Auf der indonesischen Insel Sulawesi haben sich die bislang ältesten entdeckten Höhlenmalereien des Homo sapiens erhalten. Zu den frühen Kunstwerken zählen schlichte Handumrisse, aber auch detailgetreue Zeichnungen von sulawesischen Hirschebern sowie Jagdszenen, in denen seltsamen Mischwesen aus Tier und Mensch einem fliehenden Wildrind nachstellen.
Jillian Huntley von der Griffith University im australischen Bundesstaat Queensland hat sich kürzlich einige der Höhlenmalereien genauer angeschaut: "Der Ort, an dem wir gearbeitet haben, heißt Maros-Pangkep. Das ist eine Region, die anderthalb Stunden Fahrt entfernt liegt von der Stadt Makassar im Süden Sulawesis. Dort gibt es Kalksteinhöhlen, in denen sich wunderbare Felszeichnungen erhalten haben."
Doch der Zahn der Zeit nagt an den Kunstwerken, die Verwitterung setzt ihnen zu, so Jillian Huntley: "Die Gemälde selbst sind mit all ihren sehr feinen Linien sehr detailreich. Doch leider löst sich die Oberfläche des Kalksteins, auf dem sie gemalt worden sind, von der Wand."
Unter den Felsmalereien wachsen Salzkristalle
In fast allen der rund 300 Fundstätten, die bislang für die absolute Altersdatierung untersucht worden sind, fanden die Wissenschaftler Flocken mit abgeplatzten Malereien am Höhlenboden. Und es sieht so aus, als blätterten die Felsmalereien seit ihrer Entdeckung in den 1950er Jahren immer schneller ab.
"Wir wollten die Ursache dafür herausfinden. Also habe ich zunächst die Höhlenwände mit einem tragbaren Röntgenfluoreszenzspektrometer untersucht. Dabei zeigte sich, dass Salze auf diesen Wänden auskristallisieren. Dann nahmen wir einige der abgefallenen Gesteinsflocken ins Labor. Wir untersuchten sie mit dem Rasterelektronenmikroskop und mit hochintensivem Röntgenlicht. So konnten wir genau identifizieren, warum diese Flocken abgefallen sind: Es liegt eben an diesen Salzen."
Denn im Kalkstein kann der Schwefelgehalt erhöht sein, ebenso der Gehalt an Kalziumsulfat- und Natriumchloridsalzen. Wenn dann Wasser durch das poröse Gestein sickert, lösen sich diese Chemikalien. Verdunstet das Wasser wieder, fallen die gelösten Salze aus.
Zerstörerisches Zusammenspiel der Elemente
Die Salzkristalle wachsen sowohl auf, als auch unter den Malereien - und Letzteres sei am schädlichsten, sagt Jillian Huntley: "Sie bilden sich unter der bemalten Oberflächenschicht des Kalksteins und erzeugen so einen mechanischen Druck, der dann diese kleinen Flocken von der Wand drückt und tatsächlich die Kunstwerke zerstört."
Dieser Prozess scheint heute schneller abzulaufen als noch vor einem halben Jahrhundert. Dabei sehen die Forscher den Klimawandel am Werk: "Die Tagestemperaturen sind höher als früher und die Trockenperioden länger. Das führt dazu, dass mehr Salzpartikel aus der Lösung kristallisieren. Gleichzeitig sind die Monsunregen intensiver geworden, so dass dann mehr Feuchtigkeit in den Untergrund eindringt, wodurch die Salzkristalle stärker anschwellen. Sie sind also nicht stabil, sondern wachsen und schrumpfen, je nachdem wie heiß es ist und wie viel Feuchtigkeit in der Luft ist. Und durch dieses verstärkte Schrumpfen und Anschwellen der Kristalle blättert das Gestein dann verstärkt ab."
Abhilfe gebe es nicht, so Jillian Huntley. Das Einzige was bliebe sei, die Kunstwerke so genau wie möglich zu dokumentieren und so für die Nachwelt zu erhalten.