Geistliche in Süditalien rechtfertigten sich immer wieder, dass es nicht ihre Aufgabe sein könne, Menschen zu richten. Doch wenn Mitglieder von Mafiaclans am Gottesdienst teilnehmen, lassen sich Absolution und göttlicher Segen kaum vermeiden. Mafiosi sind durchweg devote Marien- und Heiligenverehrer. In ihren Verstecken finden sich immer wieder Heiligenbildchen und Bibeln. Ihrem kriminellen Treiben geben sie sogar immer wieder den Anstrich einer göttlichen Mission.
Erst mit Papst Franziskus scheint der Vatikan einen neuen Vorstoß zu wagen, um die traditionellen Verbindungen zwischen Klerus und organisiertem Verbrechen zu kappen. Im Juni 2014 verkündete er vor 250.000 Gläubigen in Kalabrien, alle Mafiosi aus der Kirche auszuschließen und ihnen fortan Segen, Beichte und Absolution zu verweigern. Prompt gibt es Widerstand. "Der Bannspruch des Papstes kommt 150 Jahre zu spät" – das ist die resignierte Einschätzung von vielen Gläubigen in Süditalien.