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Gedenken an das Attentat
Das große Leid der Familie Hashemi aus Hanau

Said Etris Hashemi hat den Anschlag von Hanau verletzt überlebt, aber seinen Bruder hat er verloren. Noch immer kämpfen er und seine Familie mit den seelischen und körperlichen Wunden des Attentats. Aus Hanau wollen die Hashemis nicht wegziehen. Dann hätten die Andersdenkenden ja gewonnen, sagt Said Etris.

Von Hans Rubinich |
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Unter dem Brüder Grimm-Denkmal auf dem Hanauer Marktplatz erinnern Fotos an die Opfer des rassistisch motivierten Anschlags vom 19.02.2020. (picture alliance | Christine Schultze)
"Mein Name ist Said Etris Hashemi. Ich bin hier in Hanau geboren am 1.9.1996, bin ein Kind von Einwanderern. Also mein Vater ist 1987 nach Deutschland gekehrt aus Afghanistan, hat meine Mutter dann kurz darauf 1993 geheiratet und hat sich eine Familie aufgebaut hier in Hanau. Wir waren insgesamt fünf gewesen, vier Jungs und eine Schwester. Ja – jetzt sind wir vier."
Said Etris Hashemi hat den Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 überlebt - sein jüngerer Bruder kam dabei ums Leben. Neun Menschen starben, als der Attentäter in mehreren Bars und einem Kiosk um sich schoss, am Ende seine Mutter tötete und schließlich sich selbst. Er war gebürtiger Hanauer, genau wie Said Etris Hashemi. Dessen Eltern waren vor über 40 Jahren aus Afghanistan geflüchtet.
"Jeder weiß, dass Afghanistan ein Kriegsland ist, also dass da Krieg herrscht. Es ist nicht einfach, dort zu leben. Du da hat mein Vater irgendwann mal die Entscheidung gefällt, nach Deutschland zu kommen, weil er hier Perspektiven und Zukunft gesehen hat, weil er hier eine Familie gründen wollte und auch sesshaft werden möchte."
Saida Hashemi, Schwester eines der Opfer, spricht bei der Gedenkfeier für die Opfer des Anschlags von Hanau im Congress Park Hanau (CPH). 
Saida Hashemi, Schwester eines der Opfer, spricht bei der Gedenkfeier für die Opfer des Anschlags von Hanau (dpa/Reuters-Pool | Kai Pfaffenbach)

Die Wunden sind noch lange offen

Ich habe Said Etris Hashemi das erste Mal im September 2020 besucht, sieben Monate nach dem Anschlag. Zwei Monate später, im Dezember, sehen wir uns wieder. "Also, gesundheitlich bin ich noch nicht ganz wieder fit. Ich warte gerade noch auf eine Schulter-Operation, die jetzt gerade in Planung ist. Und psychisch bin ich noch in psychologischer Behandlung. Die vergangenen Monate waren sehr, sehr stressig gewesen. Die waren vor allem für unsere Familie sehr, sehr schwer gewesen."
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Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau neun Menschen bei einem rassistisch motivierten Attentat ermordet. Ein Jahr später fühlen sich viele Angehörige der Opfer vom Staat immer noch allein gelassen.
Die Familien suchen einen Halt, unterstützen sich gegenseitig. Wie wichtig es für die Betroffenen eines Anschlags ist, nicht alleine zu sein und Hilfe zu bekommen, weiß auch Britta Bannenberg, Professorin für Kriminologie an der Universität Gießen:
"Es gibt eine ganze Reihe von Untersuchungen, zu denen Opferfolgen von schwerster Gewalt. Ob das Terroranschläge in Madrid, London waren, in Norwegen oder auch von Amokläufen. Und man weiß schon, dass die soziale Unterstützung im engsten Familien- und Freundeskreis eigentlich das Allerbeste ist, was einem Menschen widerfahren kann. Und man weiß, dass schlimme Gewalterfahrungen immer Folgen haben. Etwa ein Drittel der Personen, die schwerste Gewalt überlebt haben oder als Hinterbliebene dann eben einen schrecklichen Verlust hinnehmen mussten, bekommen ihr Leben danach nicht mehr so gut auf die Reihe."
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Unterstützung durch den Opferbeauftragten

