Die Politik zum Schutz des Trinkwassers muss radikal verändert werden. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht, den die französische Regierung bei der staatlichen Kontroll- und Untersuchungsbehörde in Auftrag gegeben hat. Heute ist das Wasser noch überwiegend guter Qualität. Doch in vielen Regionen sind die Böden so belastet, dass eine Verschlechterung des Grundwassers nicht mehr vermieden werden kann, sagt Denis Ballay, Experte im Landwirtschaftsministerium und einer der Autoren der Studie.
Was Stickstoff und Pflanzenschutzmittel betrifft, so hat sich die Lage deutlich verschlechtert. Außerdem ist bereits abzusehen, dass Probleme mit Phosphor auftauchen werden. Wir müssen dafür sorgen, dass die bestehenden Vorschriften auch befolgt werden. In manchen Gegenden ist die Landwirtschaft so intensiv, dass sie die Wasserqualität beeinträchtigt. Dort brauchen wir schärfere Maßnahmen. In einigen Regionen müssen wir eine Verringerung der Viehbestände erreichen. Andernorts müssen Kulturen wie Mais, die zu einer Wasserverschmutzung betragen, durch andere Pflanzen ersetzt werden. Das zu erreichen wird nicht einfach sein!
Große Probleme mit der Wasserqualität gibt es heute schon in der Bretagne: Dort sind die Böden wenig durchlässig. Die geringen Grundwasservorräte und auch die oberirdischen Wasserläufe sind extrem belastet. Noch sind die Grenzwerte für Phosphor im Trinkwasser nicht überschritten, doch die wuchernde Vegetation in den Flussläufen deutet auf zu hohe Phosphorwerte hin. Der Bericht fordert daher scharfe Kontrollen der geltenden Vorschriften.
In der Bretagne beispielsweise sind manche Zuchtbetriebe vergrößert worden, ohne den üblichen Weg einer Genehmigung einzuholen. Da hat niemand überprüft, ob die Flächen für die Verteilung von Gülle groß genug sind für die Zahl der Tiere. Kürzlich hat ein Präfekt die Zerstörung eines Schweinestalls befohlen, der ohne Genehmigung vergrößert worden war. Wir müssen klar machen, dass die Leute nicht tun und lassen können, was sie wollen.
Das dürfte Widerstand hervorrufen: Als der Präfekt des Departement Finistère im Westen der Bretagne Anfang September ein Programm zum Kampf gegen die Wasserverschmutzung durch Nitrate aus der Landwirtschaft ankündigte, stellte sich die örtliche Landwirtschaftskammer quer: Das Programm, so meinten die Bauernfunktionäre, beeinträchtige die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirte.
Probleme kündigen sich auch in der Beauce an, der riesigen Weizenkammer im Süden von Paris. Dort fließt das Grundwasser in besonders tiefen Schichten. Eine Veränderung der landwirtschaftlichen Anbaumethoden würde daher erst in 30 bis 50 Jahren Erfolge zeitigen, meint Denis Bally. Solche Fristen können Politiker und Landwirte kaum zum Umdenken anreizen. Ballay wünscht daher, dass in Zukunft alle Subventionen aus Brüssel unter ökologischen Gesichtspunkten vergeben werden.
Große Mängel sieht der Bericht auch beim Schutz der Wasserquellen. Erst vor neun Jahren wurde ein Gesetz erlassen, dass das Gebiet rund um diese Brunnen zum Wasserschutzgebiet erklärt. Doch diese Vorschrift wird wenig kontrolliert. Auch deshalb wurden in Frankreich in jüngster Zeit zahlreiche Brunnen für unsauber erklärt und geschlossen.
In Sachen Kontrolle müssen wir fast bei Null anfangen. Heute wird kaum überwacht, ob die Auflagen im Umkreis der Wasserquellen befolgt werden. Wir schlagen vor, dass dort Aufseher eingesetzt werden, so wie es Jagdaufseher und Fischereiaufseher gibt. Es muss kontrolliert werden, ob das, was rund um die Quellen passiert, auch erlaubt ist.