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Geberkonferenz in Washington
Weltgemeinschaft sammelt Hilfsgelder für den Irak

Im Irak sind Millionen Menschen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Deshalb sollen auf einer Geberkonferenz in Washington mindestens eine Milliarde Dollar gesammelt werden. Auch Deutschland werde noch einmal einen zusätzlichen Beitrag leisten, kündigte der Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Joachim Rücker, an.

Von Christina Nagel |
    Ein irakisches Flüchtlingskind in der eingeschlossenen Stadt Falludscha trägt einen Sack mit Lebensmitteln, der von der WFP gespendet wurde.
    Ein irakisches Flüchtlingskind in der eingeschlossenen Stadt Falludscha mit einem Lebensmittelsack. (AFP / MOADH AL-DULAIMI)
    Mossul - die zweitgrößte Stadt des Landes. Gelegen im Norden des Iraks. Seit zwei Jahren ist die Stadt in der Hand der Terrormiliz des "Islamischen Staates". Jetzt soll auch sie - wie Tikrit, Sindschar und Falludscha zuvor - befreit werden.
    Im Herbst könnte es soweit sein, sagt der Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Joachim Rücker, der gerade aus Bagdad zurückgekehrt ist. Dann könnte die Offensive beginnen. Und damit auch eine der größten humanitären Operationen der Vereinten Nationen in diesem Jahr.
    "Mehrere Hunderttausend Menschen werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Flucht begeben. Schlimmste Schätzungen gehen von einer Million und mehr aus."
    Es fehlt am Nötigsten
    Hunderttausende Menschen also, die zusätzlich zu den vielen Binnenflüchtlingen, die es bereits gibt, einen sicheren Platz zum Bleiben brauchen und versorgt werden müssen. Und das in einem Land, das nicht nur sicherheitspolitisch, sondern auch wirtschaftlich schwer angeschlagen ist.
    "Da geht es um Land, da geht es um Zelte, da geht es um Decken, da geht es um Grundnahrungsmittel."
    Land kann die kurdische Regionalregierung, die damit rechnet, rund die Hälfte der neuen Flüchtlinge aufnehmen zu müssen, noch bieten. Bei allem anderen ist sie auf Hilfe von Außen angewiesen. Auf Hilfsorganisationen, auf die Vereinten Nationen, auf Initiativen einzelner Länder.
    Acht zusätzliche Flüchtlingslager
    Gemeinsam wurden Notfallpläne entwickelt. Die Krisenszenarien durchgespielt, um vorbereitet zu sein. Für den Fall Mossul heißt das konkret:
    "Man braucht acht zusätzliche Lager für die Binnenvertriebenen." Mit allem, was dazu gehört.
    Noch fehlen dafür die Mittel. Die Geber-Konferenz kommt deshalb aus Sicht des Sonderbeauftragten genau zum richtigen Zeitpunkt:
    "Wir erwarten Beiträge von etwa 25 Staaten in Washington, auch der EU. Die USA schätzen, dass mehr als eine Milliarde zusammenkommen wird." Gerechnet wird in US-Dollar.
    Menschen wollen zurück in ihre Dörfer
    Auch Deutschland werde noch einmal einen zusätzlichen Beitrag leisten, sagt Rücker. Schon jetzt ist Deutschland der größte Geber für den Irak. Neben einem ungebundenen Kredit haben das Auswärtige Amt und das Entwicklungshilfeministerium knapp 500 Millionen Euro für Hilfs- und Stabilisierungsmaßnahmen im Irak bereit gestellt.
    Dabei geht es auch darum, in den befreiten Städten schnell wieder normales Leben möglich zu machen. Dazu müssen Sprengfallen und Minen beseitigt, Strom-, Wasser- und medizinische Versorgung wieder hergestellt werden. Denn die Menschen, die vor den Kämpfen fliehen mussten, wollen wieder zurück. Eine Erfahrung, die auch Rücker in der vergangenen Woche gemacht hat:
    "Ich habe mit den Flüchtlingen gesprochen in dem Lager Debaga, und deren größter Wunsch ist es, so schnell wie möglich zurückzugehen in ihre Dörfer und Städte. Ich denke, die internationale Gemeinschaft unter Federführung der UN ist gut beraten, und tut es auch, dafür zu sorgen, das die Menschen zurückgehen können in ihre Dörfer und Städte."
    Wenn dies gelingt, wenn die Menschen in den befreiten Gebieten das Vertrauen in den irakischen Staat wiedergewinnen, dann, davon ist man im Auswärtigen Amt überzeugt, wird der militärische Erfolg von Dauer sein. Und dem Terror der Nährboden entzogen.