Mohammed Musa hat seine Augen fest verschlossen und betet. Gerade jetzt – während des Fastenmonats Ramadan – ist die Besinnung auf den Glauben besonders wichtig für den Muslim. Das weiß auch seine Frau Asibi. Deshalb sitzt sie neben ihm auf dem plüschigen Sofa, das mitten in dem kleinen Wohnzimmer steht. Und betet gemeinsam mit ihrem Ehemann. Auch sonst versucht Asibi Musa, ihm den Fastenmonat so angenehm wie möglich zu machen. Asibi Musa:
"Morgens koche ich für ihn und erledige kleine Aufgaben. Auch heute Abend habe ich für ihn gekocht. Das ist für sein Fastenbrechen."
Die 41-Jährige, die in der Stadt Kaduna im Norden Nigerias eine Schneiderwerkstatt betreibt, fastet selbst nicht. Sie ist Christin und geht jeden Sonntag zum Gottesdienst in die Baptistenkirche in ihrem Viertel. Vor 20 Jahren hat sie sich ganz bewusst entschieden, einen Moslem zu heiraten.
"Ich habe einfach geliebt, wie er sich verhält. Es gab auch Christen, die um meine Hand angehalten haben. Aber bei seiner Art habe ich einfach gedacht: Ich will mit ihm leben. Ich wollte niemanden heiraten, der mich später vor die Tür setzt. Aber dieser Mann ist einfach ein Gentleman. Deshalb sind wir zusammen."
Asibi Musa lächelt ein bisschen verlegen und streicht sich über ihren langen Rock. Dann geht sie in die Küche und kommt mit Tellern und Töpfen zurück. Sie hat Süßkartoffeln und Rührei zubereitet. Die Mahlzeit ist allerdings nicht die erste, die ihr Mann Mohammed Musa nach dem langen Fastentag zu sich nimmt. Er war schon zum Abendgebet in der Moschee und hat dort gemeinsam mit anderen Muslimen sein Fasten gebrochen. Dafür gibt es feste Rituale, erklärt Mohammed Musa:
"Das erste, was ich mir nach dem Fastenbrechen in den Mund schiebe, sind Datteln. Nach den Datteln kann man dann Früchte essen, beispielsweise Orangen, Äpfel, Bananen oder Wassermelonen. Das sind die Dinge, die es normalerweise bei uns gibt."
Das Fasten vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang ist jedoch nicht das einzige, was zum Ramadan gehört. In jenen Wochen ist auch Geschlechtsverkehr verboten. Außerdem sollen Muslime an ihren Tugenden arbeiten und besonders höflich und hilfsbereit zu anderen sein. So manches Mal hat sich Mohammed Musa gewünscht, dass seine Frau genau diese Zeit intensiver mit ihm erlebt und zum Islam übertritt. Doch alles Bitten und Betteln war vergeblich, lacht Mohammed Musa:
"Ich habe sie angefleht, lass' uns das zusammen machen (Gelächter). Aber bis heute hat sie das immer abgelehnt. Wenn ich sie also frage, ob sie zum Islam übertritt, sagt sie mir: Ich soll Christ werden (Gelächter). Nein, wir haben keine Probleme."
Diese Toleranz ist Mohammeds Erfahrung nach in vielen christlich-muslimischen Familien selbstverständlich. In Nigeria hat es schon immer gemischte Familien gegeben. Umso trauriger macht Mohammed Musa die ganze Diskussion über die islamistische Terrorgruppe Boko Haram. Seiner Meinung nach wirft die Debatte ein völlig falsches Bild auf Nigeria.
"Ich bin als Moslem auf die Welt gekommen und habe mich sehr viel mit meiner Religion beschäftigt. Trotzdem kann ich nichts zu Boko Haram sagen. Meinen muslimischen Brüdern, mit denen ich gemeinsam in die Moschee gehe, geht das nicht anders. Wir haben überhaupt keine Idee, wer oder was Boko Haram ist."
Dabei gilt die Gruppe, deren Name häufig mit "Westliche Bildung ist Sünde" übersetzt wird, als Nigerias Sicherheitsrisiko Nummer eins. Im gerade veröffentlichen Terrorismusbericht der US-amerikanischen Regierung heißt es: Alleine im vergangenen Jahr war Boko Haram für 136 Anschläge verantwortlich. Auch ganz in der Nähe des kleinen Hauses von Asibi und Mohammed Musa ist erst vor rund zwei Monaten ein Sprengsatz explodiert. Die Attentäter hatten ihn vor einer Kirche deponiert. Der Anschlag löste tagelange blutige Straßenschlachten zwischen jungen Christen und Muslimen in Kaduna aus. Doch davon will sich Asibi Musa nicht beeinflussen lassen. Haben die Anschläge aber nicht ihr Leben trotzdem verändert? Sie weicht aus:
"Nein, nein. Uns geht's gut,"
sagt Asibi Musa und versucht das Gespräch wieder auf ein anderes Thema zu lenken: auf das Ende des Ramadans, das heute oder morgen Abend erwartet wird – je nachdem, wann der Neumond zum ersten Mal gesichtet wird. Denn danach kann endlich Sallah, das Ende des Fastenmonats, gefeiert werden. Bis es soweit ist, hat Asibi Musa aber noch viel Arbeit.
"Ich weiß schon, was ich vorbereiten werde: Er kauft Fleisch, das ich koche. Dazu gibt es Reis. Wir teilen das Essen. Sogar meine Verwandten werden kommen und ihm ein frohes Sallah-Fest wünschen. Und vielleicht bekomme ich auch ein kleines Geschenk, zum Beispiel eine Grußkarte. So etwas schenkt mir mein Mann übrigens auch an Weihnachten."
