Westaustralien 2010: Die Rohstoffgiganten machen mobil. Nach 20 Jahren ungebremstem Aufschwung wollte die Labor-Regierung eine Sondersteuer auf die Gewinne der Bergbauindustrie einführen. Einen faireren Anteil am Rohstoffboom: Mehr Geld für australische Renten und Infrastruktur, weniger für milliardenschwere Eisenerz- oder Kohlemultis. Doch die Industrie wehrte sich – mit einer Kampagne gegen die Regierung und mit Protestmärschen.
Allen voran, mit Megafon in der Hand und 200.000 Euro Perlenkette um den Hals: die westaustralische Multimilliardärin Gina Rinehart, 57, Eisenerz- und Kohlemagnatin, eine der reichsten Frauen der Welt. Die Proteste haben Erfolg. Nur Wochen später ersetzt die Labor-Regierung Premier Kevin Rudd, den Architekten der Bergbausteuer, durch Julia Gillard. Australiens neue Staatschefin gibt klein bei: Der ausgehandelte Kompromiss, jetzt Rohstoffsteuer genannt, kostet die Bergbauindustrie jährlich acht Milliarden Euro weniger als geplant. Doch Gina Rinehart ist das nicht genug. Für 300 Millionen Euro kauft sie Anteile an einem Fernseh-Privatsender und 13 Prozent von Fairfax – Australiens einzigem unabhängigen Zeitungsverlag. "Das ist ein Haufen Geld", sagt Medienexperte Tim Treadgold. Und wer soviel bezahlt, der möchte auch mitreden.
"Gina Rinehart geht es um mehr als nur Politik. Sie will die gesamte wirtschaftliche Debatte in Australien beeinflussen. Sie möchte weniger Steuern zahlen und einfacheren Zugang zu rohstoffreichem Land, sie will billige Gastarbeiter für ihre Minen nach Australien holen und ungestört Eisenbahnen bauen. Und das ist erst der Anfang."
70 Prozent der australischen Presse werden von Rupert Murdoch kontrolliert. Seine Blätter sind unverhohlen regierungsfeindlich und Big Business-freundlich. Gina Rinehart und Murdoch sind Duzfreunde. Die unparteiischen Fairfax-Zeitungen haben einen Marktanteil von 30 Prozent und werden vor allem in Sydney und Melbourne gelesen. Weit weg von Westaustralien. "Fairfax-Blätter kuschen nicht vor der Bergbauindustrie", betont Medienbeobachter Tim Treadgold. Gina Rinehart wolle sich und anderen australischen Rohstoffmagnaten nur eine bessere Presse kaufen. Koste es, was es wolle.
"Wer bei einem Medienunternehmen mitreden kann und mit der Berichterstattung nicht zufrieden ist, der kann auch mit der Faust auf den Tisch hauen. Das mag vielleicht nicht von heute auf morgen gehen. Aber wenn man der größte Anteilseigner ist und im Vorstand sitzt – dann wird einem auch zugehört."
Fairfax gibt drei der meistgeachteten Zeitungen Australiens heraus: Den "Sydney Morning Herald" und Melbournes "The Age" - außerdem die "Financial Review", ein furchtloses Wirtschaftsblatt, das die umstrittene Unternehmerin Rinehart gerade erst "die Greta Garbo des australischen Rohstoffbooms" getauft hat. Komplett mit Karikatur. Ein treffender Vergleich: Rinehart geht kaum aus, lebt zurückgezogen und spricht nicht mit der Presse. Das Hauptquartier ihres Minenkonzerns im westaustralischen Perth gleicht einer Festung: Wer hinein will, muss sich erst die Fingerabdrücke abnehmen lassen, das Glas an der Rezeption in der Lobby ist schussfest. Rineharts Investment in Fairfax soll ihre Zukunft sichern. "Ein cleverer Schachzug", glaubt Ron Manners vom Bergbauverband. Denn ein Mitspracherecht bei Australiens zweit einflussreichstem Zeitungsherausgeber ist wie eine Versicherungspolice gegen politische Entscheidungen, die gegen ihre kommerziellen Interessen getroffen werden.
"Gina Rinehart spürt, dass es an der Spitze der australischen Rohstoffindustrie ein Machtvakuum gibt – und das will sie ausfüllen". Die Minenkonzerne wollen politisch mitreden. Aber bisher waren die Industrieführer so gut wie unsichtbar."
Gina Rinehart sieht die Welt in Schwarz und Weiß. Es gibt nur Freunde oder Feinde, wer nicht rückhaltlos für sie ist, der ist automatisch gegen sie. Australiens eiserne Lady könnte leicht ganz Fairfax übernehmen – was sind schon zwei, drei Milliarden für jemand, der mehr als fünfzehn auf der hohen Kante hat? Christine Milne von den australischen Grünen aber sieht rot.
"Wir riskieren, dass Rupert Murdoch und Gina Reinhart den gesamten Printsektor in Australien kontrollieren. Mit einer freie Presse und Demokratie ist es vorbei, wenn ein paar Milliardäre ungehindert in den Medien Propaganda machen können."
