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Geberkonferenz in Brüssel
Der Bedarf an Hilfe für Syrien ist riesig

Millionen Menschen hängen in Syrien von der Unterstützung durch Hilfsorganisationen ab. Auf einer Konferenz in Brüssel diskutieren Politiker, Helfer und Geldgeber darüber, was im Land gebraucht wird. Das, was am dringendsten wäre, ist nicht in Sicht: ein Friedensschluss.

Von Bettina Klein |
Flüchtlinge aus Daraa an der Grenze zu Jordanien
Syrische Flüchtlinge aus Daraa im vergangenen Jahr an der Grenze zu Jordanien (dpa / Nabaa Media)
Die fehlende Hoffnung ist das Deprimierendste, sagt Matthew Hemsley. Er arbeitet für die Hilfsorganisation Oxfam in Damaskus. Zu hören, wie sie die zerstörten Häuser auseinandernehmen, um Feuer zu machen für ein warmes Essen.
11,7 Millionen Menschen hängen in Syrien von humanitärer Hilfe ab. Es ist erst die dritte Konferenz dieser Art in Brüssel, und doch lässt sich aus diesen zwei Jahren schon etwas eine zeitgeschichtliche Entwicklung ablesen. Nicht zum Guten. Europas Ambitionen aktiv auf eine politische Lösung hinzuwirken, haben zu kaum etwas geführt. Die Genfer Friedensgespräche des bisherigen UNO Sonderbeauftragten erbrachten auch keinen Fortschritt.
"Enttäuschend vor allem für das syrische Volk, das in dieser Lage gefangen ist", sagt Mathew Hemsley.
Für würdevolle Lebensbedingungen sorgen
Oxfam wie auch andere Organisationen rufen auf zur Unterstützung für Syrien und appellieren wie schon so oft an die syrische Regierung, humanitären Organisationen überall im Land Zugang zu gewähren.
"Jetzt gerade in den Wintermonaten verteilen wir Winterdecken, Matratzen, Winterkleidung."
Vera Voss leitet das Syrien Büro der Diakonie Katastrophenhilfe und reist von Jordanien aus immer wieder in das Land.
"Wir haben allein im letzten Jahr drei große Offensiven erlebt: in Afrin, Ost-Ghouta, dann im Süden des Landes. Das heißt jedes Mal, dass extrem viele Menschen auf der Flucht sind und die Orte verlassen müssen mit dem, was sie auf dem Leibe tragen, und wir eine absolute Nothilfesituation haben und entsprechend darauf reagieren müssen."
Neben der akuten Katastrophenhilfe geht es inzwischen auch darum, dort wo die Lage sich etwas stabilisiert hat, für einigermaßen würdevolle Lebensbedingungen zu sorgen.
Der Bedarf ist riesig
"Und das heißt, für Arbeit zu sorgen, das heißt, diese Wohnungen zu rehabilitieren, damit die Familien zurückkehren zu können, damit die Menschen wieder in der Lage sind, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen."
Doch bevor es keinen Friedensschluss und Stabilität im ganzen Land gibt, wird man auch nicht über den Wiederaufbau reden können. Und von einer möglichen Rückkehr der Flüchtlinge ist man so lange auch noch weit entfernt, sagt Vera Voss von der Diakonie Katastrophenhilfe.
"Wenn man sich die Bedarfe in Syrien anschaut, ganz klar, die sind riesig. Das heißt, wir hoffen auch in diesem Jahr, dass die Summen der Geldgeber gleich bleiben – zumindest gleich bleiben. Natürlich haben wir immer noch die Hoffnung, dass die Bundesregierung und die EU größere Zusagen machen, aber zumindest brauchen wir das auf ähnlichem Niveau."
Woher nehmen die Helfer die Kraft, vor Ort in einem zerstörten und weiter vom Krieg bedrohten Land zu arbeiten? Es sind die Syrer selbst, die ihm diese Kraft geben, sagt Matthew Hemsley von Oxfam, denn sie stellen die überwiegende Zahl der Hilfskräfte im Land.
"Diese Menschen zu sehen, die das seit acht Jahren durchmachen, die oft sehr persönliches Leid durchlebt haben. Zu sehen, wie sie trotzdem alles geben und wie viel stressiger das für sie sein muss – ohne sie wären wir nicht in der Lage, überhaupt irgendwelche Hilfe zu leisten."