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Gelbfieber in Brasilien
Die Furcht vor einer Epidemie wächst

Der jüngste Gelbfieberausbruch in Brasilien ist der schwerste seit Jahrzehnten. Noch dazu in einer Region nahe den Städten Rio de Janeiro, Sao Paolo und Salvador. Wenn das Virus auf die Gelbfiebermücke übergeht, könnte die Epidemie sich explosionsartig ausbreiten.

Von Joachim Budde |
    Eine weibliche Gelbfiebermücke saugt menschliches Blut.
    Die Gelbfiebermücke könnte die Verbreitung des Virus immens beschleunigen. (picture alliance / dpa / James Gathany / CDC)
    Das Virus kommt aus Affen, darum erschlagen und erschießen die Menschen in vielen der kleinen Städte in den ländlichen Regionen im Südosten Brasiliens die Affen, die dort leben – egal, ob die das Virus in sich tragen können oder nicht. Der jüngste Gelbfieberausbruch in dem lateinamerikanischen Land ist der schwerste seit Jahrzehnten, manche Reaktionen sind alles andere als rational. Seit Dezember sind dort weitaus mehr Menschen mit Gelbfieber infiziert worden als gewöhnlich: Die Gesundheitsbehörden haben 600 Kranke registriert; schon mehr als 200 sind an Komplikationen gestorben. Die Zahl der Verdachtsfälle liegt deutlich höher, sagt Professor Scott Weaver.
    "Niemand versteht, warum dies der größte Ausbruch seit langem ist. Vermutlich hat sich das Virus aus irgendeinem Grund besonders effizient im Wald zwischen Affen und Mücken vermehrt. Uns fehlen allerdings Daten, darum können wir nur spekulieren."
    Scott Weaver ist Direktor des Instituts für menschliche Infektionen und Immunität an der Universität von Texas in Galveston.
    In den Städten sind die Impf-Raten niedrig
    Noch beschränkt sich der Gelbfieberausbruch auf den sogenannten sylvatischen Zyklus. Im Wald hält sich das Virus in Affenpopulationen. Waldmücken übertragen es von Tier zu Tier – und gelegentlich auf Menschen. Was den Experten Sorgen bereitet: Wenn ein Kranker es in die großen Städte bringt und das Virus in die Stechmücken der Art Aedes aegypti, der Gelbfiebermücke, gerät, könnte die Epidemie sich explosionsartig ausbreiten.
    "Ich glaube, das Risiko ist sehr hoch. Es gibt Fälle in der Nähe großer Städte wie Rio de Janeiro und Sao Paolo. Dort ist die Impf-Rate ziemlich niedrig, weil der letzte urbane Ausbruch so lange zurückliegt."
    Die brasilianischen Gesundheitsbehörden haben mit ausgedehnten Impfkampagnen begonnen und in den betroffenen Provinzen zwölfeinhalb Millionen Impfdosen verteilt. Dort war zu Beginn lediglich die Hälfte dem Menschen geimpft. Dennoch hat die Kampagne den Ausbruch bislang nicht stoppen können. Der Impfstoff ist sehr effektiv, eine einzige Dosis schützt ein Leben lang.
    Für Affen ist die Epidemie eine ernste Bedrohung
    "Nur wenige Firmen stellen Gelbfieberimpfstoff her. Die Produktion genügt nicht, um alle Menschen in Risikogebieten in Afrika und Lateinamerika zu impfen. Dieses Problem ließe sich lösen, gäbe es den politischen Willen und Geld. Dieser Impfstoff ist billig und existiert seit 80 Jahren, dennoch gibt es diese lokalen Ausbrüche jedes Jahr aufs Neue in Lateinamerika."
    Mit Sorge sehen einige Experten, dass der Impfstoff weltweit knapp werden könnte.
    Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Reisende das Virus in weitere Länder verbreiten – ähnlich wie es beim Zika-Virus der Fall war. Doch noch ist das Risiko begrenzt, sagt Scott Weaver.
    "Infizierte Reisende können das Virus verteilen, wenn sie in Gegenden mit Gelbfiebermücken kommen. Es gibt in Brasilien gerade einmal rund 1000 Fällen, darum ist das Risiko viel kleiner als bei Zika. Aber es ist nicht null."
    Für die Affen ist die Epidemie eine ernste Bedrohung. Denn allein in den kleinen Städten der Provinz Minas Gerais haben Menschen seit Januar bereits tausende Primaten getötet. Viele dieser Arten sind bedroht. Für sie könnte die Epidemie das Ende bedeuten – auch wenn sie selbst gar nicht an Gelbfieber erkranken können.