Fast vier Millionen Syrer flohen seit Beginn des Bürgerkriegs ins Ausland, vorwiegend in die Nachbarländer. 7,6 Millionen Menschen sind Binnenflüchtlinge. Ihr Elend wächst mit jedem Tag. Immer wieder seien es die Kriegsparteien, die verhindern, dass Hilfsgüter zu den Menschen gelangen, erklärt UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos:
"Die Verzweiflung der Menschen, die in belagerten Gebieten eingeschlossen sind, wird immer größer. Wir müssen gewährleisten, dass unsere Hilfsgüter dort ankommen. Die Zeit wird knapp. Es werden immer mehr Menschen sterben."
Geld fehlt für Lebensmittel
Und dann fehlt oft auch das Geld, das nötig ist, um die Flüchtlinge zu versorgen. So gaben die UN bekannt, dass sie bereits seit Januar Lebensmittel nur noch eingeschränkt verteilen können. Betroffen davon sind Flüchtlinge wie die Syrerin Umm Abdo, die in einem Lager im Libanon strandete:
"Ich glaube nicht, dass noch mehr Erniedrigung und Armut möglich sind. Es gibt keinen Ort mehr, der für uns so etwas wie ein Zuhause sein könnte. Wir haben auch bislang keine Lebensmittel oder Decken bekommen. Unsere Nachbarn erhielten gestern Hilfsgüter, aber wir besitzen keine Blaue Karte."
Die Blaue Karte der Vereinten Nationen berechtigt all jene Flüchtlinge zum Empfang von Lebensmitteln, die das Glück hatten, eine dieser Karten zu bekommen -und das sind längst nicht mehr alle. Aber die Flüchtlinge brauchen auch Zelte, Decken, Medikamente - und Schulbildung, wie Andrew Harper vom UN-Flüchtlingskommissariat erklärt:
"Jeder zweite syrische Flüchtling ist ein Kind. Und höchstens die Hälfte von ihnen bekommt Schulunterricht. Wir werden eine ganze Generation Syrer verlieren. Die Kinder könnten von Gruppen beeinflusst werden, die wir nicht gutheißen."
Eine solide Versorgung der Flüchtlinge könnte also durchaus dazu beitragen, dass die Region nicht noch weiter den Extremisten zum Opfer fällt. Die Organisatoren der dritten Syrien-Geberkonferenz hoffen, 7,7 Milliarden Euro zusammenzubekommen. Für den Fall, dass dies nicht gelingt, befürchten die UN eine, so wörtlich, "entsetzliche humanitäre Katastrophe".
Zugesagte Summen teilweise nicht ausgezahlt
Allerdings wurden laut UNO bei den vergangenen beiden Konferenzen Zusagen teilweise nicht eingehalten. Im Rahmen eines Rechercheprojektes spürt der Journalist Marc Engelhardt den Milliarden nach, die in der Vergangenheit auf solchen Konferenzen zugesagt wurden:
"Bei manchen Geberkonferenzen, etwa für Gaza oder nach dem Erdbeben von Haiti, sind riesige Summen versprochen worden, und dann kam fast nichts. Bei Syrien sind im vergangenen Jahr 2,4 Milliarden US-Dollar für die Hilfe versprochen worden. Mehr als ein Zehntel - 247 Millionen - wurden bis heute nicht verbucht."
Ein Zehntel - das klingt nach einem eher geringen Ausfall. Aber wenn man die Summen hinzunimmt, die gar nicht erst zugesagt wurden, obwohl sie dringend nötig waren, dann ergibt sich folgendes Bild: 2014 brauchte die Syrien-Nothilfe sechs Milliarden US-Dollar. Nur 58 Prozent davon standen am Ende tatsächlich zur Verfügung.