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Gelungener Überraschungscoup

Mit einer schnell abgeschlossenen Kapitalerhöhung ist es der Deutschen Bank gelungen, drei Milliarden Euro einzusammeln. Und auch die gute Quartalsbilanz wurde von den Anlegern entsprechend honoriert.

Von Brigitte Scholtes |
    Das war ein voller Erfolg: Statt wie erhofft 2,8 Milliarden Euro hat die Deutsche Bank bei institutionellen Anlegern, bei denen sie 90 Millionen neue Aktien platziert hatte, sogar knapp drei Milliarden Euro frisches Kapital eingesammelt. Und der Kurs der Aktie legte kräftig zu. Anshu Jain merkte man heute Morgen in einer Telefonkonferenz die Erleichterung an:

    "”Today we can say that the so-called hunger march is over.”"

    Der Hungermarsch sei vorbei, meinte der Co-Chef der Deutschen Bank, nun könne sich sein Institut wieder auf Wachstum konzentrieren und auch die Aktionäre wieder mit einer höheren Ausschüttung erfreuen. Im ersten Quartal, das hatte das größte deutsche Kreditinstitut gestern Abend schon mitgeteilt, lag der Gewinn nach Steuern mit 1,7 Milliarden Euro um 300 Millionen höher als im Vorjahr. Zwischen Oktober und Dezember war wegen Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten noch ein Verlust von 2,5 Milliarden Euro angefallen. Ob diese Rückstellungen reichen, ist nicht abzusehen: Die Kosten für Rechtsstreitigkeiten könne man schlecht vorhersagen, weil sie vom Ausgang der Prozesse abhingen, meinte Co-Chef Jain heute Morgen. Wahrscheinlich würden sie künftig eher weiter steigen:

    "”Litigation expenses are hard to predict as they depend on the outcome of legal processes. Litigation expenses are likely to be a higher burden in future quarters.”"

    Hinzu kommen die regulatorischen Vorschriften, die die Bank wie viele andere belasten. Zunächst hatte die Deutsche Bank eine Kapitalerhöhung vermeiden wollen und stattdessen Risiken abgebaut. Damit gingen ihr zwar auch Ertragschancen verloren, aber die Bank habe damit auch gewonnen, sagte Jain:

    "Der sehr schnelle Fortschritt, den wir beim organischen Kapitalaufbau gemacht haben, hat uns eine Ausgangsbasis verschafft, von der aus wir mit einem Schlag alle Ziele erreichen konnten. Und egal wie man es betrachtet, kann man nicht abstreiten, dass wir nun über eine höhere Kernkapitalquote verfügen als unsere großen Konkurrenten. Das war eine große Chance, und die wollten wir nutzen."

    Die Deutsche Bank verfügt nun über eine Kernkapitalquote von 9,5 Prozent, 10 Prozent will sie bis 2015 erreichen. Sorgen um die Kapitalausstattung der deutschen Geldhäuser macht sich auch die Aufsicht derzeit nicht. So meint Sabine Lautenschläger, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank und dort für die Bankenaufsicht zuständig:

    "Die deutschen Institute haben derzeit eine Kapitalsituation, die es ihnen ermöglicht, Neugeschäft zu generieren. Sie können nicht unbedacht wachsen, ganz klar, aber wir haben keine Kreditverknappung in Deutschland, im Gegenteil. Etliche Institute würden gern mehr Geschäft machen."

    Doch bei der Deutschen Bank ist der Ertragsbringer immer noch das Investmentbanking. Deshalb meint Reinhard Schmidt, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Frankfurt:

    "Wir werden in den nächsten Jahren sehen, dass sich das Investmentbanking nicht so stark entwickelt wie in den letzten Jahren es gewesen ist und wie es die Krise ausgelöst hat."

    Es bleibt also noch genug zu tun für den deutschen Branchenprimus.