Zwei Männer stürzen mit begeistertem Schwung auf die Bühne. Der eine rast bäuchlings auf einem Rollbrett, während der andere um ihn herum springt und ihm mal seine helfende Hand zur Stabilisierung oder Beschleunigung reicht, mal ihn zu jagen scheint. Bis die leidenschaftlich bewegte Annäherung zu einem schlimmen Ende kommt: die Hand, die die beiden eben noch im Schwung zur Gemeinsamkeit antrieb und eine Beziehung zusammenhielt, wird plötzlich absichtlich zurückgezogen - und der auf dem Rollbrett schwebende poltert auf den Boden.
Gleich dies erste, sprachlos bewegungsstarke Bild versinnlicht, worum es "Nico and the Navigators" in ihrer neuen Arbeit geht: um die Ausstellung von Selbstdarstellungen und Kontaktversuchen. Sie werden in immer neuen, assoziativen Szenen auf der Bühne vor- und durchgespielt. Wie immer sehen wir bei dieser aus der bildenden Kunst kommenden Gruppe kein lineares Erzähltheater, sondern ein offenes Bildertheater aus Bewegung, Musik, Artistik, wenig Worten und manch tieferer Bedeutung.
Die Bühne: eine offene Szene, ein Kontakthof, dessen Wände aus Presspappe beweglich und dehnbar sind. Das genial einfache wie sinnlich mitspielende Bühnenbild von Oliver Proske unterstützt die Performer in ihren Auftritten, gibt ihnen Raum oder umschließt sie, bietet kleine Versteck-Türme zu selbstgewählter Vereinzelung und zu heimlicher Beobachtung und es öffnet sich auf unterschiedlichste Weise für Annäherungen, Abwendungen und theatralisch-emotionale Auftritte der Figuren.
Wer will oder den Programmzettel gelesen hat, der kann bei diesem Stück mit dem Untertitel "Intelligente Feinde und bessere Hälften - ein Stück über die Freundschaft" Texte von oder Bezüge zu literarischen Freund- und Feindschaften entdecken. Vor allem zu Wagner und Nietzsche - weshalb zwei Männer, das für den Tiefenpsychologisierer, gelegentlich Röcke über ihren Hosen tragen und einer von ihren eine Frauenhandtasche trägt. Doch sind diese Textbezüge, wie überhaupt Sprache, ob es deutsche, englische oder schweizerische ist, bei dieser szenischen Collage nicht sonderlich wichtig. Sprüche und Zitate sind nur Widerhaken in einem Theater der assoziativen Andeutungen und Verdeutlichungen.
Der Abend regt an, beschwingt und hakt sich mit seinen Assoziationsangeboten im Zuschauer fest. Weil Regisseurin Nicola Hümpel ihn mit ihren so unerhört präsenten Darstellern in eine poetisch schwebende Form zwischen Deutlichkeit und Mehrdeutigkeit bringt. Jeder setzt sich hier unentwegt in Szene: Es sind eben Künstler, voreinander, im Selbstdarstellungszwang. Hervorgezogen unter einem großen Tuch inszenieren sie in zeitloser Theaterkleidung historische Auftritte: hinreißend, wie Miyoko Urayama zur Musik aus Carmen wie eine Stierkämpferin den Männern sich und ihren Körper witzig und selbstironisch vorführt, herrlich beiläufig, wie Adrian Gilot als ein in sich konzentrierter Engländer sich mit seinem Album voller Visitenkarten immer aufs Neue vorzustellen sucht, und wunderbar, wie die von Martin Clausen und Oliver Zgorelec gespielten Freundespaare in wechselnden Zuständen am, unter und auf einem Tisch nur schwer zueinander finden. Wie hier fügen sich in poetischen Bildern immer wieder Komik und tiefere Bedeutung unangestrengt zusammen.
Sabine Akiko Ahrendt und Thomas Bloch-Bonhoff steuern mit Geige, Ziehharmonika und Keyboards einen Sound bei, der den Abend zu einem kleinen musiktheatralischen Gesamtkunstwerk werden lässt. Dieser Abend ist eine theatralische Entdeckung. Mit Schauspielern, die zugleich Tänzer, Komiker und Bewegungs-, aber nicht Bedeutungsspieler sind. Sie zeigen Menschen, die sich inszenieren, die sich in wechselnden Situationsbildern anderen vorführen, um zu zeigen, wie sie sind oder sein und scheinen wollen. Ein 70-minütiger, kleiner großer Abend. Unterhaltsam und poetisch.
