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Geknackte Gene - wenig Nutzen

Geschafft! 97 Prozent des menschlichen Erbgutes sind entschlüsselt. US-Präsident Bill Clinton und Craig Venter, Chef der Firma Celera Genomics, sparten auf einer gemeinsamen Pressekonferenz im Weißen Haus nicht mit großen Worten. Von einer Großtat, vergleichbar mit der Erfindung des Buchdruckes, war die Rede; Bill Clinton wollte gar den Bauplan Gottes gesehen haben. Fragt sich nur, ob er ihn lesen kann, denn die vielen Milliarden Einzelinformationen sagen zunächst einmal nur wenig aus, und praktischen Nutzen, etwa in Form einer neuen Therapie gegen Krebs, liefern sie kurzfristig erst recht nicht. Die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt. Dabei wird deutlich, dass sich der Blick auf das menschliche Genom verändert: Wissenschaftler interessiert weniger das einzelne Gen. In den Mittelpunkt rücken Beziehungen und Netze vieler tausend Gene. Die Biologie entwickelt sich von einer informationsarmen zu einer informationsreichen Wissenschaft, und zu einer kommerzialisierten Wissenschaft, mit der mittelfristig viele Firmen viel Geld verdienen.

Ute Hänsler und Volkhard Wildermuth |