Zwei mit Messern bewaffnete Angreifer drangen in Saint-Étienne-du-Rouvray bei Rouen während einer Messe in eine Kirche ein. Die Geiselnehmer sollen den über 80-jährigen Priester, zwei Ordensschwestern und weitere Gläubige in ihre Gewalt gebracht haben. Die Attentäter töteten anschließend den Priester.
Bei dem Überfall wurde nach Angaben des Innenministeriums eine weitere Person schwer verletzt, bevor Spezialeinheiten die Männer beim Verlassen der Kirche erschossen. Inzwischen hat die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Medienberichten zufolge ist ein Mann in Polizeigewahrsam genommen worden. Details zur Person sind nicht bekannt.
Frankreichs Staatschef François Hollande und Innenminister Bernard Cazeneuve machten sich auf den Weg zum Tatort. Hollande verurteilte die Geiselnahme als "schändlichen Terroranschlag". Die beiden Männer hätten sich zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat bekannt, sagte der Präsident in Saint-Etienne-du-Rouvray. Er rief die Nation zur Geschlossenheit auf. "Der Terroranschlag ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich Frankreich im Krieg mit dem IS befindet, sagte Hollande. "Wir müssen diesen Krieg mit all unseren Mitteln führen." Der IS übernahm die Verantwortung für den tödlichen Anschlag auf die Kirche in Nordfrankreich.
Frankreich befindet sich derzeit in höchster Alarmbereitschaft, nachdem bei einem Anschlag in Nizza am 14. Juli 84 Menschen getötet worden waren. Zudem erlebte das Land im vergangenen Jahr eine Serie anderer tödlicher Angriffe, zu denen sich die Terrormiliz IS bekannte.
Papst Franziskus zeigte sich erschüttert und verurteilte die Geiselnahme als "sinnlose Gewalt". Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sprach von einem barbarischen Mord, der an einem heiligen Ort stattgefunden habe. "Die Geiselnahme bei Rouen sei eine neue schreckliche Nachricht. Sie schließt sich leider an eine Serie von Gewalt an, die uns in diesen Tagen erschüttert."
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sicherte Frankreich Solidarität zu. "Der fanatische, mörderische Hass macht jetzt noch nicht einmal Halt vor Gotteshäusern und Gläubigen", sagte der SPD-Politiker am Rande einer Reise nach Moldau. Deutschland stehe an der Seite Frankreichs. "Wir sind entschlossen, gemeinsam mit unseren Partnern dem Terrorismus die Stirn zu bieten."
In Frankreich selbst hat das neue Attentat die Debatte über die Sicherheitspolitik verschärft. Der frühere Präsident Nicolas Sarkozy forderte die Regierung auf, unverzüglich Maßnahmen umzusetzen, die seine Partei seit Monaten fordere. "Juristische Spitzfindigkeiten, Vorsicht und Vorwände sind nicht akzeptabel", so Sarkozy von den konservativen Republikanern. Die Vorsitzende des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, erklärte per Twitter: "Die Verantwortung derer, die uns seit 30 Jahren regieren, ist immens."
Der Angriff auf die katholische Kirche in der Normandie ereignete sich weniger als zwei Wochen nach dem islamistischen Anschlag von Nizza, bei dem ein Angreifer mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge raste und 84 Menschen tötete.