Das hier ist Henriette, meine Assistentin – und was sie da hält ist eine große Königskrabbe: Der Körper hat den Durchmesser eines großen Tellers, und die Weite von Beinspitze zu Beinspitze beträgt anderthalb Meter.
Die rote Königskrabbe – oder Kamschatkakrabbe – die die Assistentin da auf dem Foto in die Kamera hält, ist ein Gigant. Als die Kamschatkakrabben vor fast 30 Jahren erstmals in die Netze norwegischer Fischern gingen, glaubten die zunächst an eine Mutation. Dann wurde klar: Diese monströs aussehenden Krustentiere sind Einwanderer. In den 60er Jahren hatten sowjetische Forscher sie im Murmansker Fjord ausgesetzt. Dort fühlte sie sich ebenso wohl wie in ihrer pazifischen Heimat – und sie breitete sich aus. Inzwischen hat sie mehr als tausend Kilometer zurückgelegt und dabei rund ein Drittel der norwegischen Küste erobert. Dass die Kamtschatkakrabbe bis zur Nordsee oder zur Bretagne vordringt, wie manche Experten fürchten, glaubt Jan Sundet vom Meeresforschungsinstitut in Tromsö nicht. Aber…
Die Krabben wird keine Probleme haben, weiter nach Norden zu wandern, in Richtung Bäreninsel und Spitzbergen.
Auf ihrem Weg zum Nordpol sind die Tiere schon weit vorgedrungen, denn Königs- oder Kamtschatka-Krabben sind hervorragende Wanderer:
Oder Läufer, denn ein Taucher wird Probleme haben, der Krabbe zu folgen. Sie ist sehr schnell mit ihren langen Beinen.
Allerdings packt die Wanderlust sie erst, wenn es ihnen in ihrem Heimatfjord zu eng wird:
Wir haben markierte Königskrabben wieder eingefangen. Solange der Bestand in einem Fjord nicht zu hoch ist, bewegen sie sich nur im Radius von einigen Kilometern. Wenn Tiere losziehen, sind es vor allem die Weibchen, die Hunderttausende befruchteter Eier mit sich tragen. Ein markiertes Weibchen ist in vier Jahren tausend Kilometer weit gewandert. Anscheinend verbreiten die Weibchen ihre Art. Denn wenn wir in einen Fjord kommen, in dem sich die Krabben gerade neu niederlassen, fangen wir bis zu 95 Prozent Weibchen.
Elf Monate lang tragen sie auf ihrer Wanderung ihren Nachwuchs mit sich, ehe sie ihn in einer flachen Bucht am Ende eines Fjords sich selbst überlassen.
Die junge Krabbe bleibt im flachen Wasser, bis sie etwa handtellergroß ist. Dann verzieht sie sich zu den großen in tieferes Wasser. Solange sie im flachen Wasser leben, schließen sie sich zu richtigen Klumpen von bis zu 10.000 jungen Krabben zusammen, wahrscheinlich um sich vor Feinden zu schützen. Tagsüber hocken sie zusammen, nachts laufen sie zum Fressen ins tiefere Wasser, wo sie sich mit den Erwachsenen zusammentun.
Junge wie alte Königskrabben haben eine Vorliebe für Muschelbänke – und fressen sie leer. Sie zerstören damit die Lebensgrundlage anderer Organismen, die von den Muscheln leben, Seesterne etwa, Seegurken oder Wellhornschnecken – ganz davon abgesehen, daß sie auch die gerne vertilgen.
Sie fressen so ziemlich alles. Wir haben den Mageninhalt untersucht und fanden alle möglichen Überreste von Bodenlebewesen. Da die Königskrabbe am Boden lebt, frißt sie Muscheln, Würmer, Algen, Schnecken, Fische: alles, was sie erwischt, wobei sie eine Vorliebe für Muscheln und Würmer hat.
Damit macht sie dem durch Überfischung bedrängten Heilbutt Konkurrenz. Die Folgen sind ungewiß: Für Sandflächen etwa gibt es gar keine Untersuchungen. Denn erst 2003 bekamen die Biologen Gelder für ökologische Forschungen bewilligt. Bis dahin durften sie nur die Daten für die Fangquote liefern. Das ist nun vorbei: Ab dem 1. Mai geht es den 2,6 Millionen erwachsenen Roten Königskrabben in norwegischen Gewässern an den Panzer: Sie sollen zurückgedrängt werden, vielleicht könne man sie sogar wieder auszurotten, hoffen die Forscher. Westlich von Tromsö bekommen die Fischer freie Hand. Östlich davon gilt eine Fangquote von 280.000 Stück. Der Grund: Die Russen wollen ihre Kamschatka-Krabbe behalten.
