Es ist eine 3000 Kilometer lange Odyssee. 3000 Kilometer müssen mittelamerikanische Migranten durch Mexiko zurücklegen, um an die US-Grenze zu gelangen. Auf diesem Weg werden sie beraubt, erpresst, ermordet, vergewaltigt oder entführt, so Amnesty International in seinem jüngsten Bericht über die Menschenrechtslage in Mexiko. Jugendbanden lauern den schutzlosen Migranten auf, Killerkommandos der Drogenkartelle und - die Polizei.
Rund hundert Kilometer nördlich der mexikanisch-guatemaltekischen Grenze fährt fast täglich ein Güterzug gen Norden. Als der Todeszug ist er berüchtigt, "die Bestie" nennen ihn die Migranten. Noch im Bahnhof der Stadt Ariaga klettern sie auf die Waggondächer und hoffen.
"Vertrauen wir auf Gott, dass wir ankommen", betet der Guatemalteke Eduardo und klammert sich am Zug fest. Nur nicht einschlafen, immer wieder fallen Menschen von diesem Zug herunter.
Beim ersten Stopp bleibt noch Zeit für ein Kartenspielchen. 300 bis 400 Menschen reisen auf der Bestie, höchstens 30 Frauen darunter, zwei von ihnen scheinen schwanger zu sein. Der 28-jährige Honduraner Henry weiß, was auf sie zukommt, er macht den Trip zum vierten Mal. Vor drei Monaten hat er sich aus den USA deportieren lassen, um seine schwerkranke Mutter zu besuchen. Jetzt muss er wieder Geld verdienen.
"Wenn der Zug langsam fährt oder plötzlich anhält, kommen aus dem Gestrüpp 100 oder 200 Polizisten. Manchmal schaffen wir es schnell vom Zug zu springen, aber für die Frauen ist das schwierig. Wahrscheinlich hat nur von den Frauen hier nur eine einzige das Glück, die US-Grenze zu erreichen, von den Männern schaffen es vielleicht acht. Überall lauern uns bis zu 500 Mann starke Polizei- oder Militärbataillone auf. Und das macht es echt schwierig."
Henry sollte recht behalten. Der Todeszug hat gerade erst den Bundesstaat Chiapas verlassen, da bremst er ab. Die Gleise sind umstellt von maskierten Beamten der Bundespolizei. Runter, runter, schreien sie, einige erklimmen die Waggons. Zwei Guatemalteken konnten nicht schnell genug abhauen, erzählen sie später in einer kirchlichen Zufluchtsstätte.
"Sie stiegen auf den Zug, packten mich und brüllten 'Runter vom Zug, alle runter'. Mit Fußtritten haben sie uns runter gestoßen. Wir mussten uns auf den Boden legen. Einer der Polizisten nahm mir 1200 Pesos ab und sagte dann, ich könne jetzt gehen. Zuvor hatte er meine Tasche durchwühlt, aber nichts gefunden. Die anderen lagen immer noch auf dem Boden und hatten Angst, weil man mehrere Schüsse hörte."
Die Polizeiaktion war gegen das Gesetz, weil zunächst keine Beamten der Einwanderungsbehörde zugegen waren. Deshalb verjagten die Polizisten ihre ausgeraubten Opfer, damit sie später nicht bei den Grenzbehörden aussagen können. Circa 100 Personen hatten die Polizisten zunächst festgesetzt, nur 47 wurden später der Migra, der Einwanderungsbehörde, übergeben. Die 24-jährige Marta aus Guatemala konnte fliehen.
"Einer Frau haben sie 3000 Pesos abgenommen. Die hatte sie in ihrem BH versteckt und sie haben einfach reingelangt. Sie hat nur noch geweint. Wir Frauen mussten uns in eine Reihe stellen und wurden durchsucht. Einige versuchten wegzulaufen, ich wollte erst nicht, weil sie meinen Mann hatten, aber dann rannte ich doch. Sie schossen hinter uns her und wir rannten und rannten."
Fürs Erste ist sie den Fängen der Polizei und der Abschiebung entronnen. Im nächsten Städtchen versorgt sie sich mit neuem Geld, das ihr Verwandte überweisen. Eine kleine Rate nur, denn noch liegen über 2500 Kilometer Mexiko vor ihr. Anzeige kann Marta natürlich nicht erstatten, sie würde dann festgenommen. "Wir Migranten sind hier Freiwild", stöhnt sie zu Recht. Kein Verbrechen an Mittelamerikanern wird je gesühnt. Diese Straflosigkeit klagt auch Amnesty International ausdrücklich an.
