BKA-Bundeslagebild
Gemeldete Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder erneut gestiegen

Nachdem die Zahl registrierter Fälle sexualisierter Gewalt an Kindern erneut gestiegen ist, haben Regierung und Behörden erneut die hohe Priorität der Bekämpfung solcher Verbrechen betont. Die Taten gehörten wohl zu den furchtbarsten und widerwärtigsten Formen von Kriminalität, sagte Bundesinnenministerin Faeser bei der Vorstellung des aktuellen Bundeslagebilds.

08.07.2024
    Leere Schaukel auf einem Spielplatz
    Das Bundeskriminalamt in Wiesbaden hat neue Zahlen zur sexualisierten Gewalt gegen Kinder vorgestellt (Symbolbild). (dpa / Sven Hopp)
    Sie träfen die Verwundbarsten in der Gesellschaft und verursachten großes Leid, führte die SPD-Politikerin aus. Viele Opfer seien noch sehr jung. Mehr als 2.200 Mädchen und Jungen seien zum Zeitpunkt des Missbrauchs jünger als sechs Jahre gewesen. Auch die Vizepräsidentin des Bundeskriminalamts, Link, betonte, die betroffenen Kinder seien häufig schwer traumatisiert und kämpften nicht selten ein Leben lang mit den Folgen der Tat. Link kündigte einen weiteren Ausbau der Ermittlungen an.
    Die Zahl der gemeldeten Opfer von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist im vergangenen Jahr auf knapp 18.500 Betroffene unter 14 Jahren gestiegen, wie mitgeteilt wurde. Im Vorjahr lag die Zahl bei 17.400. Auch die Zahl der Opfer im Alter von 14 bis 17 Jahren nahm zu. Die Behörden begründeten dies unter anderem mit intensiveren Ermittlungen. 

    Viele Taten geschehen innerhalb der Familie

    Eine Herausforderung für die Polizei bleibt das Dunkelfeld: Viele Taten würden verschwiegen, beispielsweise weil sie innerhalb der Familie geschehen, hieß es. Dem BKA zufolge waren die Betroffenen in drei Viertel der Fälle weiblich, fast ein Drittel der Tatverdächtigen ist selbst minderjährig. Die Anzahl der Sexualdelikte mit minderjährigen Opfern hat sich laut BKA in den vergangenen fünf Jahren insgesamt mehr als verdreifacht. Bei Straftaten im Zusammenhang mit der Darstellung sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Internet wurde demnach ein neuer Höchststand verzeichnet.
    Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung Claus erklärte, hinter den vielen Bildern und Videos, die im Netz kursierten, stecke häufig "akute und lang andauernde sexuelle Gewalt". Um Kinder und Jugendliche im digitalen Raum besser zu schützen, müssten auch für das Netz Schutzstandards entwickelt und umgesetzt werden. Viele Kinder und Jugendliche trennten nicht zwischen dem Internet und dem Leben in der Offline-Welt. Auch Faeser betonte, in vielen Fällen spiele das Internet eine wichtige Rolle, etwa wenn die Täter Kontakte zu Minderjährigen über soziale Netzwerke anbahnen. Die SPD-Politikerin kündigte bei der Präsentation an, sich weiter für eine Pflicht zur Speicherung von IP-Adressen bei den Internetanbietern einzusetzen, um Täter zu identifizieren und Kinder und Jugendliche zu schützen.
    Diese Nachricht wurde am 08.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.