Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden räumte am Donnerstag ein, dass insgesamt 44 Betonstelen durch Manschetten zusammengehalten werden müssen. Bereits kurz nach der Eröffnung vor neun Jahren hatte das Mahnmal nicht nur für ästhetische und moralische Diskussionen gesorgt. Der von dem Architekten Peter Eisenman entworfene Bau offenbarte schnell Risse im Beton. Informationen darüber, dass dieser bereits bekannte Zustand weitaus schlimmer als bislang angenommen ist, hat nun die "Süddeutsche Zeitung" veröffentlicht.
Lea Rosh hält Berichte für aufgebauscht
Denkmal-Initiatorin Lea Rosh ärgert sich weniger über die Baumängel als über die Berichterstattung, die zum Teil aufgebauscht sei. "Es ist völlig natürlich, dass Beton ein bisschen arbeitet", sagte Rosh. Wichtiger sei die Wirkung des Mahnmals. "Es ist ein Lehrstück für die Menschen, die dort hingehen."
Das Berliner Landgericht hatte 2012 auf Antrag der Denkmalstiftung und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein Beweisverfahren gegen die Baufirma eröffnet. Dabei soll geklärt werden, warum das für rund 27 Millionen Euro errichtete Mahnmal am Brandenburger Tor verfällt und wer dafür die Verantwortung trägt.
Der jüdische Publizist Rafael Seligmann findet den Verfall nicht besorgniserregend. Im Deutschlandfunk sagte er, dass jedes Gebäude langsam verfalle. "Alles auf dieser Welt entsteht und verfällt. Das ist in meinen Augen vollkommen normal." Er findet, dass es in Deutschland leider genug Originalschauplätze geben, an denen der Völkermord an den europäischen Juden beschlossen wurde.
(mau/stfr)