Von Anfang an unterstützt Andreas Jäger als Opferbeauftragter der Stadt Hanau die Familien der Betroffenen. Er ist auch Koordinator für Flüchtlinge:
"Was ich versuche mit meinen Kolleginnen und Kollegen, mit allen, die daran beteiligt sind: Einen gesunden Menschenverstand an den Tag zu legen und zu sagen: Wo kann man euch helfen? Wo kann man euch unterstützen? Wo kann man euch in den Arm nehmen? Selbst das kann man nicht. Also das Bedürfnis, z. B. einen jungen Mann mal zu umarmen, ist in der jetzigen Zeit schwer. Natürlich ist der Impuls da schon mal zu sagen: Komm doch einfach mal her. Du gehst nicht nach Hause und schüttelst es ab und sagst: Das war ein komischer Arbeitstag, sondern das sind Dinge, die dich weit auch über die Arbeit hinaus beschäftigen. Auch am Wochenende, manchmal auch, wenn man nachts aufsteht, kurz darüber nachdenkt."
Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (M, SPD) diskutiert mit Bürgern auf dem Zentralen Marktplatz. 
Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (M, SPD) diskutiert mit Bürgern auf dem Zentralen Marktplatz. (dpa)

Hanaus Oberbürgermeister fühlt sich beschämt

Gleich nach dem Anschlag in Hanau suchte Oberbürgermeister Claus Kaminski die Familien der Betroffenen auf. Auch die Familie von Said Etris Hashemi. Sein Vater wandte sich an ihn mit einer Bitte, die der Oberbürgermeister so nicht erwartet hatte.
"Für mich war eine sehr beschämende Begegnung, als der Vater mir sehr schnell sagte: Ich möge bitte bei seinem Arbeitgeber, wo er, der Vater, 40 Jahre lang gearbeitet hat und noch arbeitet, mich doch erkundigen, wie gut er dort und praktisch ohne Krankheitstage arbeitet. Und in der Folge: Ich möge mich bei den Nachbarn erkundigen, wie gut sie integriert seien, wie gut sie mit den Nachbarn auskämen. Das hat mich auch zu Tränen gerührt. Weil das hatte diese Familie, hatte dieser Vater nun überhaupt nicht nötig aus meinem Gesichtspunkt, und praktisch mir zu erklären, dass sein Sohn, der Getötete oder sein schwerverletzter Sohn es nicht verdient hätten, in dieser Nacht angeschossen zu werden."
So etwas zu hören hat den Oberbürgermeister nicht nur beschämt, auch sein Bild vom multikulturellen Hanau bekam dadurch Risse: "Wo ich auch gedacht habe: Da ist doch einiges in den letzten Jahren vielleicht, nicht nur aber auch in Hanau, ein Stück schief gegangen. Ich habe sehr früh gesagt, weil mich das gestört hat mit der Fremdenfeindlichkeit. Die Opfer sind keine Fremden. Dass aber trotzdem jemand glaubte, mir sagen zu müssen, wie gut er seit 40 Jahren in dieser Stadt als Vater eines Erschossenen arbeitet, das hat mich eher beschämt."
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Die langsame Aufarbeitung des Anschlages bestimmt das Leben vieler Opferfamilien täglich. Ajla Kurtović, deren Bruder Hamza bei dem Anschlag getötet wurde, kritisiert die aktuellen Ermittlungen. Derzeit wisse man nur, was man selbst ermittelt habe.

Protokoll eines Amoklaufes

Said Etris Hashemi lebt zu Hause bei seiner Familie, nur ein paar Minuten entfernt von einem der Tatorte. Er und sein Bruder trafen sich oft mit Freunden in der Arena-Bar. Auch am Abend des 19. Februar 2020.
"Wir saßen in der Runde mit den Jungs zusammen und dann habe ich bzw. haben wir mehrere Schüsse von draußen gehört. Ich bin dann aufgestanden. Wir hatten Februar gehabt. Ich dachte mir, die Zeit von Silvester ist schon vorbei. Das hört sich auf jeden Fall nicht normal an. Hab ich zu den Jungs auch gesagt gehabt und bin dann Richtung Ausgang gelaufen, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Und als ich dann Richtung Tür gelaufen bin, Ausgangstür, hab ich schon gesehen, wie der Täter mit der Waffe in der Hand rein gelaufen ist und mich angeschaut hat, aber dann erst mal in den Kiosk rein ist."
Dort schießt er um sich, ermordet drei Menschen. Dann rennt er zurück in die Arena-Bar.
"Dann sind wir mit den Jungs nach hinten gerannt in die Arena-Bar: Und dann ist er reingekommen und hat angefangen loszuschießen auf uns. Wir haben uns hinter eine Säule versteckt. Ich war der Erste gewesen an der Säule und alle waren hinten dran gewesen. Man versucht, die ganze Zeit auszuweichen, um sein Leben zu kämpfen. Man merkt es auch nicht, wenn man selbst getroffen wird. Als ich unter der Bar lag, ist alles vorbei gewesen. Da habe ich mein Handy rausgeholt, habe versucht, die Polizei zu verständigen. Die sind beim ersten Mal nicht rangegangen. Beim zweiten Mal auch nicht. Beim dritten Mal habe ich dann eins, eins, zwei, den Notruf gewählt. Da ist dann endlich jemand rangegangen. Und da hab' ich gesagt gehabt, dass es Schüsse am Kurt-Schumacher-Platz 10 in Hanau-Kesselstadt gab. Und wir haben hier Verletzte und Tote."