Dann lächelt Asibi Musa und freut sich über den Vorteil, den eine christlich-muslimische Ehe hat: Ganz gleich ob Sallah oder Weihnachten – es wird einfach doppelt gefeiert.
"Morgens koche ich für ihn und erledige kleine Aufgaben. Auch heute Abend habe ich für ihn gekocht. Das ist für sein Fastenbrechen."
Die 41-Jährige, die in der Stadt Kaduna im Norden Nigerias eine Schneiderwerkstatt betreibt, fastet selbst nicht. Sie ist Christin und geht jeden Sonntag zum Gottesdienst in die Baptistenkirche in ihrem Viertel. Vor 20 Jahren hat sie sich ganz bewusst entschieden, einen Moslem zu heiraten.
"Ich habe einfach geliebt, wie er sich verhält. Es gab auch Christen, die um meine Hand angehalten haben. Aber bei seiner Art habe ich einfach gedacht: Ich will mit ihm leben. Ich wollte niemanden heiraten, der mich später vor die Tür setzt. Aber dieser Mann ist einfach ein Gentleman. Deshalb sind wir zusammen."
Asibi Musa lächelt ein bisschen verlegen und streicht sich über ihren langen Rock. Dann geht sie in die Küche und kommt mit Tellern und Töpfen zurück. Sie hat Süßkartoffeln und Rührei zubereitet. Die Mahlzeit ist allerdings nicht die erste, die ihr Mann Mohammed Musa nach dem langen Fastentag zu sich nimmt. Er war schon zum Abendgebet in der Moschee und hat dort gemeinsam mit anderen Muslimen sein Fasten gebrochen. Dafür gibt es feste Rituale, erklärt Mohammed Musa:
"Das erste, was ich mir nach dem Fastenbrechen in den Mund schiebe, sind Datteln. Nach den Datteln kann man dann Früchte essen, beispielsweise Orangen, Äpfel, Bananen oder Wassermelonen. Das sind die Dinge, die es normalerweise bei uns gibt."
Das Fasten vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang ist jedoch nicht das einzige, was zum Ramadan gehört. In jenen Wochen ist auch Geschlechtsverkehr verboten. Außerdem sollen Muslime an ihren Tugenden arbeiten und besonders höflich und hilfsbereit zu anderen sein. So manches Mal hat sich Mohammed Musa gewünscht, dass seine Frau genau diese Zeit intensiver mit ihm erlebt und zum Islam übertritt. Doch alles Bitten und Betteln war vergeblich, lacht Mohammed Musa:
"Ich habe sie angefleht, lass' uns das zusammen machen (Gelächter). Aber bis heute hat sie das immer abgelehnt. Wenn ich sie also frage, ob sie zum Islam übertritt, sagt sie mir: Ich soll Christ werden (Gelächter). Nein, wir haben keine Probleme."
Diese Toleranz ist Mohammeds Erfahrung nach in vielen christlich-muslimischen Familien selbstverständlich. In Nigeria hat es schon immer gemischte Familien gegeben. Umso trauriger macht Mohammed Musa die ganze Diskussion über die islamistische Terrorgruppe Boko Haram. Seiner Meinung nach wirft die Debatte ein völlig falsches Bild auf Nigeria.
"Ich bin als Moslem auf die Welt gekommen und habe mich sehr viel mit meiner Religion beschäftigt. Trotzdem kann ich nichts zu Boko Haram sagen. Meinen muslimischen Brüdern, mit denen ich gemeinsam in die Moschee gehe, geht das nicht anders. Wir haben überhaupt keine Idee, wer oder was Boko Haram ist."
Dabei gilt die Gruppe, deren Name häufig mit "Westliche Bildung ist Sünde" übersetzt wird, als Nigerias Sicherheitsrisiko Nummer eins. Im gerade veröffentlichen Terrorismusbericht der US-amerikanischen Regierung heißt es: Alleine im vergangenen Jahr war Boko Haram für 136 Anschläge verantwortlich. Auch ganz in der Nähe des kleinen Hauses von Asibi und Mohammed Musa ist erst vor rund zwei Monaten ein Sprengsatz explodiert. Die Attentäter hatten ihn vor einer Kirche deponiert. Der Anschlag löste tagelange blutige Straßenschlachten zwischen jungen Christen und Muslimen in Kaduna aus. Doch davon will sich Asibi Musa nicht beeinflussen lassen. Haben die Anschläge aber nicht ihr Leben trotzdem verändert? Sie weicht aus:
"Nein, nein. Uns geht's gut,"
sagt Asibi Musa und versucht das Gespräch wieder auf ein anderes Thema zu lenken: auf das Ende des Ramadans, das heute oder morgen Abend erwartet wird – je nachdem, wann der Neumond zum ersten Mal gesichtet wird. Denn danach kann endlich Sallah, das Ende des Fastenmonats, gefeiert werden. Bis es soweit ist, hat Asibi Musa aber noch viel Arbeit.
"Ich weiß schon, was ich vorbereiten werde: Er kauft Fleisch, das ich koche. Dazu gibt es Reis. Wir teilen das Essen. Sogar meine Verwandten werden kommen und ihm ein frohes Sallah-Fest wünschen. Und vielleicht bekomme ich auch ein kleines Geschenk, zum Beispiel eine Grußkarte. So etwas schenkt mir mein Mann übrigens auch an Weihnachten."
Dann lächelt Asibi Musa und freut sich über den Vorteil, den eine christlich-muslimische Ehe hat: Ganz gleich ob Sallah oder Weihnachten – es wird einfach doppelt gefeiert.