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Alfred-Wegener-Institut
Gefahren durch industrielle Altlasten im arktischen Permafrost

In der Arktis drohen Schadstoffe durch den auftauenden Permafrost freigesetzt zu werden. Darauf weist Moritz Langer vom Alfred-Wegener-Institut im Deutschlandfunk hin. Unter anderem wegen der Ausbeutung von Rohstoffen wie Öl und Gas gebe es in der Region um den Nordpol rund 4.500 Industriestandorte.

07.04.2023
    Ein Ölbohrschiff in der Arktis.
    Ein Ölbohrschiff in der Arktis. (IMAGO/ITAR-TASS/Vladimir Smirnov)
    Auf die Gefahren durch industrielle Altlasten im arktischen Permafrost weist eine neue Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) hin. Entgegen der üblichen Bilder, die viele von der Arktis als weitgehend unberührter Landschaft haben, sind dort zahlreiche Industriestandorte. Rund 4.500 habe das AWI kartiert, sagte Moritz Langer im Deutschlandfunk. Dazu gehörten Ölfelder, Pipelines, Bergwerke, die land- und forstwirtschaftliche Nutzung sowie das Militär - Eingriffe des Menschen, die oft mit Schadstoffen einhergingen. Und die häufig in der Arktis verblieben seien, weil man auf den Permafrost gebaut habe. Vorsichtigen Schätzungen zufolge gebe es zwischen 13.000 und 20.000 kontaminierte Flächen, betonte Langer. Bereits wenn die Erderwärmung unter 2 Grad bleibe, würden 5.000 Flächen "im Bereich des auftauenden Permafrostes" sein.
    Der Permafrost fungiere als "hydrologische Barriere" für Schadstoffe und als sicheres Fundament für Bauwerke wie Chemikalienlager, die auf ihm stünden. Taue er auf, bestehe eine doppelte Gefährdung, erklärte der Wissenschaftler. Laut AWI reicht die Palette der Substanzen von giftigem Dieselkraftstoff über Schwermetalle bis hin zu radioaktiven Abfällen.

    Überwachung und Bergung der Schadstoffe sei nötig

    "Das allergrößte Problem ist, dass wir noch nicht genug Daten haben", sagte Langer. Das AWI habe nur "eine sehr, sehr grobe Abschätzung" machen können, das tatsächliche Problem könnte noch viel größer sein. Er mahnte eine Überwachung der kontaminierten Flächen an. Zudem müssten die gefährlichsten Standorte bald aus der Arktis entfernt werden. Der auftauende Permafrost mache es nicht einfach, die Gefahrenstoffe aus dem Boden zu extrahieren. Das sei jedoch nur im Winter möglich, weil in den aufgetauten Oberflächen Bagger beispielsweise nicht operieren könnten. "Hier drängt ein bisschen die Zeit, weil der Permafrost zunehmend auftaut und wir an einige Standorte eventuell gar nicht mehr hinkommen können", sagte Langer.
    Diese Nachricht wurde am 07.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.