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Gefährdung der nationalen Sicherheit
US-Militär sieht Klimawandel als Bedrohung

US-Präsident Donald Trump bestreitet die Existenz der menschengemachten Erderwärmung. Das Pentagon hingegen vertraut den Wissenschaftlern der NASA - und sieht konkrete Gefahren für die Einsatzbereitschaft der Truppen.

Von Marcus Pindur |
US-Truppen mit gepanzerten Fahrzeugen in Syrien
Das US-Verteidigungsministerium fürchtet wegen der Erderwärmung um die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte. (Ingo Wagner, dpa picture-alliance)
Als der Hurricane "Florence" Ende letzten Jahres durch den Südosten der USA zog, blieb auch einer der wichtigsten Stützpunkte der Marines, Cape Lejeune in North Carolina nicht verschont. Die angerichteten Schäden waren enorm.
Auf 3,6 Milliarden Dollar beziffert der zuständige General Robert Neller die Kosten. Der Sturm deckte zunächst fast alle Dächer auf der Basis ab. Dann regnete es drei Tage ohne Unterbrechung in die Gebäude. Die in Camp Lejeune stationierte Einheit war monatelang nicht einsatzfähig.
Bereits seit 2003 stuft das amerikanische Militär den Klimawandel als Bedrohung der Nationalen Sicherheit ein. Seit Jahren beobachtet das Pentagon, dass extreme Wetterlagen wachsende Kosten verursachen und die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte in Frage stellen. Anfang dieses Jahres veröffentlichte das Pentagon einen Bericht über die Auswirkungen des Klimawandels auf die amerikanischen Streitkräfte.
Der Klimawandel verändert das Gefechtsfeld
Nicht nur die Stationierungsorte der Streitkräfte, sondern auch das Gefechtsfeld könne sich durch den Klimawandel entscheidend verändern, so General Gerald Galloway. Er unterrichtet Ingenieurwissenschaften an der University of Maryland.
"Wenn man Flugzeuge nicht starten kann, weil die Rollbahn unter Wasser steht, wenn man nicht anlanden kann an einem Strand, weil er weggeschwemmt ist, dann ist das ein Thema der nationalen Sicherheit. Wenn unsere Alliierten wegen einer Dürre in ihren Ländern Instabilität erfahren, dann ist das ein Problem, weil Instabilität Konflikte befördert. Konflikte stellen eine Gefährdung unserer Truppen dar, das können wir nicht wollen. Darauf müssen wir vorbereitet sein."
Die deutschen Streitkräfte sind wegen der anderen klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa zunächst einmal nicht so sehr betroffen wie die amerikanischen. Deutschland hat auch längst nicht so viele Truppen im globalen Einsatz.
Naturkatastrophen als Fluchtursache
Aber es gebe Statistiken darüber, dass mittlerweile mehr Menschen durch die häufiger auftretenden Naturkatastrophen zu Flüchtlingen würden als durch Krieg und Vertreibung, erklärt Jakob Schewe, Wissenschaftler am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung.
"Wir denken, dass Klimawandel ein wichtiges Thema ist für die Sicherheitspolitik, weil er ein Faktor ist, der zwar nicht direkt Krisen unmittelbar auslösen wird in der Regel, er aber dazu beitragen kann, dass Krisen sich verschärfen oder latente Krisen ausbrechen."
Der Klimawandel stelle eine Bedrohung dar, die die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik in Zukunft in Rechnung stellen müsse, meint auch der Politikwissenschaftler Tobias Fella von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Der Klimawandel sei ein Bedrohungsmultiplikator.
"Damit meine ich, dass der Klimawandel bereits vorhandene Konflikte verschärft. Zum Beispiel Konflikte um Wasser, um Ressourcen. Auch das Migrationsthema ist natürlich hier von Belang, dass man hier auch von mehr Bewegung ausgeht eben wenn in Regionen, zum Beispiel in Sub-Sahara-Afrika einfach die Bedingungen so schlecht sind aufgrund des Klimawandels, dass Menschen flüchten müssen. Das könnte natürlich auch andernorts Konflikte verschärfen."
Bundeswehr sieht Klimawandel als Sicherheitsthema
Im Weißbuch der Bundeswehr für 2016 ist bereits festgeschrieben, dass sich Deutschland dafür einsetze, den Klimawandel als sicherheitspolitisches Thema in internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen und der Europäischen Union zu verankern. Dabei sollen auch die Fähigkeiten von potentiell gefährdeten Gesellschaften gestärkt werden, dem Klimawandel begegnen zu können.
In den USA gibt es derzeit dagegen das Problem, dass der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Präsident Trump, den Klimawandel bestreitet. Während seines Wahlkampfes erklärte er ihn zu einem "chinesischen Schwindel". Alle Programme der US-Regierungsagenturen wie zum Beispiel der NASA, die sich mit der Erforschung des Klimawandels befassen, wurden gestutzt oder abgeschafft – während das Pentagon den Klimawandel als reale Bedrohung einstuft. Das sei fatal, so General Galloway.
"Ich bin besorgt darüber. Es kann nicht sein, dass sich verschiedene Teile unserer Regierung unterschiedlich gegenüber diesem Phänomen verhalten. Wir müssen uns auf die Daten verlassen, die die NASA uns zur Verfügung stellt. Und deshalb ist es wichtig, dass sie das weiter tut."