Die rote Königskrabbe – oder Kamschatkakrabbe – die die Assistentin da auf dem Foto in die Kamera hält, ist ein Gigant. Als die Kamschatkakrabben vor fast 30 Jahren erstmals in die Netze norwegischer Fischern gingen, glaubten die zunächst an eine Mutation. Dann wurde klar: Diese monströs aussehenden Krustentiere sind Einwanderer. In den 60er Jahren hatten sowjetische Forscher sie im Murmansker Fjord ausgesetzt. Dort fühlte sie sich ebenso wohl wie in ihrer pazifischen Heimat – und sie breitete sich aus. Inzwischen hat sie mehr als tausend Kilometer zurückgelegt und dabei rund ein Drittel der norwegischen Küste erobert. Dass die Kamtschatkakrabbe bis zur Nordsee oder zur Bretagne vordringt, wie manche Experten fürchten, glaubt Jan Sundet vom Meeresforschungsinstitut in Tromsö nicht. Aber…
Die Krabben wird keine Probleme haben, weiter nach Norden zu wandern, in Richtung Bäreninsel und Spitzbergen.
Auf ihrem Weg zum Nordpol sind die Tiere schon weit vorgedrungen, denn Königs- oder Kamtschatka-Krabben sind hervorragende Wanderer:
Oder Läufer, denn ein Taucher wird Probleme haben, der Krabbe zu folgen. Sie ist sehr schnell mit ihren langen Beinen.
Allerdings packt die Wanderlust sie erst, wenn es ihnen in ihrem Heimatfjord zu eng wird:
Wir haben markierte Königskrabben wieder eingefangen. Solange der Bestand in einem Fjord nicht zu hoch ist, bewegen sie sich nur im Radius von einigen Kilometern. Wenn Tiere losziehen, sind es vor allem die Weibchen, die Hunderttausende befruchteter Eier mit sich tragen. Ein markiertes Weibchen ist in vier Jahren tausend Kilometer weit gewandert. Anscheinend verbreiten die Weibchen ihre Art. Denn wenn wir in einen Fjord kommen, in dem sich die Krabben gerade neu niederlassen, fangen wir bis zu 95 Prozent Weibchen.
Elf Monate lang tragen sie auf ihrer Wanderung ihren Nachwuchs mit sich, ehe sie ihn in einer flachen Bucht am Ende eines Fjords sich selbst überlassen.
Die junge Krabbe bleibt im flachen Wasser, bis sie etwa handtellergroß ist. Dann verzieht sie sich zu den großen in tieferes Wasser. Solange sie im flachen Wasser leben, schließen sie sich zu richtigen Klumpen von bis zu 10.000 jungen Krabben zusammen, wahrscheinlich um sich vor Feinden zu schützen. Tagsüber hocken sie zusammen, nachts laufen sie zum Fressen ins tiefere Wasser, wo sie sich mit den Erwachsenen zusammentun.
Junge wie alte Königskrabben haben eine Vorliebe für Muschelbänke – und fressen sie leer. Sie zerstören damit die Lebensgrundlage anderer Organismen, die von den Muscheln leben, Seesterne etwa, Seegurken oder Wellhornschnecken – ganz davon abgesehen, daß sie auch die gerne vertilgen.
Sie fressen so ziemlich alles. Wir haben den Mageninhalt untersucht und fanden alle möglichen Überreste von Bodenlebewesen. Da die Königskrabbe am Boden lebt, frißt sie Muscheln, Würmer, Algen, Schnecken, Fische: alles, was sie erwischt, wobei sie eine Vorliebe für Muscheln und Würmer hat.
Damit macht sie dem durch Überfischung bedrängten Heilbutt Konkurrenz. Die Folgen sind ungewiß: Für Sandflächen etwa gibt es gar keine Untersuchungen. Denn erst 2003 bekamen die Biologen Gelder für ökologische Forschungen bewilligt. Bis dahin durften sie nur die Daten für die Fangquote liefern. Das ist nun vorbei: Ab dem 1. Mai geht es den 2,6 Millionen erwachsenen Roten Königskrabben in norwegischen Gewässern an den Panzer: Sie sollen zurückgedrängt werden, vielleicht könne man sie sogar wieder auszurotten, hoffen die Forscher. Westlich von Tromsö bekommen die Fischer freie Hand. Östlich davon gilt eine Fangquote von 280.000 Stück. Der Grund: Die Russen wollen ihre Kamschatka-Krabbe behalten.