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Geher Carl Dohmann
"Ein Mixed-Wettbewerb ist relativ sinnlos"

Das IOC streicht die 50-Kilometer-Strecke der Geher aus dem Programm und begründet das mit Geschlechtergerechtigkeit. Für Geher Carl Dohmann ist das nur ein vorgeschobener Grund. Einen möglichen neuen Mixed-Wettbewerb sieht er kritisch. "Gehen ist ein Individualsport", sagte er im Dlf.

Carl Dohmann im Gespräch mit Raphael Späth |
Carl Dohmann beim Zieleinlauf.
Carl Dohmann beim Zieleinlauf. (picture alliance/Oliver Weiken/dpa)
Carl Dohmann ist dreimaliger Deutscher Meister im Gehen über 50 Kilometer. Auch bei den Olympischen Spielen in Tokio will der 30-Jährige über die 50 Kilometer antreten. Danach wird er sich aber eine neue Disziplin suchen müssen, denn das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Anfang Dezember das olympische Programm komprimiert und unter anderem auch die 50 Kilometer der Geher gestrichen. Begründet hat das IOC die Entscheidung mit der Gleichstellung von Männer und Frauen. Denn nur die Männer treten über 50 Kilometer an.
Für Dohmann ist das nicht nachvollziehbar. "Das ist ja immer die Ausrede mit der Geschlechtergerechtigkeit. Es wäre ja kein Problem, stattdessen einfach einen Wettbewerb über 50 Kilometer für Frauen einzurichten, oder man macht eine kürzere Strecke über 30 oder 35 Kilometer. Ich glaube, dass die Geschlechtergerechtigkeit hier nur ein vorgeschobenes Argument ist, um die Strecke ganz zu streichen", sagte Dohmann im Dlf.
"Individuelle Leistung sollte im Vordergrund stehen"
Der Leichtathletik-Weltverband "World Athletics" hat nun angekündigt, einen Mixed-Wettbewerb der Geherinnen und Geher einzuführen. Das Konzept soll zusammen mit den Sportlerinnen und Sportlern entwickelt werden. Dohmann bezeichnet das als "fair". "Ich persönlich sehe da allerdings schwarz, wie so eine Lösung aussehen soll. Einen Mixed-Wettbewerb im Gehen finde ich relativ sinnlos. Gehen ist ein Individualsport. Und bei Olympischen Spielen sollte dann doch die individuelle Leistung im Vordergrund stehen."
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Vorfreude in der Minderheit
Die Organisatoren der Olympischen Spiele von Tokio wollen die Veranstaltung um jeden Preis durchziehen. Dafür suggerieren sie mittlerweile eine Normalität, die ihnen noch auf die Füße fallen könnte.
Dohmann macht deutlich, dass er sich als Geher vom IOC nicht wertgeschätzt fühlt. Und auch bei "World Atheltics" habe ihm die Kommunikation nicht immer gefallen. "Da sind Entscheidungen dann einfach so getroffen worden. Ganz allgemein würde ich mir mehr Kommunikation mit den Athleten wünschen."
Training auf 35 Kilometer umstellen
Sein Training will Dohmann nun umstellen, zunächst auf 35 Kilometer. "World Athletics" hatte bereits angekündigt, ab der WM 2022 Strecken über 20 und 35 Kilometer für Männer und Frauen im Programm zu haben. "Für die Olympischen Spiele in Paris halte ich dann für am wahrscheinlichsten, dass ich mich an den 20 Kilometern orientieren werde, je nachdem, wie der Mixed-Wettbewerb aussehen wird."
So eine Umstellung sei aber alles andere als leicht, so Dohmann. "Vor allem von der langen auf die kurze Strecke ist es mit dem Alter etwas schwieriger, aber nicht unmöglich. Wenn man das rechtzeitig einleitet, ist das durchaus machbar. Aber natürlich wäre die Konkurrenz sehr groß, weil sich dann alle 50-Kilometer-Geher mit den 20-Kilometer-Gehern messen."