Rinehart hat Vortragsreisen von Klimawandelskeptikern gesponsert, um das Einführen einer Emissionssteuer in Australien zu verhindern. Jetzt versucht sie – als Medienunternehmerin - mit bisher unabhängigen Blättern, öffentliche Meinung machen. Für Bergbaumagnatin Gina Rinehart geht es um Macht und – wie immer – ums Geschäft. Für die freie Presse in Australien aber geht es um noch viel mehr: ums nackte Überleben.
Allen voran, mit Megafon in der Hand und 200.000 Euro Perlenkette um den Hals: die westaustralische Multimilliardärin Gina Rinehart, 57, Eisenerz- und Kohlemagnatin, eine der reichsten Frauen der Welt. Die Proteste haben Erfolg. Nur Wochen später ersetzt die Labor-Regierung Premier Kevin Rudd, den Architekten der Bergbausteuer, durch Julia Gillard. Australiens neue Staatschefin gibt klein bei: Der ausgehandelte Kompromiss, jetzt Rohstoffsteuer genannt, kostet die Bergbauindustrie jährlich acht Milliarden Euro weniger als geplant. Doch Gina Rinehart ist das nicht genug. Für 300 Millionen Euro kauft sie Anteile an einem Fernseh-Privatsender und 13 Prozent von Fairfax – Australiens einzigem unabhängigen Zeitungsverlag. "Das ist ein Haufen Geld", sagt Medienexperte Tim Treadgold. Und wer soviel bezahlt, der möchte auch mitreden.
"Gina Rinehart geht es um mehr als nur Politik. Sie will die gesamte wirtschaftliche Debatte in Australien beeinflussen. Sie möchte weniger Steuern zahlen und einfacheren Zugang zu rohstoffreichem Land, sie will billige Gastarbeiter für ihre Minen nach Australien holen und ungestört Eisenbahnen bauen. Und das ist erst der Anfang."
70 Prozent der australischen Presse werden von Rupert Murdoch kontrolliert. Seine Blätter sind unverhohlen regierungsfeindlich und Big Business-freundlich. Gina Rinehart und Murdoch sind Duzfreunde. Die unparteiischen Fairfax-Zeitungen haben einen Marktanteil von 30 Prozent und werden vor allem in Sydney und Melbourne gelesen. Weit weg von Westaustralien. "Fairfax-Blätter kuschen nicht vor der Bergbauindustrie", betont Medienbeobachter Tim Treadgold. Gina Rinehart wolle sich und anderen australischen Rohstoffmagnaten nur eine bessere Presse kaufen. Koste es, was es wolle.
"Wer bei einem Medienunternehmen mitreden kann und mit der Berichterstattung nicht zufrieden ist, der kann auch mit der Faust auf den Tisch hauen. Das mag vielleicht nicht von heute auf morgen gehen. Aber wenn man der größte Anteilseigner ist und im Vorstand sitzt – dann wird einem auch zugehört."
Fairfax gibt drei der meistgeachteten Zeitungen Australiens heraus: Den "Sydney Morning Herald" und Melbournes "The Age" - außerdem die "Financial Review", ein furchtloses Wirtschaftsblatt, das die umstrittene Unternehmerin Rinehart gerade erst "die Greta Garbo des australischen Rohstoffbooms" getauft hat. Komplett mit Karikatur. Ein treffender Vergleich: Rinehart geht kaum aus, lebt zurückgezogen und spricht nicht mit der Presse. Das Hauptquartier ihres Minenkonzerns im westaustralischen Perth gleicht einer Festung: Wer hinein will, muss sich erst die Fingerabdrücke abnehmen lassen, das Glas an der Rezeption in der Lobby ist schussfest. Rineharts Investment in Fairfax soll ihre Zukunft sichern. "Ein cleverer Schachzug", glaubt Ron Manners vom Bergbauverband. Denn ein Mitspracherecht bei Australiens zweit einflussreichstem Zeitungsherausgeber ist wie eine Versicherungspolice gegen politische Entscheidungen, die gegen ihre kommerziellen Interessen getroffen werden.
"Gina Rinehart spürt, dass es an der Spitze der australischen Rohstoffindustrie ein Machtvakuum gibt – und das will sie ausfüllen". Die Minenkonzerne wollen politisch mitreden. Aber bisher waren die Industrieführer so gut wie unsichtbar."
Gina Rinehart sieht die Welt in Schwarz und Weiß. Es gibt nur Freunde oder Feinde, wer nicht rückhaltlos für sie ist, der ist automatisch gegen sie. Australiens eiserne Lady könnte leicht ganz Fairfax übernehmen – was sind schon zwei, drei Milliarden für jemand, der mehr als fünfzehn auf der hohen Kante hat? Christine Milne von den australischen Grünen aber sieht rot.
"Wir riskieren, dass Rupert Murdoch und Gina Reinhart den gesamten Printsektor in Australien kontrollieren. Mit einer freie Presse und Demokratie ist es vorbei, wenn ein paar Milliardäre ungehindert in den Medien Propaganda machen können."
Rinehart hat Vortragsreisen von Klimawandelskeptikern gesponsert, um das Einführen einer Emissionssteuer in Australien zu verhindern. Jetzt versucht sie – als Medienunternehmerin - mit bisher unabhängigen Blättern, öffentliche Meinung machen. Für Bergbaumagnatin Gina Rinehart geht es um Macht und – wie immer – ums Geschäft. Für die freie Presse in Australien aber geht es um noch viel mehr: ums nackte Überleben.