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Gefragter Rohstoff, aber oft nicht umweltfreundlich

Margarine und Reinigungsmittel: In diesen Produkten wird Palmfett oder Palmöl eingesetzt. Die Erträge sind extrem hoch - und deswegen werden immer mehr gewinnbringende Ölpalmplantagen angelegt. Aber dafür wird oft Regenwald gerodet oder Torfmoore trockengelegt. Und dabei gelangen riesige Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen in die Atmosphäre. Die Umweltschutzorganisation WWF und der Verband der Ölsaat verarbeitenden Industrie in Deutschland diskutieren nun an einem Runden Tisch.

Von Verena Kemna |
    Auf dem Weltmarkt wurden im vergangenen Jahr etwa 47 Millionen Tonnen Palmkern- und Palmöl gehandelt. Nur etwa sechs Millionen Tonnen dieser Pflanzenöle wurden nach Europa verkauft. Vor allem in der Nahrungsmittelindustrie, etwa in Fertigprodukten, in Schokolade, aber auch in Seifen und Waschmitteln werden Palmöle verarbeitet. Für Exportländer wie Indonesien, Malaysia und Kolumbien sind die hohen Erträge der Ölpalme ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Dabei verschwinden Regenwaldflächen und Torfmoore allzu oft zugunsten von Ölpalmplantagen. Diese Entwicklung wollen wir aufhalten, sagt Martina Fleckenstein, beim World Wide Fund for Nature, zuständig für EU-Politik. So hat der WWF schon vor Jahren gemeinsam mit dem Verband der Ölsaatenverarbeitenden Industrie Kriterien für eine nachhaltige Produktion festgelegt. Biologische Vielfalt steht dabei ganz oben auf der Checkliste:

    "Das heißt, gibt es dort besonders wertvolle Schutzgebiete, Regenwaldgebiete. Es wird auch darauf geachtet, was hat der Anbau von Ölpalmen für einen Einfluss auf Wasser und Boden. Es werden soziale Rahmenbedingungen geprüft, das heißt, wie sind die Bedingungen auf den Plantagen, gibt es dort eine medizinische Versorgung, Bildung, werden die Arbeitsrechte eingehalten, werden gerechte Löhne gezahlt, das alles wird in einem Zertifizierungssystem abgefragt."

    Inzwischen unterstützen fast sechzig europäische Industrieunternehmen freiwillig die festgelegten Standards für eine nachhaltige Produktion. Mit dem Runden Tisch für eine nachhaltige Produktion werben der WWF und der Verband der Ölsaatenverarbeitenden Industrie für Mitglieder, denn von einer ersten Schiffsladung mit nachhaltig produziertem Palmöl sind gerade einmal 320.000 Tonnen verkauft. Für über eine Million Tonnen des wertvollen Rohstoffes gibt es noch keine Abnehmer. Dabei liegt der Aufpreis für die nachhaltige Produktion bei gerade einmal einem Prozent. Die wenigsten Verbraucher wissen, welche Produkte Palmöl enthalten. Die Kriterien einer nachhaltigen Produktion können dem Konsumenten kaum vermittelt werden, meint Martina Fleckenstein vom WWF. Sie fordert gesetzlich festgelegte Standards:

    "Unser Ziel ist es, weitere Mitglieder für den Runden Tisch Palmöl zu gewinnen, aber auch das Bewusstsein zu schaffen bei den Abnehmern, den Nutzern von Palmöl, verstärkt oder ausschließlich zertifiziertes Palmöl einzusetzen. Wir erwarten, dass die Unternehmen, dass der Einzelhandel, klare Verpflichtungen unterzeichnet bis zum Jahr 2012/2015, ausschließlich zertifiziertes Palmöl einzusetzen."

    Unternehmen aus der Schweiz, Großbritannien und Frankreich führen die Liste der Industrieunternehmen, die sich für eine Nachhaltige Palmölproduktion einsetzen. In Deutschland hat sich die Henkel AG von Anfang an für die ökologischen Standards stark gemacht. Roland Schröder über die Beweggründe seines Unternehmens:

    "Einer der Hauptgründe ist, dass Henkel schon seit langer Zeit Nachhaltigkeit als eine seiner Kernkompetenzen begreift und dass wir auch schon seit vielen Jahren besonders viele nachwachsende Rohstoffe einsetzen. Nachdem deutlich wird, dass die Gewinnung von Palmöl und Palmkernöl zu einem ökologischen Problem wird, hat sich Henkel am Roundtable on Sustainable Palm Oil engagiert."

    Er hofft, dass es gelingt, langfristig das Bewusstsein der Verbraucher und damit auch der Industrie für eine nachhaltige Produktion zu schärfen:

    "Deutschland ist ein reiches Land. Wir haben ein Bruttosozialprodukt von etwa 30.000 US Dollar pro Kopf, Indonesien im Vergleich hat ein Zehntel davon, nämlich nur 3000 US Dollar. Das heißt, wir glauben schon, dass wir zahlen müssen, den Leuten vor Ort zu helfen, den Regenwald zu schützen. Den Beitrag möchte Henkel leisten."

    Er setzt auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie und die Einsicht der Konsumenten.