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Gedenken an die Opfer des Flugzeugabsturzes
"Worte sind zu schwach"

Nach dem Schock kommt die Trauer - und die Suche nach Trost. Mehr als drei Wochen sind seit dem Germanwings-Absturz vergangen. Im Kölner Dom wurde nun an die Opfer erinnert. Die anhaltende Erschütterung der Menschen war greifbar.

Von Vivien Leue |
    Innehalten für die Opfer: Die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, während der Trauerfeier für die Germanwings-Opfer im Kölner Dom am 17. April 2015.
    Im Kölner Dom fand der Staatsakt für die 150 Opfer der abgestürzten Germanwings-Maschine statt. (picture alliance / dpa - Oliver Berg)
    "Es ist etwas zerstört worden, das nicht mehr geheilt werden kann" - das sagte Bundespräsident Joachim Gauck heute in seiner Trauerrede im Kölner Dom. Dennoch, auch wenn die Wunden der Hinterbliebenen noch lange offen sein werden, versuchten die Kirchen- und Staatsvertreter Trost zu spenden. Den Angehörigen zu zeigen: Ihr seid nicht allein.
    Kardinal Reiner Maria Woelki sagte in seiner Predigt: "Bloße Worte sind zu schwach, Sie zu trösten. Aber dass wir alle hier sind und dass auch so viele Menschen in diesem Moment durch die Medien mit uns zusammen Ihnen und unser menschliches Mitleid und Beileid zeigen wollen, dass soll Ihnen Trost sein."
    Die Frage nach dem Warum
    Die evangelische Präses aus Westfalen, Annette Kurschus, die zusammen mit Woelki den gut einstündigen ökumenischen Gottesdienst leitete, versuchte in Worte zu fassen, was so viele Menschen seit dem Absturz umtreibt: Die Frage nach dem Warum. Eine Antwort konnte auch sie nicht geben:
    "Unbegreifliches wurde getan. Abgründe klaffen auf in Seele und Menschenherz. Nie für möglich gehalten, kaum je geahnt und doch wirklich gemacht, Unbegreiflich."
    150 Kerzen brannten vor dem Altar im Kölner Dom - ausdrücklich auch eine Kerze für den Copiloten der Germanwings-Maschine. Er soll - darauf deuten alle Ermittlungen hin - das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht haben. Aber: Auch er hat Angehörige, die um ihn trauern und auch für diese Trauer sollte Platz geschaffen werden - auch wenn die Hinterbliebenen des Copiloten der Einladung in den Dom heute nicht folgten. Gekommen waren aber 500 Angehörige von Opfern, außerdem 50 Rettungskräfte aus der französischen Absturzregion und Dutzende Notfallseelsorger, die den Trauernden in den letzten Wochen beistanden.
    Kritik an Medien
    Dass die Trauernden nicht nur mit ihrem Schmerz, sondern zuweilen auch gegen den Medienrummel zu kämpfen hatten, kritisierte Präses Kurschus in ihrer Predigt deutlich: "Wie würdelos ist es, wie würdelos ein Geschäft zu machen mit den Tränen von Menschen. Den Tränen der Trauernden gehören niemandem als ihnen selbst."
    Ein sicherlich emotionaler Höhepunkt der Trauerfeier war die Fürbitte einer Schwester eines der Opfer - sie nahm alle Kraft zusammen, um im Kölner Dom zu sprechen.
    An den ökumenischen Gottesdienst schloss sich nahtlos der staatliche Trauerakt an - die gesamte deutsche Staatsspitze war gekommen. Neben Bundespräsident Gauck auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Bundesratspräsident und hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und Bundestagspräsident Norbert Lammert. Außerdem hatten Frankreich und Spanien Regierungsvertreter geschickt.
    Bundespräsident Joachim Gauck während der Trauerfeier für die 150 Opfer des Germanwings-Absturzes.
    Bundespräsident Gauck während der Trauerfeier für die 150 Opfer des Germanwings-Absturzes. (AFP / Oliver Berg)
    Bundespräsident Gauck sprach deutlich von dem Entsetzen, dass die Tat hervorgerufen hat, und das auch heute noch - drei Wochen nach dem Unglück - so greifbar ist:
    "Vielleicht ist es ja das, was uns so erschreckt hat: die Sinnlosigkeit des Geschehens. Wir sind konfrontiert mit einer verstörenden Vernichtungstat. Da ist keine Antwort zu finden auf die Frage, warum so viele Menschen durch den Entschluss eines Einzelnen in den Tod gehen mussten."
    Im Anschluss an die etwa zweistündige Trauerfeier trafen die Angehörigen mit den Kirchen- und Staatsvertretern zusammen - in einem geschützten Raum des Kölner Bistums und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Denn, bei allem öffentlichen Interesse heute in Köln und auf der Welt: Den Opfern und ihren Angehörigen war die heutige Veranstaltung gewidmet.