NDR-Reporter haben die Fahndungslisten gemeinsam mit der oppositionsnahen syrischen Online-Plattform Zaman al-Wasl ausgewertet. Sie fanden unter anderem den Namen des Filmemachers und Fotografen Marcel Mettelsiefen. Er war mit seiner Dokumentation "Watani - My Homeland" für den Oscar nominiert. Darin begleitet Mettelsiefen eine syrische Familie auf ihrer Flucht aus dem Rebellengebiet in Aleppo bis nach Deutschland. Der Liste zufolge hat der syrische Militärgeheimdienst gegen den Berliner einen so genannten Entry Ban verhängt, ein Einreiseverbot.
Insgesamt umfasst der Datensatz rund 1,6 Millionen Einträge von den 1960er Jahren bis Anfang 2015. Menschen aus mehr als 150 Nationen stehen auf den Listen, unter ihnen mehr als 500 Deutsche. Es sind Diplomaten, Militärs und Studenten, aber auch Nahost-Korrespondenten internationaler Medien aus den USA und Europa.
Auch gegen Deutsche gibt es Haftbefehle
Sie werden in drei Kategorien geführt. Bei den meisten Deutschen will einer der syrischen Inlandsgeheimdienste über eine Einreise informiert werden. Manche - unter ihnen mehrere Journalisten - dürfen gar nicht einreisen und wieder andere müssen fürchten, verhaftet zu werden, denn gegen sie wurde in Syrien sogar ein Haftbefehl erlassen. Zu ihnen zählt der Videojournalist Kurt Pelda. Der gebürtige Schweizer hat auch mehrfach für die ARD aus Syrien berichtet.
Die syrische Regierung wollte sich zu der Datenbank nicht äußern. Sie ließ eine Bitte um Stellungnahme unbeantwortet. Über den Inhalt der Listen berichtet das NDR-Medienmagazin ZAPP heute um 23.15 Uhr.
(mw/am)