Stellen Sie sich eine Familie vor, die ihre Heimat verlassen hat, da sie dort wegen der politischen Ansichten des Vaters verfolgt wurde. Inzwischen lebt die Familie in Deutschland. Der Vater und seine beiden Söhne sind begeisterte Fußballer und haben in ihrem Herkunftsland in einem Verein gespielt. Das wollen sie nun auch hier.
Fußball ist in vielen Ländern, aus denen Flüchtlinge zu uns kommen, Sportart Nummer eins. Das Interesse, in einem deutschen Klub zu spielen, stieg zwischen 2012 und 2018 kontinuierlich an. In Berlin hat Mehmet Matur diese Entwicklung intensiv begleitet. Seit 2004 ist er Integrationsbeauftragter des Berliner Fußball-Verbandes.
Geflüchtete haben sich zu Tausenden angemeldet
"Die ersten Zahlen, die wir damals hatten, waren so um die 500, die sich angemeldet hatten. Dann 2013 waren es so um die 700. Und 13/14 war der Boom sehr hoch. Zehntausend, die sich im Verein angemeldet haben. Also der Boom war da. Deutschland wurde 2014 Weltmeister. Und das hat auch natürlich auf die geflüchteten Menschen auch gewirkt."
Viele der Flüchtlinge trugen damals deutsche Nationaltrikots, erinnert sich Mehmet Matur, der ein Sportgeschäft im Berliner Bezirk Neukölln hat.
"Sie waren überwiegend aus Syrien. Aber auch aus Afghanistan, Irak und aus Afrika."
Häufig sind die Flüchtlinge zunächst außen vor und schauen durch Zäune anderen beim Fußballspielen zu. Das ändert sich, als der Berliner Fußball-Verband die Initiative ergreift und sich auf ein koordiniertes Vorgehen einigt.
"Wir müssen die Unterkünfte alle anschreiben und denen Angebote machen. Wir machen das nur für uns, für Fußball. Und Turniere veranstalten je nach Bezirk. Das Ziel war, das wir das mit einem Verein machen. Dass sie da auch die Jugendlichen, die dort sind, auch später in ihrem Verein die Möglichkeit geben, Fußball spielen zu können oder sich anzumelden."
Viele der Flüchtlinge trugen damals deutsche Nationaltrikots, erinnert sich Mehmet Matur, der ein Sportgeschäft im Berliner Bezirk Neukölln hat.
"Sie waren überwiegend aus Syrien. Aber auch aus Afghanistan, Irak und aus Afrika."
Häufig sind die Flüchtlinge zunächst außen vor und schauen durch Zäune anderen beim Fußballspielen zu. Das ändert sich, als der Berliner Fußball-Verband die Initiative ergreift und sich auf ein koordiniertes Vorgehen einigt.
"Wir müssen die Unterkünfte alle anschreiben und denen Angebote machen. Wir machen das nur für uns, für Fußball. Und Turniere veranstalten je nach Bezirk. Das Ziel war, das wir das mit einem Verein machen. Dass sie da auch die Jugendlichen, die dort sind, auch später in ihrem Verein die Möglichkeit geben, Fußball spielen zu können oder sich anzumelden."
Für Verfolgte besteht ein Risiko
Über sein Engagement in einem türkischen Sportbegegnungszentrum gelangt Matur zum Berliner Fußball-Verband. Im Laufe der Jahre hat die Integration von Flüchtlingen einen immer größeren Raum eingenommen. Für politisch Verfolgte besteht ein gewisses Risiko, wenn sie sich oder ihre Kinder in einem hiesigen Fußball-Verein anmelden wollen.
Denn wenn sie in ihrer Heimat bereits in einer Vereinsmannschaft gekickt haben, muss der Deutsche Fußball-Bund über die FIFA eine entsprechende Anfrage an den Landesverband stellen. Ein Moment, in dem sich Peter Kehl, der Vorsitzende der Turn- und Sportvereinigung Burgdorf, einem Verein aus der Region Hannover, jedes Mal unwohl fühlt.
