Sie legen keine Eier, sie setzen kaum Fleisch an, das wieder verkauft werden kann - männliche Küken sind aus wirtschaftlicher Sicht nicht wertvoll. Dementsprechend werden viele von ihnen direkt nach dem Schlüpfen vergast oder geschreddert.
Obwohl die Bundesregierung schon seit einigen Jahren ankündigt: Damit soll bald Schluss sind - ist davon auszugehen, dass im vergangenen Jahr wieder rund 45 Millionen männliche Küken aus ökonomischen Gründen direkt nach dem Schlüpfen getötet worden sind. Rund eine Million mehr als noch 2016.
Fast 46 Millionen tote Küken
Dieser Rückschluss lässt sich aus der Antwort der Bundeslandwirtschaftsministeriums an den Grünen Abgeordneten Oliver Kirscher ziehen, die unserem Hauptstadtstudio vorliegt. Krischer hatte nach der Zahl der in den vergangenen Jahren männlichen, getöteten Küken gefragt. Allerdings wird in deutschen Brütereien nur erfasst, wieviele weibliche Küken geschlüpft sind. 2016 gab waren es mit rund 44 Millionen Küken vier Millionen weniger als noch im Jahr davor, 2017 allerdings fast wieder 46 Millionen.
Daraus lässt sich in etwa auch die Zahl der männlichen Küken, die geschreddert oder vergast worden sind, ableiten. Geht man davon aus, heißt es in einer Stellungnahme des Landwirtschaftsministeriums an unseren Sender, dass das Geschlechterverhältnis von weiblichen zu männlichen Küken gleich verteilt ist, sei anzunehmen, dass jährlich etwa die gleiche Anzahl an männlichen Küken von Hühner-Legerassen in diesen Brütereien schlüpft.
Dass diese nach wie vor getötet werden, ist für den Grünen-Politiker Krirscher ein Skandal: "Union und SPD waren nicht einmal in der Lage die Zahl der getöteten Küken zu reduzieren, geschweige denn die verstörende Praxis aus der Industriellen Landwirtschaft ganz zu verbieten. Es sind nämlich 2017 noch einmal eine Million Küken mehr getötet worden, als im Jahr zuvor. SPD und Union versagen bei dem Thema seit Jahren", sagte Krischer unserem Hauptstadtstudio.
Moderne Technik soll es richten
Tatsächlich hatte der damalige Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, CSU noch 2015 angekündigt, 2017 soll Schluss sein mit dem Töten aus ökonomischen Gründen. Verbieten wollte er es nicht, die Bundesregierung setzte und setzt nach wie vor stattdessen auf moderne Technik, durch die schon weit vor dem Schlüpfen das mögliche Geschlecht im Ei erkannt werden kann. Mit rund fünf Millionen Euro hat das Bundeslandwirtschaftsministerium seit 2008 die Entwicklung dieser Verfahren gefördert, heißt es auf Nachfrage unseres Hauptstadtstudios.
Zu wenig findet Krischer: "Während sie die industrielle Landwirtschaft mit Milliarden fördern, hat die Forschung zu Alternativen zur Vermeidung des Kükenschredderns eher Alibi-Funktion. Man kann sich am Ende des Eindrucks nicht erwehren: Die Große Koalition will am widerlichen Kükenschreddern gar nichts ändern."
Große Koalition setzt auf Kontinuität
Vonseiten des Landwirtschaftsministeriums, das nun mit Julia Klöckner, CDU unter neuer Leitung steht, heißt es hingegen, man will an dem Weg festhalten, den Schmidt bereits angefangen hat zu gehen - auch wenn die Ergebnisse bislang noch nicht messbar sind - sprich kein Verbot, dafür die Hoffnung, dass die Technik, die laut Herstellern bald einsatzbereit sein soll, dazu führt, dass keine männlichen Küken mehr getötet werden.
Wenn den Brütereien praxistaugliche und umsetzbare Alternativen für das Kükentöten zur Verfügung stünden, würde es keinen nachvollziehbaren Grund für das Töten von Eintagsküken mehr geben. Demnach werde das routinemäßige Kükentöten in absehbarer Zeit auf Grundlage des geltenden Tierschutzgesetzes grundsätzlich nicht mehr möglich sein, so das Ministerium. Im Gegensatz zu 2013 hat man sich zumindest das entsprechende Ziel in den Koalitionsvertrag geschrieben: Bis zur Mitte der Legislaturperiode soll das Töten von Eintagsküken beendet sein, heißt es in der Vereinbarung von SPD und Union.