Natascha Hess ist niedergelassene Internistin und Kardiologin in Berlin. Die Hälfte der Frauen, die mit einer Angina Pectoris zu ihr kommen, also an einer Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße leiden, klagen nicht über die typischen Symptome wie Brustschmerzen, hat sie festgestellt.
"Es ist eine Luftnot, eine Antriebslosigkeit, Depressionen. Häufig ist es auch ein Schmerz, der nicht unbedingt im zentralen Brustkorb oder linksseitig lokalisiert ist, manchmal ist es auch ein Schmerz in der rechten Schulter, ein Schmerz im Oberbauch, im Unterkiefer, so dass erst Ärzte anderer Fachrichtungen aufgesucht werden, eh dann die Beschwerden richtig gedeutet werden. Und dann zu einem späteren Zeitpunkt eben der Kardiologe aufgesucht wird."
Bei Bypassoperationen sind Frauen ebenfalls schlechter gestellt. Sie sterben nach dem Eingriff zweieinhalbmal so oft wie männliche Patienten. So das Ergebnis einer aktuellen Studie mit 1600 Patienten am Deutschen Herzzentrum in Berlin. Die Forscher wollten herausfinden, warum das so ist. Als wichtigsten Risikofaktor haben sie Depressionen identifiziert. Professorin Vera Regitz-Zagrosek vom Institut für Geschlechterforschung an der Berliner Charité meint:
"Wir haben gesehen, dass wir depressive Stimmungslagen sehr viel häufiger bei den Frauen finden, und gesehen, das diese ein ganz wichtiger Einflussfaktor für Lebensqualität ein Jahr nach der Operation sind. Und auch für das Überleben. Mit anderen Worten, ein ganz wichtiger Faktor, der bei den Frauen negativ zu Buch schlägt, und den wir nicht wirklich berücksichtigt haben bis jetzt."
Die Wissenschaftler diagnostizierten bei 22 Prozent aller Patienten unmittelbar vor einer Bypass-Operation eine depressive Stimmung. Junge Frauen waren besonders häufig betroffen. Über die Gründe mutmaßen die Forscher bisher nur. Neben sozialen könnte es auch hormonelle Ursachen geben, die mit dem monatlichen Zyklus zusammen hängen. Ein Problem in der Forschung: Bei Tierversuchen nehmen die Wissenschaftler fast ausschließlich junge männliche Tiere. Sie entsprechen dem menschlichen Alter von 18 bis 25 Jahren. Charité-Professor Ulrich Kintscher erklärt:
"Man hat letztendlich immer Männchen benutzt, wenn es jetzt um tierexperimentelle Versuche geht. Aus dem Grund, in der experimentellen Medizin wollen Sie immer ein System haben, wo Sie einen großen Effekt sehen. Und man hat am Anfang geschaut, wo sehe ich den größeren Effekt, bei den Männchen oder den Weibchen, und dann ist häufig der größere Effekt bei den Männchen zu sehen. Und man hat deshalb jahrelang im Bereich der Nagetiere nur männliche Nager untersucht."
Diese nehmen beispielsweise bei bestimmten Diäten schneller ab. Und junge Tiere brauchen nicht so lange für die Aufzucht, sind also nicht so teuer. Vor kurzem aber hat beispielsweise ein Team von schwedischen Neurowissenschaftlern eine überraschende Erfahrung gemacht. Durch große Nachfrage waren männliche Mäuse ausgegangen. Also wechselten die Forscher mitten in einer Versuchsreihe auf weibliche. Prompt bekamen sie andere Ergebnisse. Die Gehirne der weiblichen Mäuse reagierten speziell in Ruhephasen ganz anders. Solche Entdeckungen führen derzeit zu einem Umdenken.
"Was zum Beispiel Zellkulturuntersuchungen angeht, da hat sich nie jemand darüber Gedanken gemacht, ob die Zellen von Männchen oder von Weibchen gekommen sind. Das wusste man einfach nicht. Durch die Erkenntnis ist man jetzt darauf gekommen, gut, auch im experimentellen Bereich zu gucken und achtet auch darauf, ob man jetzt die Zellen von männlichen oder weiblichen Tieren untersucht."
Neben neuen Forschungskonzepten fordern die Gendermediziner schon jetzt differenzierte Behandlungen für Frauen und Männer. Sie müssen bei der Vorsorge beginnen. Ärzte sollen sich über die geschlechtsspezifischen Symptome weiterbilden und untereinander austauschen. Medikamente müssen individueller verabreicht werden und Psychologen speziell auf die Besonderheiten von Frauen und Männern eingehen.
