Fünf mal die Woche können Hörer und Zuschauer bei Jürgen Domian anrufen und in seiner Sendung über jedes Thema sprechen, das sie bewegt. Zwischen ein und zwei Uhr nachts hört der Moderator zu, wenn Menschen ihre Nöte, Obsessionen und Intimitäten preisgeben. Die Sendung läuft im WDR-Radio und wird auch im Fernsehen übertragen – seit über fünfzehn Jahren und mit beständigem Erfolg. Damit das Konzept gelingt und Menschen Domian, wie die Sendung auch heißt, oft als erstem und einzigem ihre Geheimnisse erzählen, gibt der auch viel von sich preis. Der 54-Jährige mit dem kurzen grauen Stoppelhaarschnitt musste sich durchbeißen, bevor er schließlich mit seiner eigenen Sendung Karriere machte. Und zwar von den ersten Schultagen an.
"Ich bin ein gebranntes Kind, weil ich neun Jahre zur Hauptschule gegangen bin in Gummersbach, das war damals die Steinbergschule, da habe ich wirklich mein Schultrauma erlebt. Weil wir, die wir, so auch ich, aus sehr armen Verhältnissen kamen, von den Lehrern entsprechend herabsetzend behandelt worden sind."
Jürgen Domians Mutter war Putzfrau, der Vater Arbeiter. Seine Lehrer auf der Hauptschule, so erinnert er sich, waren der reinste Albtraum.
"Es war eine Demütigung und eine permanente Verletzung. Ich will Ihnen ein Beispiel erzählen, wie es da zuging, das betraf gottseidank nicht mich, aber haarscharf hätte es mich auch treffen können. Es gab einen Schüler, der irgendwas nicht richtig gemacht hatte. Zur Strafe wurde er von einem Lehrer vor die Klasse gestellt, da musste sich dieser Junge bis auf die Unterhose ausziehen vor der versammelten Klasse, wir befanden uns im vierten Stock, und jedes einzelne Kleidungsstück schmiss der Lehrer aus dem Fenster und am Ende der Geschichte musste der Junge in seiner Unterhose nach unten rennen und seine Sachen wieder hochholen."
Von keinem seiner Lehrer dort fühlte sich Domian motiviert oder auch nur respektiert und noch heute spürt man die Wut über die Verletzungen damals. Dahin zurückgekehrt, um die Pädagogen zur Rede zu stellen ist er nie, aber:
"Ich hab das in Interviews immer mal wieder so erzählt, das wird schon angekommen sein. Ich lasse an dieser Schule kein gutes Haar, das ist ne ganz radikale Aussage."
Trotzdem hatte sich der Moderator schon damals in den Kopf gesetzt, weiterzulernen und rauszukommen aus der Kleinstadtenge. Er ging auf die Handelsschule und wollte dann mit 18 auf ein Gymnasium. Ich wollte nach vorne, sagt er.
"Ich wollte auf eine richtiges Gymnasium, weil das mein Minderwertigkeitstrauma meines Lebens war, dass ich nicht auf dem Gymnasium war. Und dann bin ich zu einem wunderbaren Menschen gekommen, zu Horst Kienbaum, der aus dieser Kienbaum-Dynastie der Unternehmensberatung in Gummersbach stammt und das war so ein richtig klassisch humanistisch gebildeter Herr."
Horst Kienbaum war Rektor eines Gymnasiums und Domians Glückserfahrung mit einem Lehrer.
"Und ich werde nie vergessen, ich saß bei ihm im Büro und er scheute sich meine Zeugnisse an und sagte: Herr Domian, so was hab ich noch nicht gemacht, so was gab es noch nicht an unserer Schule, wenn Sie bereit sind, die nächsten drei Jahre der Oberstufe quasi auf ihre gesamte Freizeit zu verzichten und nur zu lernen, dann dürfen Sie bei mir hier in der Schule anfangen. Und da hab ich wie aus der Pistole geschossen gesagt: ja, das will ich! Dieser Mann, dem verdank ich alles. Ich denke immer daran und ich finde es so traurig, das ich mich nie bei ihm habe bedanken können, weil er dann sehr früh verstorben ist."