Gleich dies erste, sprachlos bewegungsstarke Bild versinnlicht, worum es "Nico and the Navigators" in ihrer neuen Arbeit geht: um die Ausstellung von Selbstdarstellungen und Kontaktversuchen. Sie werden in immer neuen, assoziativen Szenen auf der Bühne vor- und durchgespielt. Wie immer sehen wir bei dieser aus der bildenden Kunst kommenden Gruppe kein lineares Erzähltheater, sondern ein offenes Bildertheater aus Bewegung, Musik, Artistik, wenig Worten und manch tieferer Bedeutung.
Die Bühne: eine offene Szene, ein Kontakthof, dessen Wände aus Presspappe beweglich und dehnbar sind. Das genial einfache wie sinnlich mitspielende Bühnenbild von Oliver Proske unterstützt die Performer in ihren Auftritten, gibt ihnen Raum oder umschließt sie, bietet kleine Versteck-Türme zu selbstgewählter Vereinzelung und zu heimlicher Beobachtung und es öffnet sich auf unterschiedlichste Weise für Annäherungen, Abwendungen und theatralisch-emotionale Auftritte der Figuren.
Wer will oder den Programmzettel gelesen hat, der kann bei diesem Stück mit dem Untertitel "Intelligente Feinde und bessere Hälften - ein Stück über die Freundschaft" Texte von oder Bezüge zu literarischen Freund- und Feindschaften entdecken. Vor allem zu Wagner und Nietzsche - weshalb zwei Männer, das für den Tiefenpsychologisierer, gelegentlich Röcke über ihren Hosen tragen und einer von ihren eine Frauenhandtasche trägt. Doch sind diese Textbezüge, wie überhaupt Sprache, ob es deutsche, englische oder schweizerische ist, bei dieser szenischen Collage nicht sonderlich wichtig. Sprüche und Zitate sind nur Widerhaken in einem Theater der assoziativen Andeutungen und Verdeutlichungen.
Der Abend regt an, beschwingt und hakt sich mit seinen Assoziationsangeboten im Zuschauer fest. Weil Regisseurin Nicola Hümpel ihn mit ihren so unerhört präsenten Darstellern in eine poetisch schwebende Form zwischen Deutlichkeit und Mehrdeutigkeit bringt. Jeder setzt sich hier unentwegt in Szene: Es sind eben Künstler, voreinander, im Selbstdarstellungszwang. Hervorgezogen unter einem großen Tuch inszenieren sie in zeitloser Theaterkleidung historische Auftritte: hinreißend, wie Miyoko Urayama zur Musik aus Carmen wie eine Stierkämpferin den Männern sich und ihren Körper witzig und selbstironisch vorführt, herrlich beiläufig, wie Adrian Gilot als ein in sich konzentrierter Engländer sich mit seinem Album voller Visitenkarten immer aufs Neue vorzustellen sucht, und wunderbar, wie die von Martin Clausen und Oliver Zgorelec gespielten Freundespaare in wechselnden Zuständen am, unter und auf einem Tisch nur schwer zueinander finden. Wie hier fügen sich in poetischen Bildern immer wieder Komik und tiefere Bedeutung unangestrengt zusammen.
Sabine Akiko Ahrendt und Thomas Bloch-Bonhoff steuern mit Geige, Ziehharmonika und Keyboards einen Sound bei, der den Abend zu einem kleinen musiktheatralischen Gesamtkunstwerk werden lässt. Dieser Abend ist eine theatralische Entdeckung. Mit Schauspielern, die zugleich Tänzer, Komiker und Bewegungs-, aber nicht Bedeutungsspieler sind. Sie zeigen Menschen, die sich inszenieren, die sich in wechselnden Situationsbildern anderen vorführen, um zu zeigen, wie sie sind oder sein und scheinen wollen. Ein 70-minütiger, kleiner großer Abend. Unterhaltsam und poetisch.