergewerkschaft, für alle Berufsgruppen des Zugpersonals - also auch für Zugbegleiter, Bordgastronomen, Lokrangierführer - eigenständige Tarifverträge aushandeln zu dürfen, bleibt unerfüllt. Das machte Bahn-Vorstand Ulrich Weber deutlich.
    "Für die Gruppen wird es im Ergebnis Tarifverträge geben, über die Struktur. Inwieweit das integriert ist oder separat ist, werden wir noch zu reden haben, dazu haben wir heute Varianten vorgelegt, über die gilt es zu sprechen. Es wird ein Tarifwerk EVG entstehen und ein Tarifwerk GDL entstehen, wichtig ist, dass für die einzelnen Gruppen die materiellen Bedingungen identisch sind, gleichlautend sind und nicht widersprüchlich sind."
    Kein Streik über die Weihnachtsfeiertage
    Aus Sicht der GDL bewegt sich die Deutsche Bahn in dieser für sie entscheidenden Frage nicht weit genug. Erst bei der letzten Verhandlung habe man entsprechende Vorschläge gemacht, wie diese Wünsche umzusetzen seien - nun also Ernüchterung. Noch einmal Claus Weselsky:
    "Wir haben deshalb zu verzeichnen, dass der Arbeitgeber zwar scheinbar seine Angebotspalette erweitert auf die Beschäftigtengruppen, die wir hier gefordert haben, beziehungsweise mit uns über die Mitglieder der GDL Tarifverhandlungen führen will, allerdings eine Vorbedingung nach wie vor im Raum steht, und das steht im heutigen Angebot erneut schriftlich zu Papier, nämlich dass er widerspruchsfreie Tarifverträge, keine konkurrierenden Tarifverträge fordert, und das als Bedingung macht."
    Nächste Woche entscheidet die Gewerkschaft Deutscher Lokführer, ob sie sich wieder an den Verhandlungstisch setzen wird. Aber auch erneute Streiks schloss GDL-Chef Weselsky nicht aus. Ein Hoffnungsschimmer bleibt: Über die Weihnachtsfeiertage wird es definitiv keinen Streik bei der Bahn geben.