"Das ist eine Geschichte, bei der ich immer ein bisschen Zahnschmerzen hatte, weil man das auch den Eltern und im Grunde auch den Kindern schlecht vermitteln kann, dass sie als Flüchtlinge hier sind, und man schickt eine Anfrage und Informationen über ihren Aufenthalt in den Staat, aus dem sie nun geflüchtet sind. Das ist eine Situation, die man schwer kalkulieren kann."
Bei politischem Fluchtgrund heikle Anfrage
Zwar wird nicht die genaue Adresse mitgeteilt, aber: "Es gibt eine Anfrage, der und der ist hier. Gibt es da Bedenken gegen? Weil man eben das aus dem Profibereich heraus, man möchte, sage ich mal, Kinderfußballer, die verschachert werden, das wollte man unterbinden. Und deswegen hat man dieses generelle Verfahren ins Leben gerufen, was gerade bei Flüchtlingskindern meiner Meinung nach problematisch ist."
Das ist vor allem bei einem politischen Fluchtgrund der Eltern heikel, wenn die Behörden, beispielsweise in Syrien über den neuen Aufenthaltsort der Familie Bescheid wissen. Um das Risiko zu minimieren, stellt der Berliner Fußball-Verband eine Anfrage auch schon mal mit seiner Adresse.
"Dass wir sagen, okay, wenn eben keiner den Namen geben will, und dass wir nicht nachfragen. Dann warten wir, und dann geben wir ihm trotzdem den Spielerpass.
Das ist vor allem bei einem politischen Fluchtgrund der Eltern heikel, wenn die Behörden, beispielsweise in Syrien über den neuen Aufenthaltsort der Familie Bescheid wissen. Um das Risiko zu minimieren, stellt der Berliner Fußball-Verband eine Anfrage auch schon mal mit seiner Adresse.
"Dass wir sagen, okay, wenn eben keiner den Namen geben will, und dass wir nicht nachfragen. Dann warten wir, und dann geben wir ihm trotzdem den Spielerpass.
Verbände melden sich kaum zurück
Andererseits geht die Resonanz der angeschriebenen Verbände zu reagieren - aus Syrien hat sich bis heute niemand beim Berliner Fußball-Verband gemeldet - gegen Null.
"Das typische Prozedere ist so, das man eine Anfrage richtet, und wenn da, ich weiß nicht mehr, 14 Tage oder innerhalb einer bestimmten Frist keine Antwort kommt, dass man sagt okay, Schweigen ist Zustimmung."
Eine einheitliche Linie gibt es im deutschen Fußball auch bei diesem Thema nicht. Während Mehmet Matur sich auf Verbandstagen dafür stark macht, das Anmeldeverfahren für Spielerinnen und Spieler aus sogenannten Verfolgungsländern nicht zu starr zu handhaben, wird das in Niedersachsen ganz anders gesehen, erklärt Peter Kehl:
"Es gab vom Verband den ausdrücklichen Hinweis zu meiner Zeit, jetzt vor einem Jahr ist das jetzt also gewesen, eine ausdrückliche Rüge, dass dieses Verfahren so nicht umgangen werden darf, auf keinen Fall."
"Das typische Prozedere ist so, das man eine Anfrage richtet, und wenn da, ich weiß nicht mehr, 14 Tage oder innerhalb einer bestimmten Frist keine Antwort kommt, dass man sagt okay, Schweigen ist Zustimmung."
Eine einheitliche Linie gibt es im deutschen Fußball auch bei diesem Thema nicht. Während Mehmet Matur sich auf Verbandstagen dafür stark macht, das Anmeldeverfahren für Spielerinnen und Spieler aus sogenannten Verfolgungsländern nicht zu starr zu handhaben, wird das in Niedersachsen ganz anders gesehen, erklärt Peter Kehl:
"Es gab vom Verband den ausdrücklichen Hinweis zu meiner Zeit, jetzt vor einem Jahr ist das jetzt also gewesen, eine ausdrückliche Rüge, dass dieses Verfahren so nicht umgangen werden darf, auf keinen Fall."