"Probleme" mit dem Notrufsystem der Hanauer Polizei

Nicht nur Said Etris Hashemi kam erst mal mit seinem Handy nicht durch. Auch Hinweise von Bürgern an diesem Abend liefen ins Leere. Es gab Probleme mit dem Notrufsystem der Hanauer Polizei, die möglicherweise Menschen das Leben kostete. Das belegen jüngste Recherchen des Hessischen Rundfunks, des ARD-Magazins "Monitor" und des "Spiegel".
"Während ich telefoniert habe, habe ich gemerkt, dass meine Zunge langsam angefangen hat, taub zu werden. Ich habe angefangen zu nuscheln und in dem Moment weiß man ja nicht, was los ist. Und da hat dann ein Freund zu mir gesagt, dass ich am Hals blute. Und als ich mein Handy weggelegt habe, habe ich gesehen, dass mein Handy dann voller Blut war. Ich habe versucht, nach den anderen zu schauen, ob man noch irgendwie Erste Hilfe leisten kann oder sonst etwas machen kann - vergeblich."

Täter war vermutlich psychisch krank - und Rassist

Der Täter hätte aus rechtsextremen Gründen gehandelt, heißt es. Sein Hass richtete sich gegen Einwanderer. Die Gießener Kriminologin Britta Bannenberg:
"Tobias Rathjen in Hanau war aus meiner Sicht schwer psychisch krank und zwar in Richtung einer paranoiden Schizophrenie. Das kann man deshalb annehmen, weil er ein sehr, sehr krudes Schriftstück hinterlassen hat, in dem er seine Gewalt-Rechtfertigungen darlegt, seine Motive - aber dann auch einen Einblick in seine kranke Persönlichkeit gibt. Auf der anderen Seite aber trotzdem dieser Täter in der Lage war, rechtsextremistische Hassbotschaften nicht nur aufzunehmen und weiterzutragen, sondern umzusetzen in eine Tat."
Britta Bannenberg, Rechtswissenschaftlerin und Kriminologin an der Universität Gießen, nimmt an einer Pressekonferenz zur Vorstellung einer Studie zu Gewalt gegen Beschäftige im öffentlichen Dienst teil. 
Britta Bannenberg, Rechtswissenschaftlerin und Kriminologin an der Universität Gießen (dpa/Arne Dedert)
Britta Bannenberg forscht seit über 20 Jahren über Terroranschläge, Gewalt und Amokläufe. Sie analysiert die Motive der Täter und sie untersucht, inwieweit sie psychisch krank waren. Amokläufer, so Professorin Britta Bannenberg, handeln selten im Affekt. Sie planen ihre Tat – wie vermutlich auch der Täter von Hanau:
"Sie beschäftigen sich in der Regel schon Jahre zuvor mit dem Moment, an dem sie es tun werden. Und in dieser Zeit erleben sie aus ihrer Sicht für sich selbst großartige Momente. Das haben mir auch einige interviewte Täter so berichtet. Die haben gesagt: Ich habe ja lange überlegt, wie ich es machen werde, wen ich erschießen werde. Und allein die Vorstellung, es könnte der und der sein, den ich morgen umlege, das hat mir ein paar Tage über die Zeit geholfen. Da war ich noch gar nicht so weit, dass ich die Tat wirklich hätte begehen können. Das war erst viel später so."

Vater des Attentäters stellt verstörende Behauptungen auf

Gleich nach der Tat wird der Vater des Attentäters verhört. Er kommt wieder frei, mit dem Anschlag hatte er vermutlich nichts zu tun, heißt es. Fast ein Jahr danach, im Dezember 2020 geht er gegen die Behörden vor. "Der Spiegel" berichtet, er fordere nun die Tatwaffen seines Sohnes zurück. Gleichzeitig sollten alle Gedenkstätten beseitigt werden. Sein Sohn, so behauptet er weiter, sei von einem Geheimdienst getötet worden, ein anderer hätte den Anschlag verübt. Bei dem Attentäter findet die Polizei ein Manifest. Darin schreibt er, nicht jeder, der heute einen deutschen Pass besäße, sei – wie er wörtlich anmerkt – "reinrassig und wertvoll".
"Es ist ein rassistischer Anschlag gewesen. Der Hass hat die Motivation dazu gegeben, dass unschuldige Menschen gestorben sind. Und das sollte den Menschen auch bewusst gemacht werden, dass Hass töten kann. Und genau das ist der Schwerpunkt, wo wir uns jetzt darauf in Zukunft konzentrieren sollten, dass es nicht mehr zu solchen Attentaten kommen kann. Und es ist schwierig, so was zu verhindern. Aber wir können es versuchen, den Tätern wenigstens schwieriger zu machen."