"Es ist eine Luftnot, eine Antriebslosigkeit, Depressionen. Häufig ist es auch ein Schmerz, der nicht unbedingt im zentralen Brustkorb oder linksseitig lokalisiert ist, manchmal ist es auch ein Schmerz in der rechten Schulter, ein Schmerz im Oberbauch, im Unterkiefer, so dass erst Ärzte anderer Fachrichtungen aufgesucht werden, eh dann die Beschwerden richtig gedeutet werden. Und dann zu einem späteren Zeitpunkt eben der Kardiologe aufgesucht wird."
Bei Bypassoperationen sind Frauen ebenfalls schlechter gestellt. Sie sterben nach dem Eingriff zweieinhalbmal so oft wie männliche Patienten. So das Ergebnis einer aktuellen Studie mit 1600 Patienten am Deutschen Herzzentrum in Berlin. Die Forscher wollten herausfinden, warum das so ist. Als wichtigsten Risikofaktor haben sie Depressionen identifiziert. Professorin Vera Regitz-Zagrosek vom Institut für Geschlechterforschung an der Berliner Charité meint:
"Wir haben gesehen, dass wir depressive Stimmungslagen sehr viel häufiger bei den Frauen finden, und gesehen, das diese ein ganz wichtiger Einflussfaktor für Lebensqualität ein Jahr nach der Operation sind. Und auch für das Überleben. Mit anderen Worten, ein ganz wichtiger Faktor, der bei den Frauen negativ zu Buch schlägt, und den wir nicht wirklich berücksichtigt haben bis jetzt."
Die Wissenschaftler diagnostizierten bei 22 Prozent aller Patienten unmittelbar vor einer Bypass-Operation eine depressive Stimmung. Junge Frauen waren besonders häufig betroffen. Über die Gründe mutmaßen die Forscher bisher nur. Neben sozialen könnte es auch hormonelle Ursachen geben, die mit dem monatlichen Zyklus zusammen hängen. Ein Problem in der Forschung: Bei Tierversuchen nehmen die Wissenschaftler fast ausschließlich junge männliche Tiere. Sie entsprechen dem menschlichen Alter von 18 bis 25 Jahren. Charité-Professor Ulrich Kintscher erklärt:
"Man hat letztendlich immer Männchen benutzt, wenn es jetzt um tierexperimentelle Versuche geht. Aus dem Grund, in der experimentellen Medizin wollen Sie immer ein System haben, wo Sie einen großen Effekt sehen. Und man hat am Anfang geschaut, wo sehe ich den größeren Effekt, bei den Männchen oder den Weibchen, und dann ist häufig der größere Effekt bei den Männchen zu sehen. Und man hat deshalb jahrelang im Bereich der Nagetiere nur männliche Nager untersucht."
Diese nehmen beispielsweise bei bestimmten Diäten schneller ab. Und junge Tiere brauchen nicht so lange für die Aufzucht, sind also nicht so teuer. Vor kurzem aber hat beispielsweise ein Team von schwedischen Neurowissenschaftlern eine überraschende Erfahrung gemacht. Durch große Nachfrage waren männliche Mäuse ausgegangen. Also wechselten die Forscher mitten in einer Versuchsreihe auf weibliche. Prompt bekamen sie andere Ergebnisse. Die Gehirne der weiblichen Mäuse reagierten speziell in Ruhephasen ganz anders. Solche Entdeckungen führen derzeit zu einem Umdenken.
"Was zum Beispiel Zellkulturuntersuchungen angeht, da hat sich nie jemand darüber Gedanken gemacht, ob die Zellen von Männchen oder von Weibchen gekommen sind. Das wusste man einfach nicht. Durch die Erkenntnis ist man jetzt darauf gekommen, gut, auch im experimentellen Bereich zu gucken und achtet auch darauf, ob man jetzt die Zellen von männlichen oder weiblichen Tieren untersucht."
Neben neuen Forschungskonzepten fordern die Gendermediziner schon jetzt differenzierte Behandlungen für Frauen und Männer. Sie müssen bei der Vorsorge beginnen. Ärzte sollen sich über die geschlechtsspezifischen Symptome weiterbilden und untereinander austauschen. Medikamente müssen individueller verabreicht werden und Psychologen speziell auf die Besonderheiten von Frauen und Männern eingehen.