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Gender Pay Gap
Wird die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern wirklich kleiner?

Die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland werden einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge kleiner. Yvonne Lott von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung widerspricht im Dlf. Sie kritisiert die Berechnungsmethode des bereinigten Gender Pay Gaps.

Yvonne Lott im Gespräch mit Birgid Becker | 01.03.2019
Zwei Miniatur-Figuren, eine männlich, eine weiblich, stehen auf einer schiefen Ebene einer Wasserwaage. Die männliche Figur steht etwas weiter unten.
Lohnlücke zwischen Frauen und Männern - "bereinigt" knapp sechs Prozent (imago / Ralph Peters)
Die um Faktoren wie Branchenzugehörigkeit und Erwerbsumfang bereinigte Lohnlücke zwischen den Geschlechtern lag 2014 bei 5,8 Prozent, errechnet das Institut der deutschen Wirtschaft. 2010 hatte sie noch bei 7,7 Prozent gelegen. Werden die Berufserfahrung oder Teilzeitarbeit nicht miteinberechnet, liegt der sogenannte Gender Pay Gap deutlich höher: 2014 verdienten Frauen demnach 20,7 Prozent weniger als Männer. Das IW bezeichnet die bereinigte Lohnlücke als aussagekräftiger. Dem widerspricht die Genderexpertin der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Yvonne Lott.
"Nur ein Teil der ganzen Geschichte"
Lott kritisiert das Verfahren des Herausrechnens verschiedener Faktoren wie die Bezahlung in frauen-typischen Berufen oder die Teilzeitquote. Der bereinigte Gender Pay Gap erzähle, so Lott, "nur einen Teil der ganzen Geschichte". Branchenzugehörigkeiten und Teilzeitquote seien zwar erklärende Faktoren, trotzdem bleibe aber die Tatsache, dass die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen ohne Bereinigungsverfahren bei knappen 21 Prozent liege.
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