Von der gymnasialen Oberstufe an ging für Domian die Tür zur Bildung auf: Er las mit 18 zum ersten Mal ein Buch, ging zum ersten Mal in ein Theaterstück, besuchte zum ersten Mal ein Klavierkonzert. Und saugte all das in sich auf. Bildung ist alles, sagt der Moderator heute, und predigt das auch geradezu in seiner Sendung.
"Ich sag ja sogar, wenn ihr blöde Lehrer habt, dann zeigt es denen und lasst euch bloß nicht unterkriegen. Die Lehrer, wenn die einen bremsen, die muss man zur Seite schieben."
"Ich bin ein gebranntes Kind, weil ich neun Jahre zur Hauptschule gegangen bin in Gummersbach, das war damals die Steinbergschule, da habe ich wirklich mein Schultrauma erlebt. Weil wir, die wir, so auch ich, aus sehr armen Verhältnissen kamen, von den Lehrern entsprechend herabsetzend behandelt worden sind."
Jürgen Domians Mutter war Putzfrau, der Vater Arbeiter. Seine Lehrer auf der Hauptschule, so erinnert er sich, waren der reinste Albtraum.
"Es war eine Demütigung und eine permanente Verletzung. Ich will Ihnen ein Beispiel erzählen, wie es da zuging, das betraf gottseidank nicht mich, aber haarscharf hätte es mich auch treffen können. Es gab einen Schüler, der irgendwas nicht richtig gemacht hatte. Zur Strafe wurde er von einem Lehrer vor die Klasse gestellt, da musste sich dieser Junge bis auf die Unterhose ausziehen vor der versammelten Klasse, wir befanden uns im vierten Stock, und jedes einzelne Kleidungsstück schmiss der Lehrer aus dem Fenster und am Ende der Geschichte musste der Junge in seiner Unterhose nach unten rennen und seine Sachen wieder hochholen."
Von keinem seiner Lehrer dort fühlte sich Domian motiviert oder auch nur respektiert und noch heute spürt man die Wut über die Verletzungen damals. Dahin zurückgekehrt, um die Pädagogen zur Rede zu stellen ist er nie, aber:
"Ich hab das in Interviews immer mal wieder so erzählt, das wird schon angekommen sein. Ich lasse an dieser Schule kein gutes Haar, das ist ne ganz radikale Aussage."
Trotzdem hatte sich der Moderator schon damals in den Kopf gesetzt, weiterzulernen und rauszukommen aus der Kleinstadtenge. Er ging auf die Handelsschule und wollte dann mit 18 auf ein Gymnasium. Ich wollte nach vorne, sagt er.
"Ich wollte auf eine richtiges Gymnasium, weil das mein Minderwertigkeitstrauma meines Lebens war, dass ich nicht auf dem Gymnasium war. Und dann bin ich zu einem wunderbaren Menschen gekommen, zu Horst Kienbaum, der aus dieser Kienbaum-Dynastie der Unternehmensberatung in Gummersbach stammt und das war so ein richtig klassisch humanistisch gebildeter Herr."
Horst Kienbaum war Rektor eines Gymnasiums und Domians Glückserfahrung mit einem Lehrer.
"Und ich werde nie vergessen, ich saß bei ihm im Büro und er scheute sich meine Zeugnisse an und sagte: Herr Domian, so was hab ich noch nicht gemacht, so was gab es noch nicht an unserer Schule, wenn Sie bereit sind, die nächsten drei Jahre der Oberstufe quasi auf ihre gesamte Freizeit zu verzichten und nur zu lernen, dann dürfen Sie bei mir hier in der Schule anfangen. Und da hab ich wie aus der Pistole geschossen gesagt: ja, das will ich! Dieser Mann, dem verdank ich alles. Ich denke immer daran und ich finde es so traurig, das ich mich nie bei ihm habe bedanken können, weil er dann sehr früh verstorben ist."
Von der gymnasialen Oberstufe an ging für Domian die Tür zur Bildung auf: Er las mit 18 zum ersten Mal ein Buch, ging zum ersten Mal in ein Theaterstück, besuchte zum ersten Mal ein Klavierkonzert. Und saugte all das in sich auf. Bildung ist alles, sagt der Moderator heute, und predigt das auch geradezu in seiner Sendung.
"Ich sag ja sogar, wenn ihr blöde Lehrer habt, dann zeigt es denen und lasst euch bloß nicht unterkriegen. Die Lehrer, wenn die einen bremsen, die muss man zur Seite schieben."