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Gedenken an NS-Opfer
München will keine Stolpersteine

In vielen Städten stößt man wie selbstverständlich auf Stolpersteine mit den Namen jüdischer Opfer des nationalsozialistischen Terrors. In München sind die messingfarbenen Pflastersteine seit mehr als zehn Jahren auf öffentlichem Grund verboten - und das wird auch so bleiben. Das hat der Stadtrat mehrheitlich entschieden.

    Stolpersteine mit den Namen von deportierten Juden sind am 09.06.2015 in München (Bayern) auf dem Königsplatz zu sehen.
    In München erinnern Stolpersteine nur auf privatem Grund an deportierte NS-Opfer. (picture alliance / dpa / Sven Hoppe)
    In der bayerischen Landeshauptstadt wird man auch in Zukunft keine Stolpersteine auf öffentlichen Straßen und Plätzen finden. Der Münchener Stadtrat will stattdessen mit Stelen und Gedenktafeln an Hauswänden sowie einem zentralen Namensdenkmal an die Opfer des Nazi-Terrors erinnern.
    Die Entscheidung dürfte vor allem die Israelitische Kultusgemeinde München Oberbayern mit ihrer Vorsitzenden Charlotte Knobloch freuen: Sie hatte sich seit mehr als zehn Jahren massiv dagegen gewehrt, dezentral in Bürgersteigen an jüdische Opfer zu erinnern. Auch CSU und SPD hatten bereits im Vorfeld erklärt, "dass wir weiterhin die Verlegung von Stolpersteinen im öffentlichen Raum nicht haben wollen". Hintergrund ist auch, dass die Stolpersteine von einigen Nachkommen der Opfer als unwürdige Form des Gedenkens empfunden werden. Sie stört, dass die Opfer ihrer Ansicht nach erneut mit Füßen getreten und erniedrigt werden.
    Für andere waren die Messingsteine dagegen ein Herzenswunsch: Befürworter von der "Initiative Stolpersteine für München" hatten anlässich der Stadtratssitzung eine Online-Petition vorgelegt. Darin sprachen sich rund 80.000 Unterstützer mit ihrer Unterschrift für die messingfarbenen Gedenksteine aus - vergebens.
    (tj/vic)