Sicherlich ist Baustelle nicht gleich Baustelle. Aber zumindest, wenn Baumaschinen ohne Ruß-Partikelfilter eingesetzt werden, dann verschlechtert sich Luft schon erheblich. Heute Vormittag wurde dies denn auch mit Messungen in Berlin verdeutlicht. In der Hauptstadt muss man nach Baustellen bekanntlich nicht lange suchen - die Initiatoren dieser Freiluft-Pressekonferenz postierten sich somit gleich direkt am Berliner Hauptbahnhof, wo ja derzeit immer noch Hotels und Bürogebäude in die Höhe wachsen.
Die Messungen, aber auch generelle Erfahrungen, zeigen, dass die Luft im Arbeitsumfeld von Baumaschinen schon um bis zu zwanzig Mal mehr mit Abgasen belastet ist, als ein gewöhnlicher innerstädtischer Standort. Und gegen dieses Umweltproblem wollen die Initiatoren jetzt vorgehen. Dietmar Schäfers ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt, der IG Bau.
"Ich meine, es ist ja fast ein Treppenwitz, was wir derzeit in Deutschland erleben, wenn es nicht so traurig wäre: Ein Bauarbeiter darf mit seiner gelben Umweltplakette nicht nach Berlin reinfahren, wenn er aber seine Baustelle erreicht, dann setzt er sich auf seine diesel-betriebene Baumaschine und bläst den Dreck in die Luft. Damit gefährdet er ja nicht nur sich selbst, sondern auch die Bevölkerung."
Somit macht der stellvertretende IG Bau-Chef auf Widersprüche in der Gesetzgebung und auch bei den Luftreinhaltevorschriften aufmerksam. Denn im Gegensatz zum privaten PKW-Verkehr sind Baumaschinen bislang weitgehend von den gesetzlichen Vorschriften hinsichtlich einer Abgasreinigung, sprich dem verpflichtenden Einsatz von Rußpartikelfiltern, ausgenommen. Und deshalb steht eine flächendeckende Filterpflicht für alle Baumaschinen hierzulande natürlich ganz oben auf der Liste der Baugewerkschaft. Dietmar Schäfers:
"Wir haben seit 2014 eine Verordnung, dass neue Maschinen mit Rußpartikelfilter ausgeliefert werden müssen. Allerdings gilt dies nicht für Altmaschinen - und die Masse der Baumaschinen sind Altmaschinen. Die haben eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren. Wenn jetzt nicht auch das Nachrüsten gefordert wird, dann müsste man mit diesem Zustand noch 20 bis 25 Jahre leben. Das ist nicht akzeptabel, weil es um die Gesundheit nicht nur der Bauarbeiter, sondern auch der Bevölkerung geht."
Die Kosten eines Filtereinbaus sind natürlich auch abhängig von der Art der dieselbetriebenen Baumaschine. Laut Gewerkschaftsangaben würden die Kosten bei einem mittelgroßen Bagger zwischen 5.000 und 7.000 Euro betragen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bereits vor 2 Jahren Dieselabgase klar als krebserregend eingestuft. Die Gefahren sind also bekannt. Vor Ort war heute auch Prof. Dr. Xaver Baur, er ist Arbeitsmediziner an der Charité hier in Berlin: Stickoxide, Feinstaub in Verbindung mit den winzigen Rußpartikeln - das sei eine erhebliche gesundheitliche Gefährdung:
"Die haben mehrere, weitreichende Gesundheitsfolgen: Zum einen adsorbieren sie auch andere Schadstoffe. Beim Einatmen werden sie bis in die ganz tiefen Atemwege transportiert - bis in die Luftbläschen. Sie sind so klein die Partikel, dass sie sogar den gesamten Organismus belasten."
Immerhin, so Xaver Baur, würden jährlich in Deutschland rund 13.000 Tonnen dieser schädlichen Emissionen freigesetzt.
Die Deutsche Umwelthilfe fordert nun schnelle Schritte vom Gesetzgeber: Jürgen Resch, der Bundesgeschäftsführer:
"Wir brauchen eine klare Entscheidung der Politik, die für öffentlich ausgeschriebene Baumaßnahmen in Deutschland die Filterpflicht von Baumaschinen vorschreibt. Freiwillig wird das nicht passieren, denn die Maschinen mit Filter sind teurer, derjenige, der freiwillig seine Maschinen umrüstet, der wird wohl preislich nicht den Zuschlag erhalten. Ohne eine klare Entscheidung der Länder und des Bundes wird es nicht dazu kommen, dass wir saubere Baumaschinen in die Städte bekommen."
Aus Gründen des Arbeitsschutzes und auch des generellen Gesundheitsschutzes müsse gehandelt werden, so Jürgen Resch. Emissionen aus Dieselfahrzeugen müssten künftig so gering wie möglich gehalten werden.