"Wir beten dafür, dass Hanau der letzte Anschlag war"

Said Etris Hashemi hat im Krankenhaus oft darüber nachgedacht, was passiert ist und was er ändern könnte. Er plant, in die Schulen zu gehen, dort mit den jungen Menschen zu sprechen, sie zu Diskussionskreisen einzuladen.
"Ich bin ein Mensch, der sagt, dass Bildung Rechtsextremes tötet. Umso gebildeter man ist, umso mehr man weltoffener ist, man wirklich auch kritisiert, hinterfragt, das gehört dazu. Aber man sollte trotzdem offen für alles sein. Man sollte motiviert sein, etwas Neues zu lernen. Man wird nicht als Rassist geboren. Das entwickelt sich mit der Zeit. Wenn man schon in der Grundschule anfängt, den Kindern diese weltoffene Sicht zu zeigen und wirklich daran arbeitet, dann wird es in Zukunft bei den nächsten Generationen viel einfacher. Und dann wird es kaum mehr Rechtsextreme geben, wenn man das in Angriff nimmt. Wir hoffen und beten dafür, dass Hanau die Endstation ist, also dass Hanau der letzte Anschlag war. Deswegen, finde ich, ist es umso wichtiger, die Aufklärung lückenlos hinzukriegen. Also man muss wirklich schauen, was ist da schiefgelaufen? Wie kam der Täter an die Waffen dran? Konnte man das verhindern?"

Soziales Umfeld bekommt Tatplanung oft mit

2016 hat Britta Bannenberg mit ihrem Team ein Projekt gestartet, das Amokläufe verhindern soll. Bürger und Bürgerinnen sind seitdem aufgefordert, sich bei ihnen zu melden, sollte ihnen etwas in ihrem Umfeld auffallen. Die wissenschaftlichen Grundlagen für dieses Präventions-Projekt gehen
zurück auf eine Studie des Bundesbildungsministeriums aus den Jahren 2013 bis 2016. Daran war das Team um die Gießener Kriminologin maßgeblich beteiligt. Es analysierte die bisherigen Amokläufe in Deutschland und suchte nach Anhaltspunkten, wie diese verhindert werden könnten. Daraus entstand das jetzige Projekt, das bis heute sehr erfolgreich ist. Britta Bannenberg:
"Im Grunde merkt das nähere soziale Umfeld, dass mit einer Person etwas nicht stimmt. Das heißt, Personen sind beunruhigt, dass ihr Arbeitskollege, ihr Nachbar, vielleicht ein Mitschüler oder irgendjemand im näheren sozialen Umfeld eine Tat planen könnte. Das fällt auf durch Äußerungen. Die Polizei wird in der Regel, in etwa 80 Prozent der Fälle eingeschaltet, in Absprache mit den Anrufern. Und es gab dann auch Fälle, da haben die Personen, die überprüft wurden, sogar ganz klar gesagt: Ja, wenn sie jetzt nicht gekommen wären, hätte ich das in ein paar Tagen durchgezogen. Ich hätte Menschen getötet."
Platz des 19. Februars in Hanau mit Kranz und Blumen
Opferbeauftragter Jäger: "Es gibt Dinge, die man klären muss"
Die Opferfamilien stellten sich immer noch dieselben Fragen wie vor einem Jahr, sagt Andreas Jäger, Opferbeauftragte der Stadt Hanau. Die offenen Ermittlungsfragen "rauben den Familien viel Kraft und bringen sie zur Verzweiflung". Bei der Aufarbeitung sei aber auch Geduld gefragt.

Tiefe Spuren in der Psyche der Opfer

Jetzt zum Jahrestag des Anschlages von Hanau, wird auch der Opferbeauftragte Andreas Jäger bei der Gedenkveranstaltung dabei sein. Er betreut die Familie Hashemi seit Juni vergangenen Jahres. Er beobachtet, dass das, was die Angehörigen und Betroffenen erleben mussten, tiefe Spuren in ihrer Psyche hinterlässt. "Bei den Hashemis war ein großes Problem, dass die nah am Tatort gewohnt haben. Und Etris mir auch sofort gesagt hat: 'Andi' oder 'Herr Jäger' damals noch. 'Ich kann nicht in mein Kinderzimmer zurück, weil da hat mein Bruder mit mir gelegen und geschlafen neben dran. Ich kann einfach nicht in diesen Raum rein.'"
Die Stadtverwaltung Hanau will helfen. Die Chancen stehen gut für die Familie Hashemi, in eine neue Wohnung oder in ein Haus einzuziehen. Wegziehen wollten sie nie. Said Etris Hashemi: "Klar, es gibt Menschen, die anders denken. Aber das ist nur eine Minderheit. Und wenn wir Hanau nach dieser Sache verlassen hätten, also wären wir aus Hanau weggezogen, dann hätten die doch gewonnen."