Auch Henry, der Honduraner, der den Trip zum vierten Mal macht, konnte den Häschern in Polizeiuniform entkommen. Er wartet auf den nächsten Zug - und auf den nächsten Überfall.
"Wenn wir sie sehen, springen wir ab und rennen los. Wir denken nur noch an Gott, und dass er uns hilft durchzukommen."
Rund hundert Kilometer nördlich der mexikanisch-guatemaltekischen Grenze fährt fast täglich ein Güterzug gen Norden. Als der Todeszug ist er berüchtigt, "die Bestie" nennen ihn die Migranten. Noch im Bahnhof der Stadt Ariaga klettern sie auf die Waggondächer und hoffen.
"Vertrauen wir auf Gott, dass wir ankommen", betet der Guatemalteke Eduardo und klammert sich am Zug fest. Nur nicht einschlafen, immer wieder fallen Menschen von diesem Zug herunter.
Beim ersten Stopp bleibt noch Zeit für ein Kartenspielchen. 300 bis 400 Menschen reisen auf der Bestie, höchstens 30 Frauen darunter, zwei von ihnen scheinen schwanger zu sein. Der 28-jährige Honduraner Henry weiß, was auf sie zukommt, er macht den Trip zum vierten Mal. Vor drei Monaten hat er sich aus den USA deportieren lassen, um seine schwerkranke Mutter zu besuchen. Jetzt muss er wieder Geld verdienen.
"Wenn der Zug langsam fährt oder plötzlich anhält, kommen aus dem Gestrüpp 100 oder 200 Polizisten. Manchmal schaffen wir es schnell vom Zug zu springen, aber für die Frauen ist das schwierig. Wahrscheinlich hat nur von den Frauen hier nur eine einzige das Glück, die US-Grenze zu erreichen, von den Männern schaffen es vielleicht acht. Überall lauern uns bis zu 500 Mann starke Polizei- oder Militärbataillone auf. Und das macht es echt schwierig."
Henry sollte recht behalten. Der Todeszug hat gerade erst den Bundesstaat Chiapas verlassen, da bremst er ab. Die Gleise sind umstellt von maskierten Beamten der Bundespolizei. Runter, runter, schreien sie, einige erklimmen die Waggons. Zwei Guatemalteken konnten nicht schnell genug abhauen, erzählen sie später in einer kirchlichen Zufluchtsstätte.
"Sie stiegen auf den Zug, packten mich und brüllten 'Runter vom Zug, alle runter'. Mit Fußtritten haben sie uns runter gestoßen. Wir mussten uns auf den Boden legen. Einer der Polizisten nahm mir 1200 Pesos ab und sagte dann, ich könne jetzt gehen. Zuvor hatte er meine Tasche durchwühlt, aber nichts gefunden. Die anderen lagen immer noch auf dem Boden und hatten Angst, weil man mehrere Schüsse hörte."
Die Polizeiaktion war gegen das Gesetz, weil zunächst keine Beamten der Einwanderungsbehörde zugegen waren. Deshalb verjagten die Polizisten ihre ausgeraubten Opfer, damit sie später nicht bei den Grenzbehörden aussagen können. Circa 100 Personen hatten die Polizisten zunächst festgesetzt, nur 47 wurden später der Migra, der Einwanderungsbehörde, übergeben. Die 24-jährige Marta aus Guatemala konnte fliehen.
"Einer Frau haben sie 3000 Pesos abgenommen. Die hatte sie in ihrem BH versteckt und sie haben einfach reingelangt. Sie hat nur noch geweint. Wir Frauen mussten uns in eine Reihe stellen und wurden durchsucht. Einige versuchten wegzulaufen, ich wollte erst nicht, weil sie meinen Mann hatten, aber dann rannte ich doch. Sie schossen hinter uns her und wir rannten und rannten."
Fürs Erste ist sie den Fängen der Polizei und der Abschiebung entronnen. Im nächsten Städtchen versorgt sie sich mit neuem Geld, das ihr Verwandte überweisen. Eine kleine Rate nur, denn noch liegen über 2500 Kilometer Mexiko vor ihr. Anzeige kann Marta natürlich nicht erstatten, sie würde dann festgenommen. "Wir Migranten sind hier Freiwild", stöhnt sie zu Recht. Kein Verbrechen an Mittelamerikanern wird je gesühnt. Diese Straflosigkeit klagt auch Amnesty International ausdrücklich an.
Auch Henry, der Honduraner, der den Trip zum vierten Mal macht, konnte den Häschern in Polizeiuniform entkommen. Er wartet auf den nächsten Zug - und auf den nächsten Überfall.
"Wenn wir sie sehen, springen wir ab und rennen los. Wir denken nur noch an Gott, und dass er uns hilft durchzukommen."