"Grün blinken ist gut. Wenn's gelb oder rot blinken würde, müssten wir mal gucken, was die Anlage hat. Im Moment funktioniert alles."
Das Cruise Center Steinwerder im Hamburger Hafen, alle paar Tage macht hier ein Kreuzfahrtschiff fest. Neben dem Terminal liegt ein flacher, fensterloser Betonbau mit gelben Warnschildern an den Türen: Vorsicht, Hochspannung! Daniel Hustadt ist hineingegangen und steht nun im in einem Raum voller Elektroschränke, dem Batterieraum.
"Wir haben hier 52 Schränke mit Fahrzeugbatterien aus Testflotten mit BMW. In jedem Schrank stecken zwei Fahrzeugäquivalente - also ungefähr 100 Fahrzeuge, die hier verbaut sind, mit einer Kapazität von circa zweieinhalb Megawattstunden."
Speicher für das Stromnetz
Womit sich im Prinzip 200 Haushalte für einen Tag mit Strom versorgen ließen. Jeder Schrank ist mit Lüftern bestückt. Sie machen einen ordentlichen Lärm.
"Batterien mögen‘s weder kalt noch heiß. Vor allem heiß ist für die Alterung kritisch. Deswegen sind an jedem Schrank viele Lüfter verbaut, die dann, wenn die Temperatur zu hoch wird, die kühle Luft von den Klimaanlagen zwischen die Batterien führen."
'Battery 2nd Life', so heißt das Projekt, das Hustadt leitet, er arbeitet beim Energieversorger Vattenfall. Der Name ist Programm: Hier haben die Gebrauchtbatterien aus Elektroautos tatsächlich ein zweites Leben - als Speicher fürs Stromnetz. Konkret stellen sie sogenannte Regelleistung zur Verfügung. Diese Leistung braucht man, um plötzliche Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und damit die Netzfrequenz stabil zu halten.
"Kann man sich vorstellen wie eine Badewanne: Die Frequenz ist die Wasseroberfläche und soll möglichst immer gleich bleiben bei 50 Hertz. Sie drehen den Hahn oben auf, das sind die Erzeuger. Der Stöpsel unten ist gleichzeitig auf - das sind die Verbraucher. Gleichzeitig muss das Netz immer bei 50 Hertz sein, also der Wasserstand immer gleich."
Batteriespeicher reagieren sofort
Bislang werden plötzliche Schwankungen der Netzfrequenz ausgeglichen, indem die Energieversorger möglichst schnell ein Kraftwerk hoch- beziehungsweise herunterfahren.
"Batteriespeicher können das aber noch viel besser erbringen, weil sie sehr direkt regeln können."
Anders als etwa ein Gaskraftwerk können Batterien sofort, ohne jede Verzögerung, Strom liefern oder aufnehmen, sagt Hustadt - ein deutlicher Vorteil. Vor zwei Jahren ging die Pilotanlage in Hamburg in Betrieb. Wie sind seitdem die Erfahrungen?
"Man muss natürlich aufpassen, dass man die Batterien nicht tief entlädt. Das ist einmal passiert. Dann sind die Batterien nicht mehr zu gebrauchen. Die müssen dann gewechselt werden."
Beim Zusammenspiel hakt es noch
Doch abgesehen davon laufen die Batterien sehr stabil, sagt Daniel Hustadt.
"Die Gesamtabstimmung des Systems ist eigentlich der komplizierte Part. Das Zusammenspiel zwischen den Wechselrichtern und den Batteriespeichern hakt an manchen Stellen."
Die Wechselrichter haben die Aufgabe, die Gleichspannung der Batterien in die Wechselspannung im Netz umzuwandeln. Um ihr Zusammenspiel mit den Batterien zu optimieren, werden die Fachleute noch manches Testprogramm abspulen. Zeit dafür bleibt genug, die Pilotanlage soll noch mindestens acht Jahre laufen. Und sollten die Batterien dann noch durchhalten, könnte ihr zweites Leben sogar noch länger währen.
"Und wenn sie dann noch immer gut sind, lassen wir es weiterlaufen."