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Gedenken in Paris
Ein Land in blau-weiß-rot

Genau zwei Wochen sind die Anschläge von Paris nun her - und am Freitag hält Frankreich inne. Im Ehrenhof des Invalidendoms findet die Gedenkfeier für die 130 Opfer statt, und jeder Bürger ist aufgerufen, sein Haus oder seine Wohnung mit der Nationalflagge zu schmücken, als Zeichen der Solidarität und der Einheit.

Von Martin Zagatta |
    Eine Frankreich-Fahne in blau-weiß-rot in der Nähe des Konzertsaals Bataclan in Paris, im Hintergrund liegen Blumen auf dem Bürgersteig.
    Eine Frankreich-Fahne in blau-weiß-rot in der Nähe des Konzertsaals Bataclan in Paris. (picture-alliance / dpa / Marius Becker)
    Demonstrationen mit Hunderttausenden auf den Straßen wie nach dem Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo sind diesmal verboten - zu groß die Gefahr nach Ansicht der Sicherheitsbehörden. So sind bei der Gedenkfeier heute im Ehrenhof des schwerbewachten Invalidendoms mitten in Paris nur gut 1000 Gäste geladen, vor allem Angehörige der 130 Menschen, die bei den Anschlägen vor zwei Wochen ermordet wurden. Überlebende, Verletze und Helfer sind dabei. Doch an dieser Würdigung der Toten am Vormittag kann sich ganz Frankreich beteiligen, betont Präsident Hollande – so sein Sprecher.
    "Jeder Franzose kann da mitmachen", so Stephane Le Fol, "indem er seine Wohnung oder sein Haus mit einer blau-weiß-roten Fahne schmückt, mit den Farben Frankreichs". Ein Aufruf, der ankommt, dem heute Millionen folgen werden, vor allem die Einwohner von Paris. "Das ist wichtig, dass wir jetzt alle zusammenstehen. Ich werde das wohl machen. Ja, das ist eine gute Sache. So kann man zeigen, dass man ein guter Franzose ist. Da geht es um Freiheit", so Passanten in der französischen Hauptstadt.
    Mehr als 90 Prozent sind einverstanden mit dem Ausnahmezustand
    Freiheit, die Verteidigung der Grundwerte der französischen Gesellschaft will Francois Hollande, soviel verlautet schon, auch in den Mittelpunkt seiner Trauerrede stellen. Und der Präsident, der in dieser Woche bemüht war, eine internationale Allianz gegen den Terror zu schmieden, in Treffen mit Wladimir Putin, mit Barack Obama, David Cameron und Angela Merkel, wird wohl seinen Standpunkt untermauern, dass sich Frankreich nun in einem Krieg befindet.
    Der Großteil der Bevölkerung sieht das Umfragen zufolge ähnlich: mehr als 90 Prozent der Franzosen erklären sich demnach mit dem von der Nationalversammlung fast einstimmig gebilligten Ausnahmezustand einverstanden, der Kritikern zufolge den Rechtsstaat bedenklich aushebelt. Nach der Gedenkfeier heute dürften eine Woche vor den Regionalwahlen aber die Bemühungen ihr Ende finden, die Nationale Einheit auch auf politischer Ebene zu beschwören.Der ausgesetzte Wahlkampf läuft schon wieder an, und dass einige Angehörige der Opfer jetzt zum Boykott der Trauerfeier aufrufen, weil die Regierung in der Vergangenheit viel zu wenig getan habe im Kampf gegen den Terrorismus, befeuert die Kritik der Opposition.
    Dessen ungeachtet wird sich Frankreich heute vielerorts als blau-weiß-rotes Fahnenmeer präsentieren, die Nachfrage ist riesig. "Die Leute, die jetzt bei mir einkaufen, halten das für etwas Selbstverständliches in dieser Situation", sagt Karine Quoniam, Geschäftsführerin einer Pariser Stoffe-Fabrik, "ich habe jetzt in einer Woche so viele Frankreich-Fahnen verkauft wie zuvor in zwei Monaten." Und ganz besonders gefragt sind heute zu der Gedenkfeier Frankreich-Fahnen, auf denen der Eiffelturm aufgedruckt ist - als Friedenssymbol.