Serie: Wege durch den Beratungsdschungel - Teil 1
Einen Finanzberater braucht jeder. Ob für die kleine Erbschaft, für die Geldanlage der Kinder oder einen Autokredit. Oftmals bietet gleich die Hausbank eine Lösung an. Mit diversen Produkten werben die Institute oftmals schon an der Eingangstür um Kunden. Sitzt man dann einem Berater gegenüber, sollte es vor allem um eines gehen: Der Kunde muss ernst genommen werden. Was banal klingt, sei absolut nicht selbstverständlich, sagt Andreas Oehler, Inhaber des Lehrstuhls für Finanzwirtschaft an der Universität Bamberg. Oehler ist Mitglied beim runden Tisch "Verbraucherschutz bei Dienstleistungen":
"Der Kunde wird sich im Zweifelsfall ernst genommen fühlen. Aber da beginnt die Falle. Man muss entdecken, ob einen der Berater nur vordergründig ernst nimmt oder ob er wirklich von einem wissen will, welche Ziele man hat, ob er die auch umsetzt, in dem er passende Vorschläge macht. Oder ob er aus Zeitgründen oder Geldgründen das Gespräch möglichst schnell beenden will."
Das Problem, so Oehler: Die meisten Finanzberater werden auf Honorar- und Provisionsbasis bezahlt. Auch die Bankberater bekommen Bonuszahlungen, wenn sie besonders lukrative Produkte verkaufen. Deshalb sollte sich der Kunde darauf achten, dass ihm der Finanzberater die Chance gibt, selber darzulegen in eigenen Worten, was er denn eigentlich möchte und dabei nicht auf die Uhr schaut. Denn das wichtige ist, dass der Finanzberater erkennt, welche Kompetenz der Kunde hat und welche Zielsetzung.
Der zweite wichtige Punkt ist, dass der Finanzberater Produkte, Anlageformen, gegebenenfalls bei einer Finanzierung eine Kreditform auswählt, die dann zu dem Profil des Kunden passen. Und diese Eignungsprüfung ist ein wesentliches Merkmal, die sehr oft in der Praxis missachtet wird.
Nachweise vom Berater einfordern
Ein guter Anhaltspunkt für die Qualität des Finanzberaters seien Studiennachweise, Zertifikate und Qualifizierungsbescheinigungen, die gut sichtbar dem Kunden zeigen, inwieweit Fortbildungen und Sachkundeprüfungen in der Vergangenheit zur Weiterbildung genutzt wurden. Und zwar für alle Finanzprodukte, nicht nur für Immobilienfonds, Darlehen, Investmentfonds oder Versicherungen, sondern die ganze Palette, betont Oehler:
"Es reicht also nicht, Bankkaufmann oder Investmentfondkaufmann zu sein oder eine Fortbildung als Fachwirt gemacht zu haben, sondern ich muss zeigen, dass ich über Jahre erfolgreich in dem Bereich tätig gewesen bin. Also nicht, dass ich lange tätig war, denn dann weiß ich auch nicht, wie gut jemand ist, sondern ich muss mir zeigen lassen, wie erfolgreich er tätig war, also ob er Kunden tatsächlich erfolgreich beraten hat."
Besonders sorgfältig arbeitende Finanzbüros arbeiten zur Qualitätssicherung mit Testorganisationen oder Wirtschaftsprüfern zusammen. Das ist im Internet einsehbar. Mittlerweile gibt es auch unabhängige Vergleichsportale, wo man sich informieren kann. Zuallererst sollte man aber die Sparkasse oder kleinere Bankfilialen der Region aufsuchen, wo oftmals eine soziale Verantwortung besteht, rät Finanzexperte Oehler. Dann kann eine zweite Meinung eingeholt werden, aber: Ein Finanzberater kann immer nur so gut sein, wie sich der Kunde selbst kennt, gibt Oehler zu bedenken:
"Da ist mein Rat, einen Schritt auf jeden Fall in eine Verbraucherzentrale zu machen und sich dort unabhängig beraten zu lassen auch erkennen zu können, welche Anlage zu mir passt, also bin ich eher ein risikofreudiger Typ oder bin ich der konservative Typ. Das kann ich sehr gut in einer Verbraucherzentrale klären, die da sehr gut aufgestellt sind."