Die Botschaft von Raoni Metuktire, Häuptling der Kayapo aus dem brasilianischen Amazonasgebiet war deutlich:
"Ich wende mich an euch alle, in der ganzen Welt, hört mir gut zu: Alle müssen nun handeln, wir müssen Bolsonaro die Macht nehmen. Wir brauchen jemanden mit einem sauberen und ruhigen Gewissen, der uns nicht alle in Probleme bringt."
Das Kayapó-Oberhaupt war zu Gast in Deutschland. Nun reist er zurück in seine Heimat. Dorthin, wo seit Januar über 78.000 Brände im Wald gemessen wurden, das sind die aktuellen Zahlen des Weltrauminstituts Inpe. So dramatisch war die Situation seit Jahren nicht.
EU-Länder stellen Mercosur-Abkommen in Frage
Und das beschäftigt mittlerweile auch die internationale Politik. Der Amazonas steht auf der Agenda des G7-Gipfels in Biarritz, wegen der Waldbrände steht auch das EU-Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten, denen Brasilien angehört, zur Diskussion.
"Waldbrände gibt es auf der ganzen Welt. Das kann nicht als Vorwand für mögliche internationale Sanktionen dienen", erklärte Bolsonaro in einer TV-Ansprache. Er bedankte sich zwar für die Anteilnahme, nicht aber ohne erneut gegen seine Kritiker zu schießen: "Mehrere Industrieländer haben ihre Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen nicht erfüllt."
Zeigt der Druck auf Bolsonaro Wirkung?
Doch der internationale Druck zeigt anscheinend Wirkung. Bolsonaro kündigte an, das Militär in die betroffenen Gebiete schicken, um die lokalen Einsatzkräfte beim Kampf gegen die Feuer zu unterstützen. Außerdem versprach er härteres Vorgehen gegen illegale Abholzung und Brandstiftung in der Region.
Für viele in Brasilien sind solche Ankündigungen nur Rhetorik – wie in anderen Städten weltweit gingen am Freitag auch in Brasilien Tausende auf die Straße, um gegen Bolsonaros Amazonas-Politik zu protestieren, wie die Studentin Michelle Barbosa:
"Er kann die langfristigen Folgen seines Verhaltens gar nicht sehen. Er denkt nur an sich selbst und an den Profit. Und das alles passiert vor unsere Augen. Aber wir verschließen die Augen und tun so, als ob wir nichts sehen."
Auch anderswo in Südamerika brennt der Wald
Die Folgen der schweren Waldbrände sind noch gar nicht abzusehen, denn es brennt nicht nur am Amazonas und nicht nur in Brasilien, sondern in ganz Südamerika. Allein in Bolivien sind nach offiziellen Angaben in nur einer Woche eine halbe Million Hektar Wald verbrannt. Martin Frick vom Klimasekretariat der Vereinten Nationen, der zur lateinamerikanischen Klimawoche nach Salvador da Bahia gekommen war, spricht von einem Desaster:
"Waldbrände sind eine Katastrophe fürs Klima, setzen Hunderttausende Tonnen CO2 in die Atmosphäre frei. Aber auch kurzfristig setzen sie große Mengen Ruß und Rauch in die Atmosphäre. Eine große Gefahr für die Gesundheit der Menschen in nahe gelegenen Gebieten und ein starker Faktor für den Klimawandel."